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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Künstler – er war es, musste es sein – stand in unheroischen XXL-Klamotten neben zwei weltgewandten Kunstkritikern unter dem Höllenbildnis und erklärte ihnen gerade, »das hier unten soll die Entität Sideel sein, die so eine Art Vorhüter des Höllenreichs ist«.
    »Kann man ja unmöglich erkennen. Hat der einen Spaten als Gesicht?«
    »Sideel hat überhaupt kein Gesicht. Er ist nur eine Entität, keine ... Person, wenn Sie so wollen. Und das hier, das hier drüben, das ist Anamch, der lacht sich eins, sehen sie? Der spinnt total. Der erzählt allen Besuchern immer und immer wieder, dass das hier der Ausgang aus der Hölle ist, nicht der Eingang.«
    »Von Kafka inspiriert?«
    Der Künstler grinste. »Von wem?«
    »Und Sie sind dort gewesen. In der Hölle, meine ich.«
    »Nein, in der Hölle selbst nicht, da darf ich noch nicht ...«
    Jetzt passierte etwas, das Bernadette bisher nur aus Popvideos kannte, das es aber, wie sie jetzt zu ihrem Erstaunen feststellte, tatsächlich gab. Der Künstler sah sie, während sie sich näherte, hörte auf zu sprechen, starrte sie an, sie starrte zurück, in seine wunderschönen aquamarinen Augen, er war ein hübscher Bursche, sie ein hübsches Mädchen, von der Magersucht der Wählerischen romantisiert, alle gelangweilt lungernden oder amüsiert gackernden Menschen um sie herum kristallisierten zu Slowmotion, die Lichter dimmten wie Oboen herunter, und nur ein paar Gemäldespots blieben auf das schönste Paar des Abends fixiert. Es war lächerlich, kitschig und natürlich nicht ganz so wie die Worte sagen, aber es war echt .
    »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, junger Mann«, sagte der eine Kenner, »Sie sollten den Bildern unbedingt Namen geben. Das erleichtert den Zugang.«
    »Die Namen stehen auf den Rückseiten«, sagte der Künstler abwesend.
    »Oh, wirklich? Darf ich?«
    »Tun Sie sich keinen Zwang ein, berührt gilt als gekauft. Entschuldigen Sie mich bitte.« Der Künstler kam wiegenden Schrittes auf sie zu, Bernadette blieb stehen. Sie standen voreinander und lächelten.
    »Du bist von den Schatten«, sagte er zu ihr, »und wenn du wachst, schläfst du mit dem Tod.«
    »Ja. Und du bist weiter gegangen als andere, um die Natur der Schatten zu verstehen. Wir haben viel gemeinsam, Maler. Bist du noch Mensch, oder bist du wie ich?«
    »Hm. Was siehst du auf dem Bild dort drüben?«
    »Das da? Das ist eine Frau in einem grünen Kleid. Die Farbe des Kleides ist so mild vor dem glosenden Hintergrund, dass es fast schmerzt, so als hätte man Grünen Star und Amnesie zugleich. Diese Frau ... hat gerade eben für immer ihre Unschuld verloren. Das ist von Bedeutung.«
    »Lass uns abhauen hier, das wird mir ohnehin zu blöde langsam. Feininger! Kommst du mal bitte her? Hör zu, Junge, du passt darauf auf, dass keiner ein Bild klaut, klar? Und schreib die Liste mit den Käufern und Interessenten diesmal so deutlich, dass du sie hinterher auch entziffern kannst, okay?« – »Willst du denn schon gehen? Das ist dein Abend heute, dein Durchbruch, Mann!« – »Bullsh ist das, sonst nichts. Alles nur totes Material hier. Das hier, Feininger« – er deutete auf Bernadette – »das ist Kunst.« Feininger, der so was wie ein Gönner und Freund war (und der nie müde wurde zu behaupten, dass er über nur ein oder zwei Ecken mit Lyonel und Andreas verwandt war), schüttelte nur den Kopf, dann kümmerte er sich wieder um die Besucher, denn schließlich war das hier seine Galerie.
    Dunkel draußen. Warm. Bernadette und der Künstler den Bürgersteig hinab, im Mottenlicht der Laternen, die zersprangen wie bei Van Gogh. Die Sneakers des Künstlers sind überhaupt nicht zu hören, so als wäre er nur ein Phantom neben dem deutlichen Tackern der Pfennigabsätze Bernadettes.
    »Irazoqui. Das ist ein interessanter Name. Klingt wie eine Mischung aus Indianisch und ... ich weiß nicht – Baskisch?«
    »Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, wo der Name genau herkommt. Der beste Jesusdarsteller aller Zeiten hieß so, bei Pasolini.«
    »Der hieß Irazoqui?«
    »Genau. Enrique Irazoqui. Ich benutze den Namen als Künstlernamen, wenn ich male. Ich finde, er klingt cooler als mein echter.«
    »Und der wäre?«
    »Montag. Hiob Montag.«
    »Ich weiß nicht, was du willst – das ist doch ein toller Name. Der Unglücksrabe und der meistgehasste Wochentag zusammen, das ergibt einen guten Schwarzmagier.«
    »Na ja. Es gibt keine Farben in der Magie. Vielleicht habe ich deshalb angefangen zu malen. Und

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