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Hinter verzauberten Fenstern

Hinter verzauberten Fenstern

Titel: Hinter verzauberten Fenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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aufmunternd zu.
Julia nickte. »Aber nur, wenn Olli nicht auch hilft«, sagte sie.
»Das geht doch nicht!«, sagte ihre Mutter ärgerlich.
»Dann nicht!«, sagte Julia und schmiss sich auf ihr Bett. Und Mama knallte die Tür hinter sich zu.
Eine ganze Weile lag Julia einfach nur da und schmollte. Als das zu langweilig wurde, stand sie auf und ging zum Fenster.
Sie sah nach draußen. Es wurde wärmer. Der Schnee war zu schmutzigen, nassen Klumpen zusammengeschmolzen. Die Bäume standen da wie dürre, düstere Skelette. Und der Himmel sah ebenso schmierig und grau aus wie der Schneematsch auf der Erde. Trostlos.
Julia zog die Vorhänge zu, damit das graue Licht draußen blieb. Dann setzte sie sich an den Tisch und kaute trübselig auf einem Buntstift herum. Eigentlich musste sie noch Schularbeiten machen. Ach was, sie malte lieber erst ihr Bild zu Ende. Irgendwie würde sie die Zeit bis zum Abend schon rumkriegen.
Sie malte dem Prinzen einen roten Mantel und dem Pferd grünes Zaumzeug. Den Himmel malte sie dunkelblau und die Tannen grün. Von unten klang das Lachen ihrer Mutter herauf. Julia nahm das fertige Bild und hängte es neben den Kalender an die Wand. Dann spitzte sie die Ohren. Die da unten hatten anscheinend eine Menge Spaß. Olli kicherte in einem fort. Es war furchtbar langweilig, allein zu sein. Bestimmt erzählte Mama Olli Witze. Sie konnte das sehr gut. Kaputtlachen konnte man sich dabei. Julia öffnete die Tür und lauschte. Eigentlich bin ich jetzt lange genug beleidigt gewesen, dachte sie.
Und dann rannte sie, so schnell sie konnte, die Treppe hinunter.
    Julia kam erst wieder in ihr Zimmer, als es draußen stockdunkel war. Sie knipste das Licht an – und zog hastig die Tür hinter sich zu. »Melissa!«, sagte sie erschrocken. Die dicke Elfe saß auf Julias Bett und blinzelte verwirrt in das helle Licht.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Julia. Sie lugte schnell nochmal durch die Tür die Treppe hinunter. Aber Olli war ihr nicht nachgekommen. Hastig schloss sie die Tür wieder und zog einen Stuhl davor.
    »Warum stellst du den Stuhl vor die Tür?«, fragte Melissa erstaunt.
»Meine Eltern«, stammelte Julia, »und mein Bruder…«

    »Hmm.« Melissa zuckte die Achseln. »Ich würde mich geehrt fühlen, sie kennen zu lernen. Oder meinst du, sie mögen keine Elfen?«
    »Das nicht…«, stotterte Julia.
»Egal«, sagte Melissa. Ihre zarten Flügel zuckten aufgeregt hin und her. »Ich bin nur hier, um dir zu sagen, dass du heute Abend besser nicht in das siebte Zimmer kommst. Jakobus meint sogar, du sollst die nächsten drei Fenster einfach
    zulassen.«
    »Wieso das denn?«, fragte Julia erstaunt und setzte sich neben die Elfe.
»Ach, weißt du«, sagte Melissa, »Rosalinde hat doch Recht gehabt. Irgendwas stimmt mit dem Zimmer nicht. Als wir heute Morgen dort sauber machen wollten, sind uns die Putzlappen nur so um die Ohren geflogen. Die Farbeimer sind umgekippt, und andauernd haben wir alle die merkwürdigsten Geräusche gehört. Es war scheußlich. Guck hier, sogar meine Flügel sind voller Farbe!«
Melissa hielt Julia empört eins ihrer zarten Flügelchen hin. Es war überall voll Farbspritzer. »Scheußlich, nicht war?« Melissa seufzte. »Also, bleib du besser hier, bis wir wissen, was los ist, ja?«
»Na gut«, sagte Julia nicht gerade begeistert.
»Wunderbar!« Melissa flatterte von der Bettkante hoch und sah sich nervös in Julias Zimmer um. »Ich muss jetzt los«, sagte sie. »Rosalinde wartet mit dem Abendessen auf mich. Komisch«, die alte Elfe kicherte verlegen, »irgendwie macht mich deine Welt ganz durcheinander. Ich weiß auch nicht, wieso.« Kopfschüttelnd schwebte sie zum Kalender. »Mach’s gut, Julia!«
»Mach’s gut, Melissa.«
Die alte Elfe drehte sich besorgt nochmal um. »Aber Kindchen!«, sagte sie und kam hastig zurückgeflattert. »Lass doch den Kopf nicht so hängen! Am zehnten Dezember bist du auf jeden Fall bei den Heinzelmännern eingeladen. Und wenn du dich vorher langweilst, kommst du einfach bei Rosalinde und mir vorbei, ja?«
Julias Gesicht hellte sich sofort wieder auf. »Darf ich?«
»Ja, aber wieso denn nicht?«, rief Melissa. »Aber versprich mir, dass du die nächsten Fenster zulässt. Der alte Jakobus hat meistens Recht mit seinen Ratschlägen.«
»Ehrenwort!«, sagte Julia.
»Wuunderbar!«, rief Melissa und gab ihr einen dicken Kuss. »Bis bald!« Und – schwups – war sie verschwunden.
Julia kletterte aufs Bett und stellte sich stirnrunzelnd vor den

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