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Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Titel: Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Harris
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ob dieses Mädchen mehr als ein paar Worte auf einmal herausbringt. Vielleicht half ihr die Anwesenheit ihrer Freunde – und dass sie hier nicht unter Aufsicht stand. Mir war aufgefallen, dass sie nicht viel aß, nur einen Pfannkuchen und ein bisschen Obst, und natürlich rührte sie den Wein nicht an. Trotzdem waren ihre Wangen gerötet, und irgendwie schien sie wie berauscht.
    »Aber das glaubst du doch nicht im Ernst«, sagte ich.
    Sie zuckte sie Achseln. »Ich weiß nicht mehr, was ich glaube. Omi Al-Djerba sagt, dass die amar überall sind. Sie leben unter uns. Sie sehen sogar genauso aus wie wir. Aber innerlich sind sie keine Menschen, und sie haben nur ein Ziel: Sie wollen uns schaden.«
    »Ich weiß genau, wovon du redest«, sagte Anouk und beugte sich vor. »Sie hat sich Zozie de l’Alba genannt und so getan, als wäre sie unsere Freundin, aber eigentlich war sie gar kein Mensch, sondern ein Wesen ohne Schatten …«
    »Das reicht, Anouk«, sagte Vianne und legte Alyssa die Hand auf den Arm. »Wenn die Leute so misstrauisch sind gegenüber Inès, weshalb schicken sie dann ihre Kinder zu ihr?«
    »Am Anfang waren sie ja nicht misstrauisch. Und alle lieben Karim.«
    Ich verzog das Gesicht.
    »Du nicht?«, fragte Vianne sie.
    Alyssa wandte den Blick ab. »Nein, ich nicht.« Selbst im Kerzenlicht konnte man sehen, dass ihr Gesicht ganz erhitzt war. Vianne musterte sie aufmerksam, fragte aber nicht weiter, sondern wechselte so geschickt das Thema, dass nur ich es registrierte. Wir redeten den ganzen Abend nur noch über Dinge, die nichts mit Inès zu tun hatten, und die Atmosphäre war so schön, dass ich ganz überrascht war, als ich auf die Uhr schaute und es schon nach Mitternacht war.
    Ich warf Joséphine einen Blick zu und sagte: »Es ist schon viel zu spät, ich muss los.«
    »Pilou und ich gehen mit Ihnen.«
    Draußen wehte immer noch ein kräftiger Wind. Er roch nach Fluss und war gespickt mit großen, stechenden Regentropfen, die sich anfühlten wie Wespen im Strom des Sommers. Pilou nahm den Hund an die Leine. Vlad bellte wütend den Himmel an, und den ganzen Weg am Fluss entlang versuchte er, die herabgefallenen Blätter zu jagen. Les Marauds war noch hellwach, in allen Fenstern brannte Licht, und quer über die schmalen Gassen waren Lichterketten gespannt, die wie Glühwürmchen im Wind tanzten.
    Saïds Gym hatte natürlich geschlossen. Trotzdem überkam mich diese seltsame Beklommenheit. Es gibt Orte, die so etwas auslösen können, père, selbst die Backsteine und der Mörtel strahlen Feindseligkeit aus. Ich begleitete Joséphine und ihren Sohn bis nach Hause, also bis zum Café des Marauds, und ging dann in die Rue des Francs Bourgeois, zu meinem kleinen Häuschen.
    Ich hörte nicht, dass sie mir folgten. Ich hörte nur das Wehen des Windes und dahinter das Rauschen des Tannes. Außerdem hatte ich mehr Wein getrunken als normalerweise und fühlte mich weit weg von allem. Über mir wechselte der Himmel blitzschnell von hell zu dunkel, weil die Wolken über den großen hellen Mond sausten und die Schatten wie wehende Fahnen über Mauern und Häuser flatterten. Ich war müde, aber eigentlich noch nicht schläfrig. Zu viele Gedanken im Kopf. Alyssa Mahjoubi, Vianne Rocher, Inès Bencharki, Joséphine –
    Plötzlich merkte ich, dass sich hinter mit etwas bewegte. Ein doppelter Schatten näherte sich mir, Tabakgeruch, vermischt mit kif, zwei Gestalten im Mondlicht, ihre Gesichter verdeckt durch karierte Schals –
    Der erste Schlag traf mich völlig unvorbereitet an der Schulter. In Lansquenet gibt es keine Kriminalität. Die meisten Leute schließen ja nicht mal ihre Haustür ab. Die einzige Form von Gewalt, der wir begegnen, sind die gelegentlichen häuslichen Misshandlungen. Oder dass zwei Jungs sich kloppen. Seit mehr als zehn Jahren hat es keinen Einbruch mehr gegeben, keinen Raubüberfall –
    Das ging mir durch den Sinn, als ich zu Boden ging. Der Rest ist ziemlich verschwommen. Ich weiß, dass ich noch einen Schlag bekommen habe, vermutlich mit einem Holzknüppel, und als ich hilflos dakniete, versetzte mir jemand einen Tritt ins Gesicht und zischte: »Du Schwein. Du hast das alles verdient, was jetzt kommt.«
    Was kam, war eine nicht enden wollende Serie von Tritten und Schlägen. Ich hatte keine Chance, mich zu wehren, ich lag ja schon am Boden und konnte mich nur noch zusammenkrümmen, um mich einigermaßen zu schützen. Meine Rippen und mein Rücken wurden pausenlos traktiert. Das Gefühl,

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