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Hinter blinden Fenstern

Hinter blinden Fenstern

Titel: Hinter blinden Fenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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das?«
    »Brutto? Ist doch leicht: Wir waren nicht netto zwei Jahre zusammen. Weil er die meiste Zeit weg war. Auch wenn er da war, wie ich schon erklärt habe. Wußten Sie, daß Meat Loaf drei Oktaven singen kann?«
    »Wer ist das?«
    »Sie kennen Meat Loaf nicht?«
    »Nein.«
    »Das ist der Sänger, der gerade im Radio singt.«
    »Die Musik gefällt mir.«
    »Ich bin die einzige hier, die Rockmusik hört. Die anderen halten das für Krach und ungesund. Erinnert mich an meinen Vater, der hat das auch gedacht. Ist sonst noch was, Herr Dings … Fischer. Ist ja leicht zu merken, der Name, eigentlich.«
    »Ihr Name steht in Berts Adressbuch.«
    »Das ist ja nett von ihm.«
    »Haben Sie ihn damals verlassen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Er hat es akzeptiert.«
    »Er war nicht traurig oder wütend?«
    »Da hätte er ja aus sich herausgehen müssen. Zuviel Aufwand.«
    »Und Sie haben dann geheiratet«, sagte Fischer.
    »Einen Vertreter für Pharmazeutika. Wir waren klassische sieben Jahre verheiratet, dann starb er an einem Herzinfarkt. Er war in Behandlung gewesen und nahm Medikamente, er saß ja an der Quelle. Ich bin allein geblieben, ich bin gelernte Schneiderin, damit habe ich mein Leben lang mein eigenes Geld verdient. Sie horchen mich aber ganz schön aus.«
    »Das will ich nicht«, sagte Fischer. »Sie haben keine Vorstellung, wo Bert Gregorian sich aufhalten könnte? Hatten Sie früher gemeinsame Freunde? Hat er bei Ihrem letzten Treffen jemanden erwähnt, der ihm wichtig war?«
    »Unser letztes Treffen, das ist ungefähr drei oder vier Jahre her. Ich kann mich an niemand erinnern. Doch. Ich hab ihn gefragt, ob er eine Frau hat, eine gute Bekannte halt, da hat er ja gesagt. Sonst nichts. Und ich hab nicht weiter nachgebohrt. Einen Namen hat er nicht genannt.«
    »Waren Sie eifersüchtig?«
    »Sie Witzbold.«
    Im Radio begann ein neuer Song mit einer Sängerin, deren Stimme Fischer vage bekannt vorkam.
    »Halten Sie Bert für selbstmordgefährdet?« sagte er.
    Entweder Vera Roberts dachte intensiv nach, oder sie hörte der Musik zu. Mindestens eine Minute lang schwieg sie.
    »Ja«, sagte sie dann. »Ja. Selbstmordgefährdet. Zu einem Mord an jemand anderem wäre er jedenfalls nicht fähig. Wenn überhaupt, dann zu einem Mord an sich selber.«
     
    In der Plinganserstraße, wo Gregorian vor seinem Umzug nach Milbertshofen gewohnt hatte, bekam Fischer eine ehemalige Nachbarin ans Telefon.
    Tanja Stuck hielt Gregorian für einen Psychopathen.
    »Immer schon«, sagte sie. »Der Typ war mir vom ersten Moment an unheimlich. Dem trau ich keine zwei Meter übern Weg. Mordkommission sind Sie? Aber der Typ ist doch nicht ermordet worden? Oder hab ich da gerade was falsch verstanden?«
    »Wir suchen ihn als Zeugen im Zusammenhang mit einem Verbrechen«, sagte Fischer.
    »Warum ausgerechnet den?«
    »Können Sie Bertold Gregorian beschreiben?« sagte Fischer. »Nicht, daß wir womöglich von zwei verschiedenen Männern sprechen.«
    »Den kann man nicht verwechseln, den Wahnsinnigen.«
    »Bitte beschreiben Sie ihn.«
    »Ich kann den doch nicht beschreiben. Der ist seit zwei, drei Jahren hier weg. Sofort vergessen, den Typ. Der wollt aus dem Fenster springen. Der war durchgeknallt. Der ist durchs Treppenhaus geschlichen wie einer, der gleich seinen Mantel aufreißt und an seinem Ding rumschrubbt. Oder uns alle in die Luft sprengt. So einer ist das. Finden Sie den bloß, bevor noch ein Unglück passiert.«
    »Wann war das, als er aus dem Fenster springen wollte?«
    Fischer gab Micha Schell, der in der Tür wartete, ein Zeichen, sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch zu setzen.
    »Kurz, bevor er hier weg ist«, sagte Tanja Stuck.
    Aus den Unterlagen, die die Kommissare in der Wohnung gefunden hatten, ging eindeutig hervor, daß Gregorian am ersten Dezember vor zwei Jahren in die Riesenfeldstraße gezogen war.
    »Aus welchem Grund wollte er aus dem Fenster springen?«
    »Weil er irre ist. Der ist gefährlich. Wenn man den gegrüßt hat, hat er weggeschaut und sich blöde benommen.«
    »Wissen Sie, welchen Beruf er ausübt?«
    »Nein, das weiß ich nicht, und das ist mir auch schnurzegal. Hauptsache, der Typ zieht nie wieder hier ein.«
     
    Nach dem Telefongespräch mit Tanja Stuck ordnete Fischer seine vollgeschriebenen Blätter und stützte den Kopf in die Hände. Er schloß die Augen, bleckte in Gedanken versunken die Zähne und wiegte den Kopf hin und her.
    Schell und Gabler saßen reglos auf ihren

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