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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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war.
    Eine niedrige Wand und mehrere kleine Lagerkammern waren mit einheimischem Felsgestein in die Spalte hineingebaut worden. Auf den ersten Blick und selbst noch auf den zweiten fiel es Case schwer zu entscheiden, ob die Überreste der Mauern nicht nur Geröll und Felsbrocken waren, die sich zufällig in der Spalte angesammelt hatten. Das Steinmaterial wies von Natur aus eine grob rechteckige Form auf, das nicht viel Nachbearbeitung von Menschenhand erforderte, um zu kleinen Bausteinen zu werden.
    »Sind wir schon da?« rief Sarah von unterhalb des Felsvorsprungs herauf.
    »Sieht ganz danach aus.«
    Case ging in die Knie, legte die Schaufel beiseite und streckte dann beide Arme hinunter, um Sarah auf das Sims heraufzuhelfen. Dabei entdeckte er etwas, was hinter einer der niedrigen Mauern hervorragte und wie ein verbogenes Stück Holz aussah. Er wandte den Kopf, um einen genaueren Blick darauf zu werfen.
    An dem seltsam geformten Gebilde hingen die Überreste einer Schnalle.
    Er stieß einen lautlosen Pfiff aus.
    »Halt dich fest«, sagte er. »Es ist wärmer hier oben, wo der Wind nicht hinkommt.«
    »Sind hier wirklich Ruinen?« fragte Sarah ungeduldig. »Manchmal ist es aus der Ferne nur schwer zu erkennen.«
    »Das kannst du gleich selbst beurteilen.«
    Case sagte nichts weiter, als er sie über den Vorsprung heraufzog.
    Sarah kauerte sich auf den kalten Fels und blickte sich neugierig um.
    »Paß auf, stoß dir nicht den Kopf«, warnte er sie.
    Das erste, was sie sah, war etwas, das hinter einer der halb eingestürzten Mauern hervorragte. Sie griff so hastig danach, daß sie sich trotz seiner Warnung hart den Kopf an der niedrigen Decke stieß.
    Sie achtete kaum darauf. Ihre Finger waren um einen uralten Lederriemen geschlossen, den die abwechselnd glühende Hitze und eisige Kälte der Steinwüste zur Konsistenz von Holz hatte vertrocknen lassen.
    »Ist er so alt, wie ich glaube?« fragte sie mit ehrfürchtiger Stimme.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur mit ziemlicher Sicherheit, daß er nicht von Indianern hier zurückgelassen wurde. Sie hatten kein Metall.«
    Sie wandte sich um und blickte ihn mit weit aufgerissenen, strahlenden Augen an.
    »Aber die Spanier hatten Metall«, flüsterte sie.
    »Und noch eine Menge anderer Völker nach ihnen«, erwiderte Case. »Es ist ein weiter Weg von dem verrotteten Überrest eines alten Geschirrs bis zu dreihundert Pfund Silber.«
    Aber der Glanz seiner Augen sagte ihr, daß er ebenso aufgeregt war wie sie.
    Sie kroch vorwärts, um zu sehen, was sich sonst noch hinter der niedrigen, halb eingestürzten Mauer verbergen mochte. Dann hielt sie zögernd inne.
    Sei da, bitte, flehte sie stumm. Für Conner. Er hat etwas Besseres verdient als das, was das Leben ihm zugeteilt hat.
    »Sarah?« fragte Case und berührte ihren Arm. »Stimmt irgendwas nicht?«
    »So viele Hoffnungen«, sagte sie schlicht.
    Schmerz zog sein Inneres zusammen.
    »Laß dich nicht von der Hoffnung beirren«, erwiderte er. »Sie wird dir nichts als Schmerz einbringen.«
    »Nein«, sagte sie. »Erinnerung schmerzt. Hoffnung heilt. Ohne Hoffnung würde das Leben unerträglich für uns sein.«
    Schweigend ließ Case ihren Arm los.
    Sarah kroch um die niedrige Mauer herum und spähte in die Dunkelheit dahinter.
    Undurchdringliche Dunkelheit starrte ihr entgegen.
    Sie griff unter ihren Poncho und zog vorsichtig eine Blechbüchse mit Streichhölzern hervor. Nach einem Moment flackerte eine Flamme am Ende des winzigen Holzstäbchens.
    Hinter der bröckelnden Mauer war nichts anderes als ein weiterer Haufen rechteckiger Steinbrocken.
    Enttäuschung durchzuckte sie wie ein schwarzer Blitz. Das Streichholz brannte herunter, flackerte noch einmal flüchtig auf und erlosch, während es ihren Handschuh ansengte. Sarah bemerkte nichts davon.
    Lange Zeit hockte sie nur reglos da und starrte mit tränenblinden Augen in die Dunkelheit. Dann spürte sie, daß Case in dem schwachen Licht direkt hinter ihr kauerte.
    Sie drehte sich zu ihm um.
    »Es gibt noch andere Canyons«, sagte er tröstend.
    Obwohl sie nickte, machte sie keine Anstalten, aufzustehen und zu gehen. Sie hielt das Stück Geschirr so fest umklammert, daß die Metallschnalle trotz des dicken Handschuhs in ihr Fleisch schnitt.
    »Waren noch irgendwelche anderen Ruinen in diesem Canyon?« fragte sie.
    »Ich habe keine anderen gesehen.«
    »Dann gibt es auch keine«, erwiderte sie tonlos.
    Case widersprach nicht.
    »Es war ja auch nur eine vage Vermutung«,

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