Hiobs Brüder
Befriedigung gab, die Burg dem Erdboden gleichzumachen, wo sie so grauenvolle Stunden hatten erleben müssen. Die Palisaden und jede Menge anderes Bauholz von Crowmarsh wurden verwendet, um die Befestigungen und Gebäude von Wallingford Castle zu reparieren. Die restlichen Holztrümmer ließen sie liegen, denn sie wussten, die Bauern, die vereinzelt noch in der Gegend lebten, waren immer dankbar für Brennholz, und tatsächlich schrumpfte der Trümmerberg Nacht für Nacht.
In der ersten Augustwoche rüsteten sie sich zum Aufbruch. Alan und der Earl of Leicester hatten Henry eindringlich geraten, in die sicheren Midlands zurückzukehren, bis die Vertragsverhandlungen zwischen dem Erzbischof von Canterbury und dem Bischof von Winchester so weit fortgeschritten waren, dass sie seine Anwesenheit in Winchester erforderten.
Schweren Herzens willigte Henry ein. »Meinetwegen ziehen wir also zurück in die Midlands. Ich habe nur Zweifel, ob man dort ebenso herrlich jagen kann wie hier.«
»Ihr werdet staunen, Monseigneur«, prophezeite Leicester. »Womöglich noch besser. Überall in England lässt sich gut jagen. Reitet von welchem Ort auch immer in jede beliebige Richtung − nach spätestens einer Meile kommt ihr in den Wald. Und ich schwöre Euch: Kein Wald in Frankreich kann sich mit unserem hier messen, was Schönheit und Wildreichtum angeht.«
Henry seufzte glücklich. »Oh, Robert. Ich glaube, ich werde es lieben , König von England zu sein.«
Alan und Simon lachten, leerten ihren Becher und standen auf.
»Wo soll’s denn hingehen?«, fragte Henry – rastlos wie üblich – und sprang auf. »Ich begleite euch.«
Alan war im Begriff, mit dem Proviantmeister zu besprechen, was sie für den Marsch zurück in die Midlands noch an Vorräten brauchen würden. »Mach dich lieber auf die Suche nach einem Trainingspartner und geh auf den Sandplatz«, riet er. »Oder nimm ein Bad in der Themse. Es gehört sich nicht für den zukünftigen König, sich persönlich um Nebensächlichkeiten wie Proviant zu kümmern.«
Henry schüttelte trotzig den Kopf. »Ich werde ein König sein, der sich um alles persönlich kümmert«, entgegnete er und hob einen belehrenden Zeigefinger. »Je eher sich alle daran gewöhnen, desto besser.«
Sie hatten den Eingang der Halle fast erreicht, als dort ein kleiner Tumult ausbrach. Offenbar versuchte schon wieder irgendwer, der hier nichts verloren hatte, einzudringen und Henry irgendein Anliegen vorzutragen.
»Was gibt es denn?«, fragte Simon und beschleunigte seine Schritte.
Die beiden Wachen verstellten tatsächlich jemandem den Zutritt. Einer der Männer wandte den Kopf. »Hier ist ein abgerissener Priester, der darauf besteht …«
»King Edmund!«, unterbrach Simon verdutzt. »Lasst ihn eintreten«, befahl er den Wachen.
Alan war stehen geblieben. Seine Hände wurden feucht, und sein Herzschlag hatte sich beschleunigt. Er wusste, es konnte nichts Gutes zu bedeuten haben, wenn King Edmund sich auf die Suche nach ihnen gemacht hatte. Schweigend sah er ihm entgegen und fand seine Befürchtung bestätigt, als Edmund über die Schwelle trat und ihm in die Augen sah.
»Gott sei gepriesen, dass ich dich gefunden habe, Alan«, sagte er. Er war ein wenig außer Atem nach seinem Gerangel mit der Wache, und seine Augen waren weit aufgerissen. Er wirkte verstört und angstvoll und tatsächlich ein wenig verrückt.
»Was ist passiert?«, fragte Alan, dessen Mund so trocken war, dass er die Worte kaum herausbekam.
Edmund umklammerte seinen Arm. »Eustache de Boulogne ist in East Anglia eingefallen und …«
»Ist er in Helmsby?«, fragte er, und gleichzeitig flehte er: Bitte, Gott, nicht Miriam und die Kinder. Und bitte nicht Oswald. Er wusste, wie verwerflich es war, zuerst an die Seinen zu denken und dass Gott sie ihm vielleicht genau deswegen genommen hatte, aber er konnte nicht anders.
»Nein«, hörte er Edmund sagen, der immer noch an seinem Arm rüttelte.
Alan befreite sich von seinem Griff, nicht mit einem unwilligen Ruck, aber bestimmt. »Spann uns nicht auf die Folter, King Edmund. Erzähl uns, was passiert ist. Hier, besser, du setzt dich hin.« Er führte ihn zu einer Bank.
Edmund sank ein bisschen zu schnell darauf nieder, weil seine Knie vermutlich weich waren. Alan erging es nicht besser, und er setzte sich zu ihm. Henry und Simon waren ihnen gefolgt, und Simon schenkte Ale in einen Becher und reichte ihn Edmund.
»Danke, mein Sohn«, murmelte der zerstreut, trank aber
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