Himmlische Verfuehrung
Meine Brüder und ich haben es auch einmal versucht, aber unsere Party endete im Chaos und die Polizei kam. Meine Eltern fanden es damals nicht witzig und es gab großen Ärger. Ich glaube, wir hatten alle drei einen Monat Hausarrest und mussten den Gartenzaun, der bei der Party von ein paar Leuten kaputtgemacht wurde wieder reparieren. Im Haus waren auch einige Dinge zu Bruch gegangen und die mussten wir meiner Mutter von unserem Taschengeld bezahlen.“
„Das hört sich nach einer wilden Party an.“
„Oh ja das war sie. Wir hatten eigentlich jeder nur ein paar Freunde eingeladen. Es mussten an die zweihundert Leute gewesen sein, die wirklich zur Party gekommen waren. Es hatte sich sehr schnell herumgesprochen, dass es eine Feier bei uns geben würde.“
„So etwas ist uns zum Glück noch nicht passiert. Ich glaube, meine Eltern würden ausrasten und wären sehr enttäuscht von uns, wenn sie mitbekämen, dass wir gegen ihr Partyverbot verstoßen hätten, alles kaputt wäre und auch noch die Polizei da gewesen wäre.“
„Meine Eltern waren sehr enttäuscht von uns und es hat lange gedauert, bis sie uns doch wieder ein Wochenende alleine gelassen haben. Dieses Mal ohne Party“, gab Sixt zu. „Du hast ein sehr inniges Verhältnis zu deinen Eltern und zu Leslie. Ich finde es schön.“
„Ja, ich bin auch sehr froh darüber. Meine Eltern schreiben uns nicht vor, wie wir unser Leben leben sollen. Sie lassen uns eigene Erfahrungen sammeln. Sie sind allerdings trotzdem immer für uns da. Und Leslie ist für mich eigentlich Schwester und Freundin in einem. Auch wenn sie drei Jahre jünger ist, so ist sie doch schon recht erwachsen. Sie stand mir in der Zeit bei, als Matt mich betrogen hatte und ich Schluss gemacht habe. Kein Anderer von meinen angeblichen Freunden war für mich da. Es interessierte sie nicht. Leslie schon. Durch sie bin ich auch recht schnell darüber hinweggekommen. Und ich bin ihr sehr dankbar für die Zeit.“
„Das kann ich verstehen. Ich habe mich mit meinen Brüdern auch immer gut verstanden. Sie waren, so wie auch meine Eltern immer für mich da. Wir haben viel zusammen unternommen.“ Sixt schaute mich traurig an.
„Du vermisst sie sehr“, stellte ich fest.
„Ja gelegentlich. Am Anfang war es schlimmer, da habe ich fast nur an meine Familie gedacht. Mit der Zeit wurde es aber besser.“
„Wie heißt es so schön „Die Zeit heilt Wunden.“
„Das stimmt auch“, sagte er und lächelte mich an. „Sag mal, warum sagst du deinen Eltern immer bescheid, wo du bist oder hingehst? Versteh mich nicht falsch. Ich finde es gut. Du bist so fürsorglich.“
„Naja, das hat damit etwas zu tun, dass meine Eltern früher immer wollten, dass ich, wenn ich draußen gewesen war, mich zwischendurch meldete und bescheid sagte, wo ich hinging. Früher hat mich das gestört. Heute weiß ich, dass sie sich nur Sorgen machten. Ich mache es jetzt eigentlich nur noch aus Angewohnheit. Aber auch nicht für jede Kleinigkeit. Ich finde es nicht so schlimm eben bescheid zu sagen, dass ich zum Beispiel bei dir übernachte oder dass ich nicht mitesse. So machen sie sich keine Sorgen oder warten mit dem Essen auf mich. Mit dem Autounfall habe ich ihnen ja auch schon Sorgen bereitet, obwohl ich es gar nicht wollte.“
„Du konntest aber auch nichts dafür“, erinnerte Sixt mich.
„Ja, stimmt. Naja und Leslie sage ich halt nur bescheid, wenn ich weiß, dass meine Eltern nicht da sind. Damit sie weiß, wo ich bin, wenn etwas sein sollte.“
„Ich glaube, wir sind uns da sehr ähnlich. Ich habe meinen Eltern damals auch immer gesagt, wo ich hingefahren bin“, gestand er. „Deine Eltern haben aber auch ein sehr großes Vertrauen in euch. Gut du bist ja schon erwachsen. Aber machen sich deine Eltern keine Gedanken, wenn Leslie bei ihrem Freund schläft?“
„Eigentlich nicht. Sie wissen, dass wir gut aufgeklärt sind. Das Gespräch gab es schon, da war ich vierzehn. Allerdings war ich da schon durch Jugendzeitschriften aufgeklärt. Meine Eltern hatten sich mit uns beiden zusammengesetzt, auch wenn Leslie erst elf Jahre alt war, sollte sie es trotzdem schon erfahren. Mein Vater fing mit dem Bienchen-und-Blümchen-Prinzip an, konnte es aber nicht so gut erklären und deshalb hat meine Mutter das Gespräch dann übernommen. Sie ließ aber die Bienchen und Blümchen aus. Und wenn wir Fragen haben, können wir immer zu ihr kommen. Sie ist da etwas offener, als mein Vater.“ Es war so einfach mit ihm
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