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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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prominente Hilfsprojekt und die Unterstützung, die er osteuropäischen Prostituierten angedeihen ließ. In Anbetracht der sexuellen Details am Schauplatz des Mordes liegt die Verbindung zu den Prostituierten nahe. Doch warum sollte eine von ihnen ihn umbringen wollen?«
    James Sinclair stimmte Tom zu.
    »Wenn wir den Medien glauben sollen, dann war er ein Heiliger. Vielleicht hatte ein Zuhälter die Schnauze voll, obwohl er mit einem Zuhälter wohl kaum Champagner trinken und sich dann ans Bett fesseln lassen würde. Dennoch glaube ich, es gibt eine Verbindung zwischen seiner Arbeit und seinem Tod.«
    Sie hatten das Ende der Autobahn erreicht, und Becky verlegte sich wieder auf ihr übliches Hin- und Herwechseln auf der zweispurigen Fahrbahn, die selbst an diesem späten Samstagabend dicht befahren war. Immer wenn sie unter einer gelben Straßenlaterne durchfuhren, konnte Tom einen leicht nervösen Ausdruck im Gesicht seines Chefs erkennen und sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, das er aber sofort unterdrückte, als Sinclair sich ihm zuwandte.
    »Also noch mal zu den Fakten: Zweifelsfrei festgestellt haben wir die Tatsache, dass Lady Fletcher im Flieger aus Italien gekommen ist. Können wir absolut sicher ausschließen, dass sie ihren Mann umgebracht und sich dann nach Italien begeben hat, um von Ancona herzufliegen?«
    »Ausgeschlossen. Haben wir überprüft.«
    »Was ist mit Privatflugzeugen, in Anbetracht ihrer finanziellen Ressourcen?«
    »Das überprüfen wir ebenfalls, wäre aber ein bisschen zu offensichtlich. Sie mag alles Mögliche sein, aber dumm ist sie sicher nicht. Da kann sie sich ja auch gleich ein Schild umhängen, auf dem ›schuldig‹ steht, wenn sie mit dem Privatjet von London nach Ancona fliegt und eine Stunde später mit einem Linienflug wieder zurück.«
    »Guter Punkt. Prüfen wir aber trotzdem.«
    Einen Punkt, dachte Tom, hatten sie noch nicht erwähnt, und das war Laura Fletchers fehlende Reaktion auf die Frage nach anderen Frauen. Die meisten Ehefrauen hätten bei dem Gedanken daran doch schockiert, entsetzt oder gekränkt geschaut. Sie hatte überhaupt nicht reagiert.
    Tom spürte, dass sie allmählich alle leicht erschöpft waren, und offenbar war James Sinclair derselben Ansicht.
    »Okay, also Lady Fletcher war’s wahrscheinlich nicht – obwohl das nicht heißt, dass sie nicht einen Auftragsmörder bezahlt haben könnte. Was halten wir von ihrer extremen Reaktion auf die Besucherin?«
    »Sie hat eine viel deutlichere Reaktion auf die Ankunft ihrer Schwägerin gezeigt als auf die Nachricht, dass ihr Gatte ermordet wurde«, analysierte Tom. »Ich würde sagen, das war eine Reaktion direkt aus dem Bauch heraus. Sie schien wirklich verärgert zu sein – als ob Imogen der letzte Mensch auf Erden wäre, den sie sehen wollte.«
    Becky hatte eine Theorie.
    »Ich möchte wetten, sie hatte ihren Mann im Verdacht, ein Verhältnis mit Imogen zu haben. Das würde jedenfalls die Reaktion erklären.«
    »Das bedeutet, dass wir uns genau ansehen müssen, wo sich Mrs   Kennedy in den letzten vierundzwanzig Stunden aufgehalten hat«, sagte James Sinclair.
    Daraufhin hing jeder seinen eigenen Gedanken nach, bis sie von Toms Handy plötzlich unsanft unterbrochen wurden. Er meldete sich, hörte dem Anrufer aufmerksam zu und steckte es wieder ein.
    »Gute Nachrichten. Wie sich bei der Befragung der Bewohner der umliegenden Häuser ergeben hat, wurde eine Person gesehen, die heute um etwa Viertel vor zwölf das Haus in Egerton Crescent verlassen hat. Eine durchschnittlich große, schlanke Frau, die eine schwarze Schultertasche bei sich hatte. Zwei Dinge sind besonders an ihr aufgefallen: Sie hatte unglaublich langes rotes Haar und einen ziemlich engen, knielangen schwarzen Lederrock an.«
    »Liebe Güte, da ist aber jemand sehr aufmerksam«, bemerkte der DCS .
    »Der Zeuge hat anscheinend dagestanden und sie ein Weilchen beobachtet, weil er sie, wie er sich ausdrückte, ›wahnsinnig sexy‹ fand.«
    Schweigend fuhren sie weiter.
    W eniger als hundert Meilen südwestlich von Oxfordshire stand ein junges Mädchen an einem Fenster und blickte in die Nacht hinaus. Obwohl der Raum hinter ihr in völliger Dunkelheit lag, offenbarten die unbeleuchteten Landstraßen und der Mangel an Mondlicht dem menschlichen Auge nicht mehr als vage Umrisse. Vor dem schwarzen Nachthimmel konnte sie gerade noch die schattigen Formen der Baumspitzen ausmachen, die im kräftigen Wind vom nahen Meer her schwankten. Nirgends

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