Hindernisse zum Glück (German Edition)
kleinlaut.
Johann fuhr zurück nach Hause. Sie hatten an diesem Tag mit dem Streichen des Stalles begonnen. Die Pferde waren auf den Koppeln. Es war schon Anfang September und man wusste nie, wie lange das Wetter noch schön sein würde. In zwei Wochen wollte Johann das letzte Turnier der Saison reiten. Er hatte sich ein recht schweres Turnier ausgesucht, weil er danach endgü ltig entscheiden wollte, ob er ` Condor ´ behielt oder nicht. Marie konnte ohnehin nicht mehr ohne ihn leben. Sie verbrachte jeden Abend nach der Arbeit eine halbe Stunde in seiner Box, um ihn zu streicheln und ihm Geschichten zu erzählen. Er stand völlig relaxt da und schien ihr sehr aufmerksam zu zuhören. Johann war sich klar darüber, dass er mit diesem Pferd ein Vermögen verdienen würde, aber er würde Marie für einen Weile gegen sich aufbringen. Das wollte er auf keinen Fall! Außerdem hätte er mit diesem Pferd noch einmal die Chance, auf ganz großen Turnieren zu reiten. Genau das wollte er auf diesem letzten Turnier testen, ob dieser Hengst wirklich das Zeug dazu hatte.
Auf die Stellenanzeige für Jeanettes Job hatte sich nur eine Bewerberin gemeldet. Sie hieß Sandra und Johann hatte sie direkt eingestellt. Marie war nicht glücklich mit ihrer neuen Kollegin, aber das war sie mit Jeanette die meiste Zeit auch nicht gewesen. Darum störte sich Johann nicht daran. Sandra machte die Arbeit, die man ihr auftrug und das war in Ordnung! Die junge Frau wohnte in einem Nachbardorf und kam jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Arbeit. Dadurch hatten Marie und Johann den Wohnteil über den Stallungen für sich alleine.
Er nahm sich eine Malerrolle und einen Eimer mit weißer Farbe zu Hand und ging damit in die Ecke des Stalls, in der vier Boxen separat gestanden hatten und wo jetzt ein riesiger schwarzer Fleck auf dem Boden und an der Wand zu sehen war. Sie hatten vor ein paar Tagen den groben Schmutz mit einem Hochdruckreiniger abgespritzt, doch gegen diese schreckliche schwarze Stelle würde nur die weiße Farbe helfen - hoffentlich! Johann hielt kurz inne und starrte auf die Wand, sie wirkte, als hätte sie ein riesiges schwarzes Loch.
Er dachte wieder an diese schre ckliche Nacht und an den guten `Torpedo´ , der bei lebendigem Leib an dieser Stelle verbrannt war. Er beschloss eine Gedenkstätte für ihn an dieser Stelle zu errichten. Er wusste nur noch nicht wie und was. Jemand legte ihm sanft die Hand auf die Schulter.
„Soll ich dir hier helfen?“ fragte Marie. Als er sie ansah, wusste er, dass ihre Gedanken wie seine gerade in der Brandn acht waren und er sagte leise: „ Ja, bitte! “
Schweigend strich Johann die Decke und Marie den unteren Teil der Wand. Bis zum späten Nachmittag erstrahlte der komplette Stall in neuem Glanz. Von dem schwarzen Loch war nichts mehr zu sehen.
Johann legt e den Arm um Marie und meinte: „ Was hältst du davon, wenn wir von einem Maler – also, e inem der es kann- ein Bild von `Topi´ an die Wand malen lassen? Mit Geburts- und Sterbedatum? Dann würde die Ecke ein bisschen besser aussehen, vor allem wenn die neuen Boxen hier stehen! “
„Ja, das hört sich gut an!“ antwortete sie ernst. Als er sie ansah, musste Johann lachen. Ihr Gesicht war voller Farbspritzer.
„ Die weißen Sommersprossen st ehen dir aber gut, mein Schatz!“ neckte er sie.
„ Ha, ha! Gl aubst du, du siehst besser aus?“ lacht Marie.
Johann verteilte mit seinen Angestellten das Futter in den Boxen. Alma hatte ein kleines Grillfest im Hof vorbereitet. Die Farbe musste zwei bis drei Stunden trocknen, bevor sie die Pferde in die Boxen bringen konnten. Johann hatte an diesem Abend das Gefühl, dass sie mit der neuen Farbe endgültig mit dem Trauma der Brandnacht abgeschlossen hatten. Sie saßen noch lange, nachdem die Pferde schon in den Boxen standen, fröhlich zusammen.
Anfang der nächsten Woche stand Kalli während des morgendlichen Trainings am Reitplatz und machte ein betrübtes Gesicht. Johann ahnte schon, dass das kein gutes Zeichen war.
„ Was ist pa ssiert?“ fragte er seinen Kumpel, nachdem er sein Pferd neben ihm zum Halten gebracht hatte.
„ Ich muss mit dir unter vier Augen sprechen!“ antwortete Kalli.
„ Sand ra, übernimm bitte den Wallach!“ rief Johann seiner neuen Pflegerin zu. Er half ihr aufs Pferd und ging mit Kalli in den Aufenthaltsraum.
Dort bot er ihm Kaffee an und fragte, nachdem er zwei Tassen eingeschenkt hatte: „Was ist los?“
„ Ich habe dir gesagt,
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