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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Stillschweigens , hatte die Kaiserin noch hinzugefügt. Eustache ist die boshafteste Kreatur, die mir je unter die Augen gekommen ist . Nun, der Kaiserin war eine Begegnung mit Reginald de Warenne erspart geblieben, aber Simon schätzte, Eustache müsse wohl die zweitboshafteste Kreatur sein, mit der er persönlich je das Vergnügen gehabt hatte …
    »Henry Plantagenet hegt keine Feindschaft für König Stephen«, gab er zurück.
    »Nein. Natürlich nicht. Er möchte ihn nur beerben, richtig?« Eustache lächelte träge. »Dummerweise möchte ich das auch.«
    »Ich schätze, wer der rechtmäßige Erbe des englischen Throns ist, wird sich auf dem Schlachtfeld entscheiden.«
    »Falls Henry Plantagenet sich je wieder herwagt«, warf Haimon ein und tauschte einen vielsagenden Blick mit Eustache. Kein Zweifel, die beiden waren dicke Freunde. Simon war alles andere als überrascht.
    König Stephens Sohn wandte sich zu Godric und Wulfric um, die zu seiner Rechten an der Wand lehnten und gelangweilt taten. Er trat einen Schritt näher, verschränkte die Arme und betrachtete sie kopfschüttelnd. »Bei Gott, welch eine Monstrosität.«
    »Wenn schon, dann zwei«, verbesserte Godric, was ihm einen warnenden Blick seines Bruders eintrug. Sowohl Wulfric als auch Simon kannten Godrics fatale Neigung, seine Furcht mit Flapsigkeit zu überspielen, was in der Regel alles nur noch schlimmer machte.
    »Dieses zweiköpfige Ungeheuer kann sprechen, Haimon«, verwunderte sich der Kronprinz.
    »Oh, es kann noch viel mehr«, gab Haimon grimmig zurück.
    »Dann bring es nach unten in den Hof und kette es irgendwo an. Die Männer sollen ein bisschen Spaß haben, was meinst du?«
    Haimon lachte in sich hinein, gab den Wachen ein Zeichen, und zwei vierschrötige Kerle traten zu den Zwillingen. Einen Moment betrachteten sie sie ein wenig ratlos, dann packten sie jeder einen am äußeren Arm. Godric und Wulfric ließen sich lammfromm zur Tür führen. Sie warfen Simon beide den gleichen Blick zu; es war beinah ein Lächeln: Wird schon , sagte dieser Ausdruck. Mach dir um uns keine Gedanken …
    Haimon trat hinter ihnen hinaus und schloss die Tür. Eustache blickte ihnen einen Moment nach, und Simon überlegte, ob er mit dem Dolch, den er im Stiefel trug, irgendetwas ausrichten konnte. Wenn er schnell genug wäre, könnte er Eustache vielleicht töten. Aber dann blieben immer noch die Handketten und die beiden Wachen, die nahe der Tür standen und ihn nicht aus den Augen ließen. Das Beste, was er erhoffen konnte, war ein rasches Ende für sich selbst, erkannte er, aber es hätte bedeutet, Godric und Wulfric im Stich zu lassen. Also sann er auf eine andere Strategie.
    »Was verschlägt Euch nach Wallingford, Monseigneur?«, fragte er.
    Eustache schlenderte ein paar Schritte durch den Raum und lehnte sich neben dem Fenster an die Wand. »Was kümmert es Euch?«
    Simon hob die Schultern. »Ich bin nur neugierig. Ich dachte, Ihr kämpft an der Seite Eures Schwagers, des Königs von Frankreich, in der Normandie.«
    Eustache schnaubte leise. »Ihr wisst ganz genau, dass mein Schwager Louis das Kämpfen eingestellt hat und zurück nach Paris gekrochen ist. Also sind Haimon und ich heimgekehrt und haben Verstärkung nach Wallingford geführt. Es war der Wunsch des Königs.«
    »Verstehe. Und Ihr seid ein pflichterfüllter Sohn und tut immer genau das, was der König wünscht, da bin ich sicher.«
    Eustache verzog den Mundwinkel. »Ich war Frankreichs überdrüssig und meiner angetrauten Constance erst recht. Sie ist eine ewig händeringende Betschwester, fast so schlimm wie ihr Bruder, der König. Außerdem wünscht mein Vater, dass ich in naher Zukunft gekrönt werde, und dazu muss ich in England sein.«
    Simon zog verwundert die Brauen hoch. »Hat noch niemand den Mut gefunden, Euch zu eröffnen, dass Ihr Euch diese vorzeitige Krönung aus dem Kopf schlagen könnt?«
    Eustaches Miene wurde finster, und er trat einen Schritt auf Simon zu. »Was redet Ihr da?«
    Simon sah ihm in die Augen. »Es ist so, seid versichert. Der Papst hat es verboten.«
    Die kalten, stahlblauen Augen hatten sich verengt. »Woher wisst Ihr das?«
    »Der Gesandte des Erzbischofs von Canterbury hat es mir erzählt.«
    »Wer soll das sein?«
    »Thomas Becket.«
    Wütend stieß der Kronprinz die Luft aus. »Ich wünschte, ich könnte Euch einen Lügner nennen, aber ich sehe, Ihr sagt die Wahrheit. Dieser verdammte Erzbischof steckt mit Plantagenet unter einer Decke. Und der Papst

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