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Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben

Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben

Titel: Hin u Weg - Verliebe Dich Ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Quarch
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in der wir leben, so charakteristisch ist. Ja, das Ego achtet peinlich darauf, dass andere ihm nicht zu nahe kommen. Die Beziehungen, die es eingeht, deutet es nach Maßgabe mechanisch interagierender Elementarteilchen: Ego-Subjekte, die sich auf die eine oder andere Weise zu Ego-Objekten verhalten – Objekte, die das Ego haben und halten, die es in seinen Besitz bringen möchte; was Ego dann gerne „Partnerschaft“ oder „Beziehung“ nennt.
    So geschieht es, dass sich das Begehren in die Liebe mischt. Und deshalb müssen wir bei unserer erotischen Lebenskunst vor dem Ego auf der Hut sein. Womit nicht gemeint ist, das Ich auszumerzen, sondern ihm seinen gebührenden Rang einräumen – was aber bedeutet, uns nicht von ihm beherrschen zu lassen. Denn solange wir Ego sind und uns völlig mit unserem Ich identifizieren, fallen wir nicht in die Liebe. Wir kommen nicht in die Tiefe und bewegen uns unablässig (und meist mit hoher Geschwindigkeit) an der Oberfläche – unserer eigenen und der unseres Partners.
    Und doch ist mir wichtig zu betonen: Wir brauchen das Ich. Wir brauchen dieses Bild von uns, weil wir sonst keine Orientierung in unserem Leben haben. Das Ich ist effizient und praktisch. So wie auch der Verstand und der Willen effizient und praktisch sind. Sie helfen uns in vielerlei Hinsicht, zumal in einer Welt des Ego, die gänzlich vom Ich-Bewusstsein beherrscht, geprägt und durchdrungen ist. Damit wir uns orientieren können und uns zu uns selbst überhaupt verhalten können, brauchen wir ein Selbstbild. Wir müssen uns mit uns selber identifizieren können.Deshalb ist es auch so wichtig, ein gesundes und stabiles Ich auszubilden – eine stimmige und funktionable Ansicht von uns selbst zu haben. Nur sollte sich diese Ansicht eben nicht verschließen und zum Ego verfestigen. Sie sollte nicht den Durchblick in die Seele verstellen. Sie sollte uns nicht dazu verleiten, in ewiger Oberflächendynamik an unserem Selbstbild zu kleben und so den Zugang zu unserer Tiefendimension (Seele) – und zur Dimension des Geistes – zu verbauen. Entscheidend ist, dass wir im Fluss bleiben und uns immer wieder dem ausliefern, was das Leben von uns fordert; nämlich dass wir uns dem, was in unserer Entwicklung ansteht, öffnen und letztlich mit dem Leben Schritt halten. Das heißt abschiedlich zu leben. Gewisse Dinge müssen wir zurücklassen, wenn wir neue Wege erkunden wollen – und die führen immer in die Seele.
Das Seelenbewusstsein
     
    Zur Erinnerung: Das Seelenbewusstsein verhält sich zum Ich-Bewusstsein wie der Körper zur Fläche. Es ist das Bewusstsein von dem, was wir im Ganzen und in der Tiefe sind. Diese Dimension des Bewusstseins öffnet sich entsprechend immer dann, wenn wir die Oberfläche unseres alltäglichen Ich-Bewusstseins aufbrechen und uns dem zuwenden, was wir sonst noch alles sind: eben nicht nur Körper, nicht nur Wollen und Meinen, nicht nur unsere Habe, sondern auch all das, was in der Tiefe unserer Seele schlummert, unsere individuelle Lebendigkeit aber nicht minder ausmacht: unsere Träume, unsere Gefühle, unsere Teilpersönlichkeiten, unsere Schatten; vor allem aber alles Verdrängte, das wir nicht in unser Ich-Bewusstsein gehoben haben, weil es nicht zu dem Bild passt, das wir uns von uns gemacht haben; ebenso aber auch alle systemischen Bindungen, in denen wir stehen.
    So erleben wir uns im Seelenbewusstsein nun gerade nicht als partikularisierte Ego-Elementarteilchen, sondern als Teile eines übergeordneten Ganzen, als Aspekte in systemischen Bindungen, denen zuzugehören unsere Identität nicht minder ausmacht: der Familie, der Gemeinschaft, der Menschheit. Das Seelenbewusstsein ist ein Bewusstsein der Verbundenheit undlebendigen Vernetztheit. Ja man könnte sagen: Die Seele ist das Organ der Verbundenheit. Wirklich verbunden sind wir nur in ihr und durch sie. Und deshalb wächst tiefe, kraftvolle Verbindlichkeit zwischen Menschen nur dort, wo sie im Seelenbewusstsein verankert sind.
    Warum? – Weil das Sein der Seele die Liebe ist. Je tiefer wir in unser eigenes Seelenbewusstsein dringen, desto größer und kraftvoller wird die Liebe in uns. Sie ist gleichsam das Licht, mit dem wir uns unserer selbst durchsichtig werden – mit dem wir uns unsere abgespaltenenen und verdrängten Anteile aneignen und uns auf diese Weise unserer selbst in allen Facetten immer bewusster werden. Die Liebe – bzw. Eros, wie ich später darlegen möchte – leistet das mit ihrer unerschöpflichen Kraft

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