Hiobs Brüder
Stiefeln, die sie für gewöhnlich trug.
Simon lebte seit fünf Jahren an einem französischen Hof, dessen Lasterhaftigkeit regelmäßig den Zorn der Bischöfe erweckte – er war verwöhnt. Die Frauen, mit denen er sich dort gelegentlich die Nächte vertrieb, waren wohlgenährt und hatten von früh bis spät nichts anderes zu tun, als sich zu salben, zu parfümieren und Gott weiß was sonst noch zu tun, um sich schön und anziehend zu machen. Wenn sie die Röcke rafften, öffneten sie einem Mann das Tor zu den süßesten Sünden. Ihr Anblick hatte ihn erregt, aber nie berührt. Darum traf ihn das Gefühl von Zärtlichkeit, das ihn hier plötzlich überkam, vollkommen unvorbereitet.
Als seine Hand ihre Hüfte erreichte, spürte er eine Gänsehaut, und er streckte sich neben Philippa auf dem Bett aus und deckte sie beide zu. Sie wandte ihm das Gesicht zu, die Augen immer noch geschlossen, und er küsste sie wieder, als er die Hand behutsam zwischen ihre Beine schob. Sie war feucht, und sie verblüffte ihn mit ihrer Ungeduld. Mit stummer Eindringlichkeit presste sie sich an ihn, schlang ein Bein um seine Hüfte und zog ihn auf sich.
Ihm ging auf, dass sie nicht warten wollte, weil sie fürchtete, irgendetwas könne sie unterbrechen, ehe sie ihn in sich spürte, und ihre einzige Chance auf die Erfahrung körperlicher Liebe könne ihr zwischen den Fingern zerrinnen. So wie ihr ganzes Leben. Und er verstand auch, dass sie kein langes, zartes Vorspiel wollte, denn ihr graute davor, dass es sie schwach machen und den Schutzpanzer durchbrechen könnte, in den sie sich hüllte. Also tat Simon, was sie wollte, holte sein pralles Glied aus der Hose, führte es zwischen ihre Schamlippen und drang in sie ein, nicht roh, aber auch nicht zögerlich. Er fühlte die Sperre, aber Philippa schien den Schmerz nicht einmal zu spüren. Oder womöglich war er ihr willkommen. Simon legte die linke Hand auf die kleine Brust unter dem rauen Stoff ihres Kleides, strich ihr mit der Rechten das Haar aus der Stirn und regte sich behutsam in ihr. Philippa sah ihm jetzt unverwandt in die Augen, erwiderte seine Bewegungen mit heftigen, ungeduldigen Stößen, kam rasant schnell zum Höhepunkt und biss sich in den Unterarm, damit ihr ja kein Laut entschlüpfte. Ihr stummer Ausbruch und ihr Duft, das triumphale Lächeln in den Mundwinkeln und die muskulösen Schenkel, die sich um seine Hüften schlangen, brachten Simon selbst in Windeseile an die Grenze, und trotz aller guten Vorsätze, sich rechtzeitig zurückzuziehen, ergoss er sich in sie.
Sie lagen still und entspannt, er auf einen Unterarm gestützt, um sie nicht zu erdrücken, aber immer noch auf ihr, weil er es in die Länge ziehen und sie spüren wollte, solange sie ihn ließ.
»Ich fühle dein Herz«, sagte sie plötzlich.
»Das ist weiß Gott kein Wunder. Es hämmert. Genau wie deines.«
»Ich weiß nicht, ob ich je zuvor den Herzschlag eines anderen Menschen gefühlt habe.«
»Das kann ich kaum glauben. Haben deine Mutter und dein Vater dich nicht auf den Schoß genommen und gewiegt, als du klein warst?«
»Ich weiß es nicht mehr.« Sie hob die Linke zu einer unbestimmten Geste und legte sie nach einem kurzen Zögern auf seinen dunklen Schopf. »Es ist egal. Jedenfalls fühlt es sich gut an, dein Herz. So wie alles, was wir getan haben.«
Er nickte und wappnete sich für das, was als Nächstes kommen würde. Er hatte sich nicht getäuscht: »Du musst jetzt gehen, Simon«, sagte sie.
Es kostete ihn Mühe, nicht zu betteln, noch ein paar Augenblicke bleiben zu dürfen. Und er schalt sich einen Schwächling und Jammerlappen. Mit einem Quäntchen Glück würde er dem Schrecken von Wallingford heute Nacht entkommen. Philippa war diejenige, die hierbleiben und dem nächsten Tag ins Auge blicken musste. Und dem danach und dem danach, bis irgendwann der letzte Tag dieser Belagerung anbrach. Aber nicht sie war diejenige, die ihn anflehte, zu bleiben.
Er seufzte, stemmte sich hoch und setzte sich auf. Während er seine Kleider in Ordnung brachte, wandte er ihr den Rücken zu, um ihr Gelegenheit zu geben, unbeobachtet das Gleiche zu tun.
Plötzlich schlang sie von hinten die Arme um seine Brust, und er spürte ihren Kopf an seiner Schulter. Simon legte die Linke auf ihre verschränkten Hände.
»Wenn ich ein Kind von dir empfangen habe, wird es nie das Licht der Welt erblicken«, sagte sie.
»Sei nicht so sicher.« Seine Stimme klang belegt. Ihre Worte fühlten sich an, als lege sich
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