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Hinter verzauberten Fenstern

Hinter verzauberten Fenstern

Titel: Hinter verzauberten Fenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Bote von Fürst Leopold.«
Von Julias Nikolaus waren nur noch die Stiefel übrig.
»Bääh!«, machte der Unsichtbare und warf sie auf den Teppich.
»Du kommst von Leo, dem Lügner?«, fragte Julia verdutzt.
Der Unsichtbare kicherte höhnisch. »So kannst du ihn meinetwegen auch nennen.«
»Aber was willst du?«, fragte sie. »Du bist ja ein widerlich neugieriges Kind!«, sagte der Unsichtbare und rülpste. »Aber ich finde Kinder sowieso widerlich. Ihre Gehirne sind klein wie Erbsen, und dauernd stellen sie dumme Fragen. Ekelhaft!«
Julias Stuhl bewegte sich, und das Kissen drückte sich ein, als setzte sich jemand darauf.
»Ich will dir deine Frage aber trotzdem beantworten«, sagte der Unsichtbare. »Ich bin hier, um dich im Namen von Fürst Leopold zu warnen.«
»Warnen?«, fragte Julia und hielt den Atem an. »Wovor?«

    »Wage es nicht, noch einmal im Kalenderreich zu erscheinen!«, sagte der Unsichtbare mit drohender Stimme. »Sonst wirst du furchtbaren Ärger bekommen! Du störst Fürst Leopolds Pläne mit deinen lästigen Besuchen. Es hat ihm überhaupt nicht gefallen, wie du dich beim König eingeschmeichelt hast!«
    »Aber ich habe mich überhaupt nicht eingeschmeichelt!«, rief  Julia empört.
    »Halt den Mund!«, knurrte der Unsichtbare, und Julias Stuhl kippte um. »Fürst Leopold mag keine Gäste aus anderen
Welten. Und besonders wenig mag er Kinder. Also bleib schön brav hier in deinem Zimmer und spiel mit deinen Puppen!« »Und was ist mit Jakobus und Melissa und den anderen?«
Julia machte ein trotziges Gesicht. »Darf ich die auch nicht mehr besuchen?«
»Wage es bloß nicht!«, sagte der Unsichtbare, und für einen Augenblick hatte Julia das Gefühl, seinen Atem zu spüren. Da wurde sie plötzlich wütend. Sie wurde so furchtbar wütend, dass die Wut ihre Angst einfach wegpustete. »Verschwinde!«, schrie sie. »Du blöder, mieser Unsichtbarer! Sag Leo, dem Lügner, ich habe keine Angst. Und ich besuche meine Freunde, wann ich will!«
Einen Moment lang herrschte verblüfftes Schweigen. Dann hörte Julia wieder das hässliche Lachen.
»Ach, gib nicht so an!«, sagte der Unsichtbare und packte ihren Arm.
»Lass mich los!«, schrie Julia und biss mit aller Kraft dahin, wo sie die unsichtbare Hand spürte. Es fühlte sich an, als ob sie in Schaumstoff biss.
»Aaauuaaa!«, brüllte der Unsichtbare und ließ sie los. Julia sprang vom Bett runter und begann wie wild in alle Richtungen zu boxen und zu treten.
»Aaauuu!«, heulte der Unsichtbare. »Hör auf! Hör sofort auf.
Aaauuu!«
Aber Julia dachte gar nicht daran. »Verschwinde!«, schrie sie immer wieder und schlug wie verrückt mit den Fäusten in die Luft. »Geh zurück zu deinem fiesen Leo!«
»Was für ein Leo?«, fragte plötzlich eine Stimme hinter ihr.
Julia erstarrte. Dann drehte sie sich erschrocken um. Ihre Mutter stand in der Tür und blickte sie entgeistert an. »Was machst du denn da?«
»Ich? Ich tobe nur ein bisschen!« Julia schnappte nach Luft. Sie war völlig außer Puste.
»So, so«, sagte Mama ungläubig. »Du tobst. Willst du trotzdem zum Essen kommen?«
»Klar!«, sagte Julia. »Ich komme gleich. Ich will nur noch etwas aufräumen.«
»Aufräumen?«, sagte Mama. »Na gut. Bis gleich!« Und dann zog sie kopfschüttelnd die Tür wieder zu.
Julia seufzte erleichtert auf. Dann blieb sie ganz still stehen und lauschte. Nichts. Absolut nichts. Kein Rascheln. Kein Schmatzen. Nichts. Er war weg. Ihr unheimlicher Gast war weg! Sie hatte ihn vertrieben.
Hastig sprang sie aufs Bett und klappte die letzten zwei Kalenderfenster zu. Sie drückte noch ein paar Mal mit dem Daumen drauf, bis sie ganz sicher war, dass sie auch wirklich zu waren. Dann ließ sie sich erschöpft aufs Bett fallen. Puuh, war das scheußlich gewesen! Aber sie hatte sich tapfer geschlagen. Mit einem zufriedenen Seufzer rappelte sie sich hoch und ging zur Tür. Ohne Olli wäre das alles nicht passiert.
Na warte, Brüderchen, dachte Julia, du kannst was erleben, wenn du nach Hause kommst. Meinen halben Teller hat dieser blöde Unsichtbare leer gegessen. Von unten zog ein köstlicher Duft die Treppe herauf Melissa und Jakobus werden staunen, wenn ich ihnen erzähle, wie ich den Kerl verjagt habe, dachte Julia. Und dann lief sie mit stolzem Lächeln nach unten. Jakobus und Melissa staunten wirklich, als Julia ihnen am Abend von ihrem Kampf mit dem Unsichtbaren erzählte.
Jakobus war sehr beunruhigt von dem, was der Unsichtbare über Fürst

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