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Hinter Geschlossenen Lidern

Hinter Geschlossenen Lidern

Titel: Hinter Geschlossenen Lidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters , Carolin Wagner
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so ein Schwachkopf liest mir etwas vor von Paragraphen und Pflicht vor dem Vaterland. Dann packen sie mich und werfen mich wie ich bin – fast nackt auf den Rücksitz eines grünen Jeeps. Ich war nur erleichtert, dass ich wenigstens einen Slip anhatte, wenn auch einen peinlichen. Den mit den höggelnden Marienkäfern.”, grinste er.
Ich konnte mich noch gut daran erinnern und an das, was passiert war, nachdem er ihn zum ersten Mal vor mir herunterließ. Ich sah weg und schluckte krampfhaft.
Die Kleine auf der rechten Bühne war fast noch ein Kind. Sie war so mager, dass ich ihre Hüftknochen sehen konnte, als sie sich an ihrer Stange hinaufwand. Aber sie hatte schöne Titten, soweit ich das beurteilen konnte. Sie waren klein, höchstens eine halbe Handvoll, aber Knöpfe so groß und rot wie Himbeeren. Gerade ließ sie sich mit einem plötzlichen Ruck fallen und hing im nächsten Augenblick herab, hielt sich nur noch mit den Füßen fest. Für einen Moment hatte es ausgesehen, als knalle sie gleich mit dem Kopf auf den Boden. Ihr langes Haar fegte die Bretter, aber sie lächelte und zwinkerte den Leuten zu, die den Atem angehalten hatten.
“Sie heißt Lee.” sagte Braden.
“Lee? Na toll! Willst du mir jetzt sagen, dass du sie fickst, weil sie so heißt wie ich?”
“Nicht nur, aber es ist passend, nicht? Möchtest du sie einmal ausprobieren?”
“Ausprobieren? Sie ist doch kein Paar Schlittschuhe.”
“So viel anders ist das auch nicht. Sie ist akrobatisch wie ein kleiner Affe und kann blasen, dass du danach nicht mehr weißt, ob du wirklich schwul bist.”
“Hör auf zu phantasieren und erzähle endlich weiter.”
“Schön, also ich wurde abgeführt und in ein Ausbildungslager gebracht. Wie ich später erfuhr, hatte ich im Suff bei ein paar Typen unterschrieben, die mit fragwürdigen Methoden Männer für die Armee verpflichten. Hast du einmal deinen ‚Wilhelm Otto‘ darunter gesetzt, haben sie dich im Sack.”
Trotzdem bezweifelte ich, dass sie mit den Leuten so umgingen, wie Braden es mir gerade geschildert hatte. Bei ihm musste man mindestens die Hälfte abziehen, um eine Ahnung von der Wirklichkeit zu bekommen.
“Und wie bist du wieder rausgekommen?”, fragte ich.
“Gar nicht. Nach der Ausbildung haben sie mich in den Irak geschickt.”
Ich sah ihn an und schwieg betroffen. Er hatte sich sein ganzes Leben versaut. Studium im Eimer, Beziehung und Elternhaus futsch, statt dessen jede Menge Hitze und Sand und Zielscheibe für jeden, der eine Waffe tragen konnte.
“War es ...” ich schluckte.
“Hmhm. Es war so schlimm, wie es sich anhört und noch schlimmer. Das kann sich keiner vorstellen, der nicht da war.”
Es klang flapsig, wie wirklich schlimme Dinge immer flapsig klingen bei ihm, doch für eine Sekunde kam mir ein böser Verdacht.
“Du erzählst mir hier doch keine Märchen, weil du bei mir auf die Tränendrüsen drücken willst?”
“Klappt das denn?” Das Stahlgrau seiner Iris war unergründlich.
“Wie bist du da raus gekommen? Müsstest du nicht inzwischen längst in Afghanistan sein?”
“Bin verwundet worden. Nichts Schlimmes – glatter Beindurchschuss und eine Kugel nah am Herzen. Sie drückt den Herzbeutel ein und ist inoperabel. Das Bein ist verheilt, aber mein Herz ...” Er lächelte mit wolkenverhangenen Augen.
Ich wusste es noch nicht, aber die besten Lügen sind die, die Dichtung und Wahrheit zu einem unwiderstehlich feinen Netz verweben und noch etwas Honigtau und Leim hinzufügen. Erst wenn man festsitzt, merkt man, wie zäh die Fäden sind.
“So eine Kugel kann wandern.”, sagte ich besorgt.
“Genau, weshalb ich jetzt jede Minute genieße. Wenigstens mussten sie mich gehen lassen.” Er beugte sich zu mir herüber und küsste mich so keusch und zart wie damals mit neun.
Ich beschloss, ihm die üblichen fünfzig Prozent zu glauben, so schrecklich es auch war. Doch welche fünfzig Prozent?
„Und wie war das mit Adam?”, fragte ich ihn schließlich.
Braden sah mich an und lächelte geheimnisvoll. “Das gehört zur nächsten Aufgabe. Du musst es dir erst verdienen.”
Lee, das Mädchen an der Stange, hatte seine Show beendet. Sie hob ihr Kostüm auf und ging barfuß über den schmalen Laufsteg zur Hauptbühne. Von hinten sah sie aus wie ein schmächtiger Junge mit keckem Hintern und sehr langem, dunklen Haar, das ihr über den Rücken wallte und sie umhüllte wie ein Schleier.
Sie teilte den schweren Bühnenvorhang und verschwand in den Kulissen. Braden stand auf,

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