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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Belfort führte Alan die Außentreppe hinauf in die Halle. Dort war es still. Vielleicht ein Dutzend Soldaten hockten an den Tischen und aßen das Nachtmahl, aber kein anderweitiges Gefolge.
    »Ein kleiner Hof für eine Kaiserin«, bemerkte Alan. Er sagte es spöttisch, um seine Beklommenheit zu verbergen.
    Belfort nahm einer vorbeihastenden Magd das Tuch und den dampfenden Becher ab, die sie trug, und reichte Alan beide. »Wir hausen hier seit fünf Jahren. Das halten nicht viele aus. Und Ihr wisst ja, wie sie ist. Es fällt ihr nicht leicht, Ergebenheit in den Menschen zu wecken.«
    Alan trank dankbar einen Schluck heißen Wein, trocknete sich mit dem Tuch das Gesicht ab und fuhr sich damit über das blonde Haar. Ohne großen Erfolg; es tröpfelte weiterhin auf seine Schultern. »Was nicht für Euch gilt«, bemerkte er und legte das Tuch auf dem Tisch ab.
    »Nein«, stimmte der Normanne zu, und es klang grimmig. Belfort war ein Haudegen vom alten Schlag. Früher hatte Alan sich gern über Männer wie ihn lustig gemacht, die sich, ohne zu zögern, von einer Klippe gestürzt hätten, um der Kaiserin oder deren Bruder ihre Treue zu beweisen. Heute ertappte er sich dabei, dass er Belfort für seine Loyalität schätzte und um die Schlichtheit seiner Seele beneidete.
    »Wartet hier einen Moment und esst etwas, Monseigneur«, schlug der Leibwächter vor. »Ihr seht nicht so aus, als hättet Ihr unterwegs gerastet.«
    »Ich würde lieber rasiert als gefüttert zu ihr gehen«, bekannte Alan, denn es galt als ausgesprochen schlechtes Benehmen, anders als in untadeliger Erscheinung vor ein Mitglied der königlichen Familie zu treten.
    De Belfort lächelte flüchtig. »Auch das lässt sich einrichten.« Er pfiff durch die Zähne und winkte einen Pagen heran.
    Alan hätte Zeit für ein ausgiebiges Bad und ein mehrgängiges Festmahl gehabt, und seine Kleider waren fast trocken, bis es der Kaiserin endlich gefiel, nach ihm zu schicken. Inzwischen war es Nacht geworden, und er hatte allein mit Belfort in der Halle gesessen und gewartet, als ein weiterer Ritter erschien und sich formvollendet verneigte. »Seid so gut und folgt mir, Mylord.«
    Er führte Alan eine Wendeltreppe hinauf zu den Privatgemächern der Kaiserin, klopfte an, öffnete und hieß ihn mit einer Geste eintreten.
    Alan nahm den spärlich beleuchteten Raum mit den teppichverhangenen Wänden nur aus dem Augenwinkel wahr, denn sein Blick war auf die dunkel gekleidete schlanke Frauengestalt gerichtet, die reglos wie eine Statue auf halbem Weg zwischen Tisch und Bett stand. Zwei Schritte vor ihr blieb er stehen und kniete nieder. »Majesté.«
    »Welch unerwartete Freude. Unser berühmtester Ritter hat nur fünf Jahre gebraucht, um den Weg hierher zu Uns zu finden.« Sie hatte eine irreführend warme Stimme, die niemals schrill klang, niemals zornig.
    Er blickte unverwandt auf ihre golddurchwirkten Seidenschühchen. Jedes Mal, wenn er sie sah, verwunderte es ihn, dass eine so große Frau so kleine Füße haben konnte. »Ich bin überzeugt, Ihr habt inzwischen gehört, wo ich war.« Denn sie erfuhr immer alles. »Also warum sparen wir uns die Beteuerungen nicht? Ihr wüsstet ja doch, dass jedes Wort gelogen wäre.«
    Diese war ihre dritte Begegnung. Da Alan immer an vorderster Front in ihrem Krieg gekämpft hatte, sie aus dem Hintergrund die Fäden zog, hatte sich nicht häufig die Gelegenheit ergeben, und weder er noch sie hatte sie gesucht.
    Maud vollführte eine winzige Geste, die sich auf Zeige- und Mittelfinger der Linken beschränkte. »Erhebe dich, liebster Bastardneffe. Wir wissen, wie du es hasst, vor Uns zu knien.«
    Er kam der Aufforderung sofort nach und widersprach ihr nicht. Endlich sahen sie sich in die Augen. Die ihren waren nussbraun und groß, umgeben von einem dichten Kranz dezent gefärbter Wimpern. Maud war eine höchst elegante Frau und viel zu würdevoll, um das Alter ihrer pergamentweißen Haut mit Schminke zu übertünchen. Es waren bewegte und oft schwere fünfundvierzig Jahre gewesen, die das Leben ihr beschert hatte, und die Kaiserin trug sie wie alles andere: mit Stolz.
    »Und was mag der Anlass für diesen Besuch sein? Wir nehmen an, Gloucester schickt dich?«
    Alan war erschrocken. »Ihr habt es noch nicht gehört?«
    »Was sollen Wir gehört haben? Untersteh dich, Uns auf die Folter zu spannen.«
    »Er liegt im Sterben.« Er sagte es leise, damit wenigstens seine Stimme behutsam war, wenn schon nicht seine Worte, und er senkte den Blick,

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