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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Schlüssel, sondern ein Gewicht.«
    »Ein Gewicht.«
    »Um einzutauchen in das Meer.«
    »Ahhh. So wie ein Tiefseetaucher.«
    »Richtig. Du brauchst einen Gegenstand, der selbst bis zum Platzen gefüllt ist mit Träumen. Am besten mit bösen Träumen. Nur dann kriegst du die nötige Bettschwere.«
    »Verstehe. Gute Idee. Hast du so was da?«
    Wagsal kratzte sich am Kopf, den anderen Arm in die Hüfte gestemmt. Er sah sich in seinem eigenen, mit den merkwürdigsten Artefakten vollgepfropften Laden um, als wüsste er nicht auswendig, wo alles steht. »Kostbarkeiten voller Albträume kursieren leider nicht so auf den vielfarbigen Märkten. Ich habe einen Spiegel da, der dir das Gesicht zeigt, das du haben wirst, wenn du drei Tage tot bist. Das ist schon ganz schön unheimlich. Und ich könnte dir mit einer Zeichenfeder dienen, die dir die Figuren deiner sexuellen Wunschträume zeichnen hilft. Das ist ein formidables Spielzeug. Aber einen Albtraumanker? Von so was habe ich schon sehr lange nicht mehr ... es müsste ja nicht unbedingt ... Moment einmal, das wäre natürlich ... einen Augenblick, mein Junge!«
    O-Beinig wetzte der Alte nach hinten in sein Lager, kramte dort vor sich hinmurmelnd in Stapeln von Katalogen und kam schließlich mit einem ziemlich neu aussehenden Prospekt zurück.
    »Das wäre natürlich eine tolle Sache«, griente er, »du könntest mir gleichzeitig einen Gefallen tun. In London versammeln sich übermorgen die Arctophilen, ich kann schon seit Tagen an nichts anderes mehr denken, und jetzt weht dich der gute Wind zu mir!«
    »Ich kann dir jetzt im Moment geistig nicht folgen. Was zum Henker sind denn Arctophile für Perverse?«
    »Ganz schlimme Burschen: Teddybärensammler!«
    »So was gibt’s auch?«
    »Na klar. Hier, sieh dir den an.« Er schlug den Katalog auf einer Seite mit Lesezeichen auf. Mehrere alt aussehende Teddybären waren auf der Seite abgebildet. Wagsal zeigte auf den zerrupftesten von ihnen. »Auktionsnummer 151: Steiff, Jahrgang 1932. 6000 bis 8000 Pfund. Ein Prachtkerl, was? 63 Jahre hat der Bursche auf dem Buckel, das Kind, das ihn aufgeladen hat, ist jetzt fast so ein Knistergreis wie ich.«
    »Du meinst ... dieser Bär ist mit Albträumen aufgeladen?«
    »Na, aber sicher. Kuck ihn dir doch mal an, wie abgewetzt und zergriffen er ist. Was meinst du, wozu solch ein süßer Bär sonst da ist, wenn nicht, die Furchten und Schrecknisse der Nacht von einem kleinen Menschenwesen abzuleiten und allen Angstschweiß in sich aufzusaugen?«
    »Ein Teddybär. Das ist natürlich groovy.« Hiob besah sich das Titelbild des Katalogs und machte ein skeptisches Gesicht. »Christie’s in der Old Brompton Road. Himmel, Moritz, da würden sie so einen wie mich nicht mal reinlassen, wenn ich 8000 Pfund hätte.«
    »Du hast was Besseres als 8000 Pfund: Du hast mich.« Wagsal hoppelte wieder davon in die unzugänglicheren Winkel seiner kleinen Katakombe. Mit einer ausgesprochen hässlichen, uralten und nur noch einen Arm besitzenden Mädchenpuppe in Händen kam er zurück. Er setzte das Ding, dessen wächsernes Gesicht ganz abgeplatzt war, vorsichtig auf einer Kommode ab. »So, und jetzt hör mir mal ganz genau zu. Die Versteigerung der Teddybären soll übermorgen stattfinden, also hast du genügend Zeit, dir einen Flieger zu suchen. Morgen bist du in London. Dann gehst du in die Old Brompton Street und wendest dich dort an eine Frau namens Sheyla Maldiera. Kannst du dir den Namen merken?«
    »Sheyla Maldiera.«
    »Gut. Sie ist die Teddy-Expertin bei Christie’s und auch sonst für alte Puppen und Automaten zu haben. Du sagst ihr, Moritz Wagsal aus Berlin schickt dich. Du gibst ihr diese Puppe hier und sagst, du möchtest sie gerne unter der Hand gegen die anstehende Katalognummer 151 tauschen. Ich prophezeie dir, sie wird dir nicht nur den Bären aushändigen, sondern auch ihre Wohnungsschlüssel.«
    »Oha. Ist diese Puppe hier so kostbar?«
    »Vor ... lass mich nachrechnen ... achtundzwanzig Jahren wollte Sheyla sie unbedingt von mir kaufen. Aber ich habe Nein gesagt.«
    Hiob lachte. »Na, wenn das so ist, kann sie ihre Wohnungsschlüssel gerne behalten. Gut, so weit alles klar. Wenn ich den Träumer gerettet habe, bringe ich dir den Bären.«
    »So hatte ich mir das gedacht.«
    Wagsal packte die Puppe in eine Hutschachtel und schnürte gut zu. »Wichtig ist vor allem, mein Junge, dass du vorsichtig mit dem Bären umgehst.«
    »Ich werd ihn schon nicht der Gepäckaufbewahrung

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