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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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später weitere dieser Granaten zu besorgen.«
    »Dieser radioaktive Scheiß liegt mir normalerweise nicht so.«
    »Also gut. Wissen Sie, was ich Ihnen konstruiere? Eine Einweg-Schussvorrichtung, die größtenteils aus Holz besteht.«
    »Aus Holz?«
    »M-hm. Löst sich beim Schuss in brennende Bestandteile auf, die nach vorne, also vom Schützen weg, davontrudeln. Hat den Vorteil, dass kaum was Beweislastiges übrig bleibt, erst recht keine Fingerabdrücke, Haare oder Hautschuppen. Die Projektilführung ist aber einwandfrei präzise.«
    »Klingt gut. Kann ich mir das ganze so wie ’ne Panzerfaust vorstellen?«
    »Ja, in etwa. Wird wie eine Panzerfaust auf der Schulter gehalten. Ich setz Ihnen einen Zielaufsatz drauf, den Sie sich vor’s rechte Auge klappen können. Ich hab schon gesehen, dass Sie Rechtshänder sind. Der Vorteil der Materialen Holz und Plastik ist, dass Sie das Ding zerlegt in Koffern locker durch jeden Flughafen durchkriegen. Es sei denn natürlich, dass Sie lieber alles der Post anvertrauen möchten.«
    »So wenig wie möglich.«
    »Eben. Das geht uns doch allen so. Mein Preis ist fünfundzwanzigtausend. Zehntausend jetzt, fünfzehntausend in drei Tagen um 11:00 Uhr, dann ist der Granatwerfer fertig. Ich zeige Ihnen dann, wie man damit umgeht. Das ist im Preis inbegriffen.«
    »O Mann, na toll! Dann ist es ja doch richtig billig! Und ich dachte schon, ich werd hier übers Ohr gehauen.«
    »Tja. Der Markt macht die Preise. Probieren Sie doch mal, ob Sie jemanden finden, der mit mir konkurrieren kann. Vielleicht treiben Sie irgendwo in Belgien jemanden auf, der’s Ihnen für zehntausend besorgt, aber dafür fliegt Ihnen dann beim Schuss die Granate mit um die Ohren.«
    »Jaja, schon gut.«
    »Außerdem, was regen Sie sich so auf? Für einen solchen Hit kriegen Sie doch sicherlich das Vierfache von dem, was ich Sie koste.«
    »Ja, davon träum ich auch manchmal. In drei Tagen um elf. Das Geschoss nehm ich wieder mit, haben Sie sich die Maße notiert?«
    »Im Kopf, Tokyo Drifter, im Kopf. Da ist alles Verbotene sicher aufgehoben. Wiedersehn noch.«
    »Wiedersehn.«
    Zusammen mit den Hin- und Rückflugtickets via London nach Tokio zehrte dieses Scheiß-Prognosticon Hiobs ganzes restliches aus dem Ince-Deal herstammendes Vermögen auf. Danach würde er wieder ein mittelloser, abgefuckter Schlucker sein, darauf angewiesen, dass Samariter Feininger ab und zu mal ein mediokres Bild losschlug.
    War wirklich keine schlechte Idee, sich das Dämonenkillen wie ein Hitman bezahlen zu lassen. Nur: Wer bezahlte für so was? Wer außer Hiob war heutzutage überhaupt noch ernsthaft daran interessiert, den Teufel zu beseitigen?
    Drei Tage hatte er jetzt in Hamburg noch totzuschlagen, und es gab nur zwei Dinge, die man in Hamburg wirklich gut tun konnte. Der Fischmarkt interessierte ihn kein bisschen, und das andere war ihm vertraglich untersagt, und so wurden es drei der ödesten kalten Tage seines Lebens.
    Murakami bewegte sich zwischen den niedrigen Gitterstäben der Stadt wie Itto Ogami, der Einsame Wolf.
    Statt seines Sohnes in einem hölzernen Kinderwagen führte er als einziges nennenswertes Gut den Stolz und die Erinnerung mit sich. Statt des Yagyu-Clans waren die Jedermänner seine Feinde, die grinsenden Pachinko-Daddler, die sich von Sega und Nintendo buntschießen ließen, die würdelos hektischen Aktienyuppies, die sich nachts in den Glastürmen von Lederdominas peitschen und bepissen ließen, die Eintauscher, die sich wie Tennos aufführten mit ihren mickrig-lächerlichen Direktorspöstchen irgendwelcher Vergnügungsmüllkonzerne. Eines Abends, als er allein und nackt im Lotussitz auf dem Boden seines spartanischen Appartements gesessen hatte und den Fernseher nur im Hintergrund als Weißrausch hatte laufen lassen wollen, hatte sich eine Dokumentation in den Kanal gezwängt, ein kurzer Film, der ihm gezeigt hatte, wie der Rest der Welt die Japaner sah: als in fotoknipsenden Rotten auftretende hässlich-gelbe Zwerge, die rohen Fisch fraßen, am liebsten Comics lasen, Wale jagten und Delphine schlachteten, ihre fußverkrüppelten Frauen wie Müll behandelten, während die Männer in speziell dafür eingerichteten »Boutiquen« die gelbfleckigen Unterhöschen von Schulmädchen kauften, um daran zu saugen und zu schnuppern, als hysterische kleinwüchsige Zappler, die mit dicken Lederjacken grauenvolle Rockmusik imitierten, als liebste Beschäftigung sich entweder in begehbaren Wandsafes vor originalen Van

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