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Hinter der Tür

Hinter der Tür

Titel: Hinter der Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Helen Malmquists Wohnung aufsuchte, nicht wahr? Daß Gail diejenige war, die die Leiche entdeckte, nicht Sie.«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille in der Leitung.
    »Ich habe keinen Grund gesehen, Gail in die Sache zu verwickeln. Es war ohnehin ein Fehler von mir gewesen, sie in die Wohnung gehen zu lassen. Ich wollte die Sache nicht noch schlimmer machen, indem ich sie durch die Polizei belästigen ließ.«
    »Was sie mir gesagt hat, stimmt also«, fuhr Steve fort. »Daß sie Helen im Badezimmer fand.«
    »Ja, stimmt. Das ist natürlich sehr bedauerlich. Wie Sie wissen, ist Gail sehr anfällig für Ängste, für alle möglichen Angstvorstellungen. Daß sie diesen Fund gemacht hat – nun, das könnte natürlich ihre Therapie beeinträchtigen, kein Zweifel.«
    »Haben Sie sie danach schon besucht?«
    »Nein. Gail habe ich zuletzt bei Helen gesehen. Ich riet ihr, nach Hause zu gehen, im Bett zu bleiben und sich nicht aufzuregen.«
    »Sie hat sich diesen Rat wahrlich zu Herzen genommen. Sie ist immer noch im Bett. Seit vierundzwanzig Stunden.«
    »Weiß ich. Ich habe mehrmals mit ihr telefoniert. Ich glaube nicht, daß Ruhe ihr schaden kann.«
    »O nein?«
    »Nein.«
    »Ist Ihnen der Gedanke gekommen, daß ihr die Ruhe vielleicht auch nicht besonders nützt? Haben Sie schon mal daran gedacht, einen Hausbesuch zu machen, um sich selbst davon zu überzeugen?«
    »Wir haben über einen Termin in meiner Praxis Anfang nächster Woche gesprochen, wenn sie sich dann schon wieder wohl fühlt.«
    »Hören Sie«, sagte Steve mürrisch. »Sie wissen doch, was ich wirklich will, oder?«
    »Nein, ich fürchte nicht.«
    »Ich will wissen, was mit Gail geschah, nachdem Helen Malmquist Selbstmord beging. Ich bin sicher, daß sie Ihnen inzwischen davon erzählt hat – daß sie Helen von den Toten auferstehen sah.«
    Während des nun entstehenden Schweigens wünschte sich Steve inbrünstig, es gebe bereits das Fernsehtelefon. So konnte er Vanners Reaktion nur aus der dünnen Vibration seiner Antwort ableiten.
    »Nein«, sagte der Arzt. »Von einem Alptraum hat sie mir nichts gesagt.«
    »Berichtigung«, sagte Steve. »Kein Alptraum. Es war eine Halluzination – oder etwas Schlimmeres. Das ist der wirkliche Grund, warum sie sich im Bett verkriecht. Sie versteckt sich vor dem unbekannten Einfluß, der dazu führt, daß man Gespenster auf der Türschwelle stehen sieht.«
    »Tut mir leid, ich glaube, wir reden aneinander vorbei.«
    »Ich sage Ihnen, Gail Gunnerson hat das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Sie meint, ihre seelische Uhr laufe ab, und es gebe keine Möglichkeit, die Entwicklung aufzuhalten! Das Mädchen braucht Hilfe – und zwar sofort!«
    »Ich tue, was ich kann«, sagte Vanner förmlich. »Aber ich muß das tun, was ich für richtig halte. Und wenn Sie meinen, daß das auf einen Mangel an Fürsorge hindeutet, Mr. Tyner, irren Sie sich sehr. Auf der ganzen Welt gibt es niemanden, dem Gail Gunnersons Schicksal mehr am Herzen liegt als mir – niemanden, Sie eingeschlossen!«
    Steve mußte zugeben: Er sagte es mit Gefühl.
    Gail war noch immer in ihrem Schlafzimmer, als Steve am späten Nachmittag im Haus der Gunnersons vorsprach. Sie saß auf einem Stuhl neben dem Bett, in einen Morgenmantel voller sonnenheller Narzissen gehüllt. Wenigstens ein Fortschritt, dachte Steve. Nur konnte er nicht übersehen, daß die Blütenpracht des Morgenmantels unvorteilhaft von ihrer farblosen Haut und den verquollenen Augen abstach.
    »Du siehst besser aus«, sagte er höflich.
    »Lügen tust du aber nicht besser«, erwiderte sie. »Was hast du heute gemacht?«
    »Jetzt komme ich mir fast wie ein Ehemann vor, der abends von der Arbeit zurückkehrt.« Er lächelte. »Ich sage dir, was ich im Büro getan habe, und du sagst mir, was es zum Abendessen gibt.«
    »Da wir gerade vom Abendessen sprechen – wenn du bleiben möchtest, Mrs. Bellinger sagt, sie hätte genug Eintopf für eine ganze Armee.«
    »Kommst du mit nach unten und setzt dich zu uns?«
    »Nein. Ich bekomme ein Tablett ans Bett. So sehr es mir auch widerstrebt, die arme Frau die Treppe heraufzujagen.«
    »Das Problem kann ich beseitigen. Ich nehme meine Suppe auch auf einem Tablett und bringe beide Portionen hierher. Wie findest du das?«
    »Einverstanden«, sagte Gail tonlos.
    »Die Aussicht scheint dich nicht gerade zu freuen.«
    »›Die Aussicht scheint dich nicht gerade zu freuen‹«, wiederholte sie. »Ja. Das drückt sehr gut aus, was ich im

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