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Hintergangen

Hintergangen

Titel: Hintergangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Abbott
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die Nachteile plastischer Chirurgie klar. Sie war schrecklich dünn, hatte aber große Brüste, die nicht recht zum Rest ihres Körpers passten. Sie trug pinke, hautenge Jeans, dazu hochhackige Sandalen und ein knappes, ärmelloses schwarzes Oberteil.
    Annabels Gesicht war kräftig geschminkt, inklusive der offenbar künstlichen Wimpern, und oben auf ihrem Kopf thronte eine überdimensionierte Sonnenbrille. Diesen Stil hatte Tom schon immer amüsant gefunden, an einem bedeckten Herbsttag in Oxfordshire fand er ihn aber grotesk – besonders drinnen im Haus. Sie begrüßte ihn an der Tür mit einem koketten Lächeln, doch dann fiel ihm auf, dass es sich nur auf ihren Mund und auf keinen anderen Teil ihres Gesichts erstreckte. Vielleicht war das ihre Art, überlegte er, oder es lag, was wahrscheinlicher war, am Botox.
    »Lady Fletcher? Detective Chief Inspector Tom Douglas. Entschuldigen Sie die Störung, aber ich muss mit Ihnen sprechen. Ich weiß nicht, wie nahe Sie Ihrem Exmann standen, möchte Ihnen aber mein Beileid für diesen Verlust aussprechen.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Chief Inspector. Bitte kommen Sie doch rein – und keine Sorge, Hugo ist kein Verlust für mich und meiner Meinung nach auch nicht für den Rest der Welt.«
    Tom verzog keine Miene, freute sich nun aber darauf, Annabel Fletcher zu befragen.
    Sie führte ihn nach hinten in einen fast vollständig verglasten Raum.
    »Was für ein wunderschöner Wintergarten«, sagte Tom mit einem Blick auf die üppigen Pflanzen.
    »Eigentlich, Chief Inspector, ist es eine Orangerie. Beim Ausdruck ›Wintergarten‹ denkt man doch immer an diese abscheulichen weißen Plastikdinger, die wie übergroße Geschwüre hinten an kleinen Häusern kleben, finden Sie nicht?«
    »Entschuldigen Sie.«
    Es war ziemlich offensichtlich, dass die ehemalige Lady Fletcher selbst überhaupt keinen Stil hatte, jedoch eifrig darauf bedacht war, das Gegenteil zu vermitteln. Sie setzte sich auf ein Korbsofa, er nahm den Sessel ihr gegenüber.
    »Wie Ihnen bekannt ist, sind wir inzwischen sicher, dass Ihr Exmann ermordet wurde. Wir nehmen an, der Mord wurde von einer Frau begangen, doch mehr ist uns bislang nicht bekannt. Ich will möglichst alles über Sir Hugo und sein Leben wissen, um herauszufinden, wer ihn vielleicht hätte umbringen wollen.«
    »Na, ich zum Beispiel hätte ihn nur zu gern umgebracht, hab’s aber nicht getan. Er war ein aufgeblasener, eingebildeter, verkommener Wicht, Chief Inspector.«
    Dass eine Exfrau ihren Gatten als ›aufgeblasen‹ und ›eingebildet‹ titulierte, konnte Tom akzeptieren, doch ›verkommen‹ erschien ihm nun doch ein wenig krass. Sie nahm eine Zigarette aus einer Packung auf dem Beistelltisch und zündete sie sich mit einem eleganten silbernen Feuerzeug an.
    »Sie sagen, Sie hätten ihn nur zu gern umgebracht. Entschuldigen Sie die Routinefrage, aber können Sie mir sagen, wo Sie am Samstag zwischen elf Uhr vormittags und halb eins waren?«
    Sie blies einen langen Rauchstrahl nach oben und versuchte ein Lächeln – soweit ihre erstarrten Muskeln es erlaubten.
    »Ich wusste, dass Sie das fragen würden. Ich war natürlich hier. Und bevor Sie die nächste unvermeidliche Frage stellen: Ich war allein. Hannah war mit Alexa zum Schwimmen im Klub. Wir haben ja immer noch keinen eigenen Pool im Haus. Hugo war zu geizig, einen einbauen zu lassen.«
    »Halten wir das also fest: Sie waren den ganzen Vormittag über hier und haben auch niemanden gesehen oder gesprochen?«
    »Korrekt. Chief Inspector, ich wollte Hugo schon oft umbringen, und es tut mir nicht leid, dass er tot ist, aber meine eigenen Hände hätte ich mir dafür nicht schmutzig gemacht.«
    Sie schnippte die Asche von ihrer Zigarette und wandte Tom ihr trotziges Gesicht zu.
    Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Hugo mit dieser Frau im Zimmer nackt und gefesselt auf dem Bett gelegen hätte. Sie hasste ihn so offenkundig, dass eine sexuelle Beziehung mit ihr nicht in Betracht kam. Obwohl … es waren schon seltsamere Dinge vorgekommen.
    »Lady Fletcher, als wir in Ashbury Park waren, haben wir einige Nachrichten auf dem Anrufbeantworter abgehört, darunter eine von Ihnen. Sie haben angedeutet, dass Sir Hugo Ihnen gegenüber einen Trick angewandt und vorgehabt hatte, sein Testament zu ändern. Können Sie mir das bitte erklären?«
    »Ach herrje. Wenn ich gewusst hätte, dass der Dreckskerl sich umbringen lassen wollte, hätte ich die Nachricht

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