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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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gepanzerte Klappe zugeschlagen hatte, brach in der engen Kajüte ein Tohuwabohu aus.
    »Verdammtes Scheißvieh! Dort ist es! Fang es! Das Biest kratzt!«
    Einer der aggressiven Nachtschwärmer war in den Mannschaftsraum eingedrungen. Für einen Moment tauchte die wütende Kreatur, in deren sabbernder Schnauze sich vier Nasenlöcher blähten, im Blickfeld des Stalkers auf. Dann packte eine wohlbekannte grüne Pranke die Bestie an den Hinterbeinen und schleuderte sie quer durch den Raum. Der Mutant knallte mit einem schmatzenden Geräusch gegen die Wand und fiel als lebloses braunes Knäuel zu Boden.
    Während die anderen sich noch sammelten, betrachtete der Heide neugierig den Kadaver des noch nie gesehenen Tiers.
    »Das Vieh hast du sauber plattgemacht«, lobte er Gennadi. »Jede Wette, dass das ein Flughörnchen ist!«
    »Ein Flughörnchen?« Migalytsch war so verblüfft, dass er sogar seine Rückenschmerzen vergaß und schaulustig näher trat. »Aber Flughörnchen fressen doch Pinienkerne, wenn ich das richtig im Kopf habe, und keine honorigen älteren Herren.«
    »Die früheren Flughörnchen, ja. Aber diese hier sind aus der Art geschlagen. Die begnügen sich auch mit einem alten Knochen.«
    Als der Alte das dreckige Grinsen in der unrasierten Visage des Heiden bemerkte, verzog er entrüstet das Gesicht.
    »Unverschämtheit! Wir sollten den Kadaver hinauswerfen, bevor er zu stinken beginnt.«
    Erst jetzt, nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, bemerkten die Männer Aurora. Das Mädchen stand wie sein eigener Schatten ein paar Meter entfernt und lächelte schüchtern. Ihr zarter Körper schlotterte vor Kälte – nach der schweren Verletzung war sie immer noch geschwächt.
    »Dann hast du also die Luke geöffnet? Gut gemacht!«
    Taran nahm Aurora behutsam auf den Arm, reichte sie an Dym weiter und stürmte wie von der Tarantel gestochen durch den Gang. Die anderen ahnten nichts Gutes und liefen ihm hinterher, doch sie konnten den Kommandeur nicht mehr aufhalten.
    Sitting Bull lag zusammengekrümmt auf seinem Bett, hatte die Knie mit den Armen umfasst und winselte leise vor sich hin. Als der Stalker ihn in den Gang zerrte, versuchte er gar nicht erst, Widerstand zu leisten. Nach einem heftigen Faustschlag flog der Stummel gegen die Wand, und aus seiner gebrochen Nase rann Blut.
    »Dafür wirst du büßen, du Dreckskerl!« Taran wollte den Ärmsten schon wieder aus der Ecke zerren, doch der Heide und Migalytsch fielen ihm in den Arm.
    Der wütende Stalker versuchte, sie abzuschütteln, doch als er Migalytschs runzelige Hand auf seiner Schulter bemerkte, hörte er damit auf. Es hätte noch gefehlt, dass er dem alten Mann die Knochen brach.
    »Lass ihn, Kommandeur. Der hat genug! Schau ihn dir doch an. Der steht völlig neben sich.«
    Mit Sitting Bull schien in der Tat irgendwas nicht zu stimmen. Er zitterte wie Espenlaub, seine Pupillen waren zu riesigen Scheiben geweitet, seine Augen irrlichterten in den Höhlen, und seine Lippen waren blutig gebissen.
    »Migalytsch, du gehst besser wieder ans Steuer«, sagte der herbeigeeilte Dym. »Fahr uns von hier weg. Wir regeln das hier einstweilen.«
    Eine Ladung eiskaltes Wasser ins Gesicht und ein paar Ohrfeigen brachten den Stummel wieder zu Bewusstsein. Der Heide tupfte ihm die geschwollene Nase ab, wandte sich an den Kommandeur und stellte die Diagnose.
    »Der Anfall wurde durch einen emotionalen Schock ausgelöst. Der Junge hat eine Macke. Da ist irgendwas im Gehirn durchgebrannt. Ihr müsst schon entschuldigen, aber das ist nicht mein Fachgebiet.«
    Sitting Bulls Gesichtsausdruck normalisierte sich wieder. Schließlich hob er den Kopf und begegnete der strengen Miene des Kommandeurs.
    »Hast du das schon lange?«
    Der Stummel senkte den Blick und schwieg.
    »Warum hast du uns nicht gesagt, dass du unter Anfällen leidest?«
    Der junge Mann sah auf und zog grimmig die Brauen zusammen.
    »Ich leide nicht unter Anfällen. Ich habe … einfach nur Angst.«
    »Bitte?«, wunderte sich der Stalker. »Angst wovor?«
    »Ich habe Angst zu sterben!«, schrie Sitting Bull auf einmal, fasste sich an den Kopf und brach in Tränen aus.
    »So ein Blödsinn …« Taran blickte fragend in die Runde. »Wir haben doch alle Angst. Na und?«
    »Das ist Thanatophobie.«
    Taran blickte sich um, als er die leise Kinderstimme hörte. Aus dem Dunkel das Gangs trat Aurora. Der Heide wollte die Patientin wieder ins Lazarett zurückschicken, doch das Mädchen schüttelte energisch den

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