Hinter Geschlossenen Lidern
dich ja wirklich brennend zu interessieren,
was aus mir geworden ist.”
Eigentlich interessierte mich ganz etwas anderes, aber
das wollte ich ihm nicht auf die Nase binden, sonst hätte er noch mehr in der Hand gehabt, womit er mich erpressen konnte.
Statt mir zu antworten, gab er der Kellnerin, die uns den Sake servierte, ein Zeichen, dass er zahlen wollte.
„Rufen Sie uns doch bitte ein Taxi.“
Dann sagte er beiläufig zu mir:
“Schlaf mit mir und ich erzähle dir alles, was du wissen willst. Ich weiß nämlich als einziger, wie dein Bruder ums Leben gekommen ist.”
“Was?” Seine Direktheit erschreckte mich und noch mehr seine hellseherischen Fähigkeiten. Aber wahrscheinlich war es einfach naheliegend, dass ich über Adam Bescheid wissen wollte.
Braden warf der Kellnerin ein paar Scheine aufs Tablett, nickte ihr zu, sie könne den Rest behalten und griff dann nach mir. Vor aller Augen zog er mich an sich und küsste mich, als wären wir längst im Bett und nicht in einem gut besuchten Restaurant.
Ich versank in der mir nur allzu vertrauten Wärme seiner Brust. Er roch nach dem dezenten Rasierwasser, das immer noch das gleiche war wie damals. Hatte er es extra für mich heute aufgelegt? Ihn zu küssen war jedenfalls, als käme ich nachhause. Ich passte an seinen Körper, als wären wir für einander maßgeschneidert. Jede Bewegung seiner Hände, seiner Lippen, seiner Zunge erkannte ich wieder und ohne es zu wollen, ließ ich mich von ihm überwältigen.
Wir erregten einiges Aufsehen, um uns herum erhob sich ein Raunen. Doch in meinem benebelten Zustand war mir das egal. Braden hielt sowieso nie viel von Selbstverleugnung. Was er wollte, nahm er sich und im Augenblick wollte er mich. Ich fühlte es, denn mit der Hand an meinem Po presste er mich in seinen harten Schritt, als wolle
er mich gleich hier vor aller Augen nehmen. In einer Hinsicht hatte er sich also doch geändert. Früher war er sich
seiner Männlichkeit nicht so sicher gewesen.
Wie ich die Kraft fand, mich ihm zu entziehen, weiß ich
nicht. Wahrscheinlich war es das seltsame Gefühl, Clive zu
betrügen. Jedenfalls stieß ich ihn keuchend von mir. “Ich gehe nicht mit dir nachhause.”, brachte ich hervor,
während Hundert Augenpaare auf meinem Rücken kribbelten. Die Leute starrten uns an.
“Gut, dann weiß ich eine Bar, wo wir noch etwas trinken können.”
Acht
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er so leicht nachgab und war so überrascht, dass ich ihm widerstandslos folgte, als er mir voran zum Wagen ging.
Es war mehr eine Stripbar, in die er mich führte – eine Hetero-Stripbar. Was wollte er hier? Die Mädels, die sich auf den beiden kleinen Bühnen in der Mitte des Raumes auszogen, mochten hübsch sein, aber natürlich ließen sie mich kalt.
“Was soll das, Braden?”, fragte ich entgeistert, als er
Cocktails orderte.
“Ich mag auch Frauen, wusstest du das nicht?” “Nein, das wusste ich nicht und ich habe keine Lust, dir
den ganzen Abend zuzusehen, wie du auf ihren Busen starrst.”
“Ihren Arsch.”
“Wie auch immer.” Ich war sauer.
“Du wolltest doch, dass wir noch was trinken.”
Er verdrehte schon wieder die Tatsachen. „Das stimmt nicht, ich …“
Er beugte sich zu mir vor, nahm mein Kinn und sah mir in die Augen. “Wie süß, du bist eifersüchtig. Wir können jederzeit gehen und ich kümmere mich nur um dich, Liebling.”
Ich schüttelte ihn ab.
“Da bleibe ich lieber hier. Guck doch, wohin du willst.”, fauchte ich ihn an.
“Warum so kratzbürstig? Du sollst ja eine kleine Belohnung bekommen, dafür dass du mitgekommen bist.”
Die Cocktails kamen. Meiner war dreifarbig mit einem tiefroten Stück Wassermelone und einer rosa Orchidee. Eigentlich mochte ich so ein süßes Zeug nicht, aber als ich probierte, war ich überrascht. Es schmeckte frisch und fruchtig kühl nach Melone und Limetten.
“Und?”, fragte Braden.
“Wirklich gut, den Alkohol schmeckt man kaum.”
“Lass dich da mal nicht täuschen.”
Ich sah ihn an. “Leg endlich los, Mann.”
Er nickte. “Gut, also, wo war ich stehen geblieben ... ach ja. Ich hatte mich wie gesagt maßlos betrunken an dem Abend und das nächste, woran ich mich erinnere, ist das Hämmern gegen meine Tür. Es war bereits früher Nachmittag, ich liege im Bett, reibe mir meinen schmerzenden Schädel und ein paar Kerle von der Militärpolizei stürmen mit Maschinenpistolen im Anschlag meine Bude. Ich starre in die schwarzen Vollvisiere und begreife gar nichts. Irgend
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