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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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vermutlich hier unten Wache hielt, damit kein feindlicher Späher durch die Röhre in die Burg eindringen konnte, lachte in sich hinein. »Nicht wahr? Das ist es, was man da unten in dem verfluchten Tunnel lernt.« Er streckte die Hand aus. »Miles Beaumont.«
    Simon schlug ein. »Ist der Earl of Leicester Euer Vater?«, fragte er.
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte Beaumont verblüfft. »Kennt Ihr ihn?«
    »Wir sind uns vor fünf Jahren einmal zufällig in einem Wirtshaus in Luton begegnet.« Simon war immer noch kurzatmig. »Er hat mir die Augen über König Stephen geöffnet. Ihr seht ihm ähnlich.«
    Miles nickte und betrachtete ihn einen Moment. Dann ruckte er den Kopf zu einer von Fackeln erhellten Treppe. »Geht nach oben. Die Wache weiß Bescheid und wird Euch ein Handtuch besorgen.«
    Einer der beiden Männer, die den Bergfried bewachten, führte Simon in die Halle hinauf und brachte ihm das versprochene Handtuch. »Ein Schluck Wein vielleicht, Mylord?«, fragte er mit versteinerter Miene.
    Simon schüttelte den Kopf. »Danke. Ich bin nicht hier, um eure mageren Vorräte zu schmälern.«
    Die angespannte Miene des Soldaten hellte sich ein wenig auf, und er wies zum Feuer hinüber. »Wenigstens Holzkohle haben wir noch. Wärmt Euch ein wenig auf, und dann geht nach hinten.« Er zeigte auf die Tür im hinteren Bereich der Halle, wo anscheinend ein abgeteiltes Privatgemach lag. »Der Kommandant erwartet Euch.«
    »In Ordnung.«
    Simon rubbelte sich die Haare ab, ehe er sie mit den Finger notdürftig kämmte. Dann legte er sich das Handtuch um die Schultern, setzte sich auf die Bank am offenen Feuer und war augenblicklich in willkommene Wärme gehüllt. Er streifte die Stiefel ab und schüttete sie aus. Während er sie wieder anzog, sah er sich in der Halle um. Vielleicht zwanzig Männer saßen an einem langen Tisch, redeten leise und warfen dem Fremden verstohlene, neugierige Blicke zu. Weder Becher noch Schalen standen auf der Tafel. Simon nickte ihnen zu, und sie erwiderten den stummen Gruß. Etwas abseits von den Rittern und Soldaten entdeckte Simon drei Frauen und zwei Kinder. Die Kleinen kauten auf einem Kanten Brot, und eine der Damen, die hochschwanger war, hielt einen Becher in Händen. Sie weinte leise, und ihre Gefährtinnen spendeten ihr Trost. Was für ein Ort der Verzweiflung, dachte Simon beklommen.
    Er wartete, bis seine Haare und Kleider aufhörten zu tropfen, dann stand er auf und ging zur hinteren Kammer hinüber. Die Füße in den nassen Stiefeln verursachten bei jedem Schritt leise Schmatzgeräusche, und er wusste, wenn er sich nicht vorsah, würde er sich im Handumdrehen fürchterliche Blasen laufen.
    Er klopfte an und wartete einen Moment mit gesenktem Kopf. Dann hörte er einen Riegel zurückfahren, und die Tür wurde geöffnet. Auf der Schwelle stand eine junge Frau in einem schlichten Kleid, dessen triste graubraune Farbe ihr etwas Nonnenhaftes verlieh. Sie trug das dunkle, gewellte Haar unbedeckt und offen, nur zwei der vorderen Strähnen an den Schläfen waren nach hinten geführt und vermutlich mit einem Stück Schnur zurückgebunden, sodass sie ihr nicht ins Gesicht fallen konnten. »Ihr seid de Clare?«, fragte sie ein wenig brüsk und trat beiseite, um ihn einzulassen.
    Simon nickte. »Die Wache sagte mir, der Kommandant erwarte mich hier.«
    »Ganz recht«, bestätigte sie, schloss die Tür und lud den Besucher mit einer Geste ein, auf einer der Bänke in der Fensternische Platz zu nehmen.
    Simon kam der Einladung nach und schaute sich suchend und ein wenig verwirrt in der dämmrigen Kammer um.
    Die junge Dame gesellte sich zu ihm, setzte sich ihm gegenüber auf die zweite Bank in der tiefen Mauernische und legte die Hände links und recht von sich auf den kalten Stein. »Wenn es Brian fitzCount ist, den Ihr sucht, dann kommt Ihr zu spät, Monseigneur. Er ist vor zwei Monaten gestorben. Mein Name ist Philippa of Wallingford, ich bin seine Tochter. Und Kommandant dieser Burg.« Sie sagte es nüchtern und eine Spur grimmig.
    Ein Öllicht auf der Bank neben ihr spendete genug Helligkeit, dass Simon den dunklen Bernsteinton ihrer großen Augen erkennen konnte. Sie waren von langen, dichten Wimpern umgeben. Er las Kummer, aber ebenso Trotz und Entschlossenheit in diesen Augen, und er fand sich von diesem Ausdruck gefesselt.
    Philippa sah ihn ebenso unverwandt an wie er sie. Für eine Dame war es ein geradezu schamloser Blick.
    »Ich bedaure den Tod Eures Vaters«, sagte Simon.
    Sie

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