Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
schloss leise die Tür. »Gewiss habt Ihr den Schlaf bitter nötig, so wie wir alle. Aber ich wollte Euch um etwas bitten, ehe Ihr uns verlasst.«
    Er winkte ab. »Ich bin kurze Nächte gewöhnt, Madame. Wenn es etwas gibt, das ich für Euch tun kann, scheut Euch nicht, es auszusprechen.«
    Ein kleines schüchternes Lächeln huschte über ihr Gesicht, und es bezauberte ihn. Wie viele Frauen es in Kriegszeiten tun mussten, hatte Philippa sich hart und zäh gemacht, um die Dinge vollbringen zu können, die ihr seltsames Schicksal ihr abverlangte. Aber dieses Lächeln verriet, dass sie kein Herz aus Eichenholz in der Brust trug, wie er geargwöhnt hatte, als er am Morgen sah, mit welch ruhiger Hand sie Stephens Soldaten abschoss.
    »Es gibt in der Tat etwas, das Ihr für mich tun könnt, Simon de Clare.« Sie unterbrach sich, sah ihm einen Moment direkt in die Augen, schlug den Blick dann nieder.
    Simon wartete.
    »Ich fürchte nur, Ihr werdet schockiert sein«, fügte sie hinzu.
    »So leicht nicht, Madame.«
    Sie sah ihn wieder an, nickte knapp und straffte die Schultern. Er konnte sehen, dass sie sich wappnete. »Also schön«, murmelte sie, trat an den Tisch und wandte sich wieder zu Simon um. »Also schön. Ihr werdet uns heute Nacht verlassen. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass wir uns je wiedersehen, und das ist gut so.«
    Simon spürte einen eigentümlichen Stich. »Wenn Ihr es sagt …«
    »Es ist gut, weil der Umstand, dass wir uns nie wiedersehen, diese Sache leichter für mich macht.«
    »Ich fürchte, ich kann Euch nicht ganz folgen.«
    Philippa presste einen Moment die Lippen zusammen, wie in unterdrückter Ungeduld. »Dann erkläre ich es Euch: Ich werde vor dem Winter sterben, de Clare. Vielleicht werde ich verhungern. Dem könnte ich ins Auge sehen, denn es ist ehrenhaft. Aber falls ich noch lebe, wenn diese Burg fällt … Ihr wisst, was Belagerer mit den Frauen tun, bevor sie sie töten, wenn sie eine Burg endlich einnehmen, nicht wahr?«
    Simons Mund war mit einem Mal staubtrocken. Er nickte.
    »Sollte Gott der Ansicht sein, dass die übrigen Damen und ich dieses Schicksal als Lohn für unsere Standhaftigkeit verdient haben, kann ich nichts dagegen tun. Aber seit Ihr gestern gekommen seid, frage ich mich, wie es wohl wäre, mit einem Mann zu liegen, der in Freundschaft und mit Achtung in mein Bett kommt, nicht als Feind. Versteht Ihr? Wenn ich mit achtzehn Jahren sterben soll, will ich wenigstens ein einziges Mal …«
    Mit zwei Schritten hatte Simon sie erreicht, legte den linken Arm um ihre Taille und den Zeigefinger der Rechten auf ihre Lippen.
    Sie sah ihn an, ihre Augen groß und fragend, aber jetzt ohne Furcht.
    »Du hast recht«, sagte Simon. »Niemand sollte diese Welt verlassen, ohne das erlebt zu haben.«
    »Also wirst du es tun?«, fragte sie.
    Simon musste lächeln. »Es wird mir eine Ehre sein, Madame.«
    Die Anspannung wich aus ihren Schultern, und als er beide Arme um sie legte und sie küsste, schmiegte sie sich an ihn, vollkommen ungeziert und ohne jeden Vorbehalt. Er fuhr mit der Zunge über ihre Lippen, die zu spröde und rissig für eine Dame waren, und sah den Ausdruck des freudigen Staunens in ihren Augen, ehe sie die Lider schloss und ihm aus nächster Nähe einen Blick auf ihre hinreißenden, dichten Wimpern gönnte, die im Licht der kleinen Öllampe rötlich schimmerten wie Kupfer. Dann schob er die Zunge behutsam in ihren Mund und umspielte die ihre, und Philippa gab ein leises Lachen von sich, einen Laut purer Freude.
    Ohne den Kuss zu unterbrechen, begann er, die Schleifen an ihrem zerschlissenen Überkleid aufzuschnüren.
    Philippa löste die Lippen von seinen. »Was tust du?«
    »Ich ziehe dich aus.«
    »Ist das … üblich?«
    »Nicht unbedingt. Aber viel schöner.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Lass es sein. Wenn ein Nachtangriff kommt …«
    Es machte ihn wütend, dass Stephens verdammte Belagerung selbst diesen Moment überschattete, aber er erhob keine Einwände. »Du hast recht. Komm.«
    Er führte sie zum Bett, bedeutete ihr, sich niederzulegen, und kniete sich neben sie. »Mach die Augen zu.«
    Ihre Lider schlossen sich wieder. Simon schob langsam ihre Röcke hoch, und sein Mund zuckte, als er sah, wie dünn ihre Schenkel waren. Mit der flachen Hand strich er über die Außenseite ihres rechten Beins, um sie an die ungewohnte Berührung zu gewöhnen und ihr die Scheu zu nehmen. Die Beine waren nicht enthaart, die kleinen Füße schwielig von den schweren

Weitere Kostenlose Bücher