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Hinter verschlossenen Türen

Titel: Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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zur Ausführung kam. Ein Fräulein Foote wurde zum Beispiel genannt, welches –
    Meine Frau hat den Umgang mit Fräulein Foote abgebrochen; sie sehen einander nicht mehr. –
    Vielleicht hatte sie ihr den Plan mitgeteilt, und die Entzweiung rührt daher.
    Schwerlich. Fräulein Foote ist längere Zeit in Europa gewesen und erst kürzlich zurückgekehrt. Der Post ein solches Geheimnis anzuvertrauen wäre mißlich gewesen. Die eigentliche Ursache der Entfremdung kenne ich nicht; Genofeva sagt, sie habe sich in ihrer Freundin getäuscht; sie will sie weder bei sich empfangen noch von ihr sprechen. –
    Gryce warf abermals eine Notiz auf das Papier.
    Frauenlaunen sind unberechenbar, murmelte er. Hat sie sich denn auch ihren andern Freunden gegenüber so gleichgültig verhalten und keinen Anteil für ihre früheren Beziehungen an den Tag gelegt?
    Das brachten die Umstände mit sich. Eine junge Frau wird durch so mancherlei in Anspruch genommen. Bei Genofeva kamen noch die verschiedensten Aufregungen hinzu, die eine etwaige Gleichgültigkeit im Verkehr mit den Bekannten sehr begreiflich erscheinen lassen. Auch zeigte sie sich für die Freuden der Welt durchaus nicht teilnahmslos. Ja, sie hat sogar eine Zeitlang in Washington größeresVergnügen an Festen und Gesellschaften bekundet als jemals, seit ich sie kenne. Wie hätte sie so von Lust und Heiterkeit übersprudeln können, wenn ihr ein geheimes Verbrechen auf dem Gewissen lastete?
    Das war, ehe Doktor Molesworth kam, ehe sie erfuhr, daß er verhaftet werden solle? fragte Gryce.
    Ja.
    Später war sie weniger heiter?
    Natürlich.
    Vielleicht ängstigte sie sich um ihn und suchte es zu verbergen?
    Welche Frau hätte sich nicht geängstigt, wenn um ihretwillen ein unschuldiger Mann in eine verdächtige Lage geraten wäre, aus der sie ihn nicht befreien konnte, ohne ihre eigene Sicherheit zu gefährden?
    Ließ sie bei ihrer Reue keine Liebe durchblicken, kein Rachegefühl bei ihrer Weigerung ihm beizustehen?
    Ich würde als ihr Gatte keine Antwort auf solche Anspielungen geben, Herr Gryce, wenn ich nicht fürchtete, Sie könnten mein Schweigen falsch deuten. Deshalb erkläre ich hiermit, daß mir Fräulein Gretorex, seit sie meine Frau ist, weder durch Wort noch Blick die leiseste Veranlassung zur Eifersucht gegeben hat. Wenn in ihrem Innern noch ein Funke der alten Leidenschaft glüht, so ist er völlig unsichtbar geblieben; auch ihr etwaiger Groll äußerte sich höchstens als Gleichgültigkeit.
    Gryce sah aus, als habe er den Doktor in die Enge getrieben und freue sich darüber. Er warf abermals einige Worte auf das Papier.
    Wenn sie ihr früheres Wesen so ganz wieder angenommen hat, sagte er, so wird sie wohl auch ihren Eltern gegenüber zu den alten Gewohnheiten zurückgekehrt sein, ihnen fleißig geschrieben haben und sich als gute Tochter erweisen.
    Sie litt damals an Rheumatismus und konnte nicht schreiben. Ich übernahm daher den Briefwechsel und schrieb zweimal die Woche. Vorher besprachen wir zusammen, was ihre Mutter besonders interessieren würde.
    Sie hatte Rheumatismus und ging doch so gern in Gesellschaft, wie Sie sagten?
    Es waren nur Schmerzen an der Hand; sie konnte die Finger nicht gut bewegen, das Uebel ist noch nicht ganz gehoben.
    Ja so, – sie hat mancherlei Leiden und ist sehr zu bedauern.
    Gryce stand bei diesen Worten auf, faltete das Papier zusammen, das er beschrieben hatte, und steckte es mit der inhaltsschweren Briefrolle zu sich.
    Wir wollen diese Unterredung nicht fortsetzen, sagte er, bis ich mit dem Inspektor gesprochen habe. Er ist ganz in der Nähe, und Sie werden nicht lange zu warten brauchen. Es wird uns beiden eine Beruhigung sein, in einer so wichtigen Angelegenheit seinen Rat einzuholen.
    Kameron machte keinen Versuch, ihn zurückzuhalten; es wäre doch nutzlos gewesen. Der Detektiv verließ eilig das Zimmer, aber nicht ohne zuvor einen teilnehmenden Blick auf den Doktor geworfen zu haben, der gebeugten Hauptes dasaß.
    Die Wartezeit war endlos, die Minuten schienen sich zu Stunden zu dehnen. Kameron atmete förmlich erleichtert auf, als sich endlich die Tür öffnete, und Gryce eintrat in Begleitung des Herrn, welcher den Doktor damals in seinem Hause aufgesucht hatte, um Erkundigungen über Genofevas Kleidernäherin einzuziehen.

    Kameron ging ihm entgegen.
    Was ist mein Schicksal? fragte er rasch und in ängstlicher Spannung.
    Der Inspektor nahm ihn bei der Hand. Ich mußmit Ihnen reden, sagte er. Derartige Entscheidungen

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