Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
Vom Netzwerk:
seine Tochter bei einem Autounfall verloren, seine Frau Mira hatte schlimme Depressionen. Was wollte man von ihm?
    Gott sei Dank war es ihm gelungen, den Pferdekopf entfernen zu lassen, bevor Mira aufwachte. Den großen Flecken im Kies hatten sie mit einem geplatzten Ölkühler eines Traktors erklärt. Luca drückte auf den grünen Knopf. Die Maschine sprang mit Getöse an. Die rote Endlosschnecke begann immer schneller zu rotieren, die Gummiwalzen drehten sich, die Entrappungsspindel peitschte mit ihren Stahlstiften ins Leere. Aus dem Schlauch kam etwas Wasser, also schien auch die Pumpe, die ihnen im letzten Jahr so viel Ärger gemacht hatte, zu funktionieren. Er drückte auf den roten Knopf, der Motorlärm erstarb, die auf höchste Belastung ausgelegte Mechanik kam langsam zum Stillstand.
    Es gab nicht mehr viel, worauf er sich freuen konnte, aber die nächste Vendemmia sehnte er geradezu herbei. Für einen Weinbauern war das der Höhepunkt eines jeden Jahres. Die Trauben wurden in seinen Weinbergen noch auf gute alte Art von Hand gelesen. In der Tenuta roch es dann überall nach frischem Most. Und es herrschte heitere Betriebsamkeit. Wenn das Wetter weiter mitspielte, könnte es sogar ein großer Jahrgang werden.
    »Buongiorno, Signor Pertini, che piacere incontrarla qui!«
    Luca drehte sich um. Beim Lärm der Maschine hatte er nicht gehört, dass er Besuch bekommen hatte. Auf diese Gesellschaft hätte er allerdings gerne verzichtet. Serafino Panepinto war zwar immer höflich, aber ein schmieriger und undurchsichtiger Typ. Vor allem hatte er den falschen Arbeitgeber: Wer für den Tedesco tätig war, hatte bei ihm verschissen.
    »Was machen Sie hier?«, reagierte er denn auch ziemlich unwirsch.
    »Entschuldigen Sie die Störung. Ich möchte mich nur kurz mit Ihnen unterhalten. A quattr’occhi.«
    »Unter vier Augen? Ich wüsste nicht, worüber ich mit Ihnen sprechen sollte.«
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie heute früh ein unangenehmes Erlebnis hatten?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, spielte Luca den Unwissenden.
    »Allora, ich persönlich möchte vor meinem Schlafzimmer keinen abgeschnittenen Pferdekopf vorfinden. Che schifo!«
    Lucas Gesicht lief rot an. »Sind etwa Sie für diese Schweinerei verantwortlich?«
    Panepinto hob beschwichtigend die Hände. »Beruhigen Sie sich. Ich bin grundsätzlich für nichts verantwortlich. Außerdem liebe ich Pferde. Aber an Ihrer Stelle würde ich schon darüber nachdenken, was das zu bedeuten hat.«
    Luca, dem plötzlich etwas schwindlig war, hielt sich am Schaltpult fest. »Was soll schon ein abgeschnittener Pferdekopf bedeuten? Das hier ist nicht Siena und der Palio, ich gehöre auch keiner der Contraden an. Mit Pferden habe ich nichts am Hut. Das war ein schlechter Scherz. Basta!«
    »Ich bin entschieden anderer Auffassung. Sie sollten davon ausgehen, dass dies eine ernst zu nehmende Warnung war. Es gibt Leute, die möchten, dass Sie die Tenuta del Leone verkaufen, mächtige Leute – con molta influenza e senza scrupoli. Diesmal war es nur ein Pferdekopf.«
    Luca verspürte einen unangenehmen Druck unter der Schädeldecke, und außerdem sah er plötzlich alles doppelt. Er dachte, dass er seine Tenuta del Leone nie im Leben verkaufen würde. Und schon gleich nicht an diesen Tedesco. Nur über seine Leiche. Was waren das für mächtige Leute, von denen Panepinto sprach? Glaubte der, dass er auf diesen Unsinn hereinfiel? Als ob Lausitz mit der Mafia in Verbindung stünde? Das war ja geradezu lächerlich. Dem würde er gerne die Meinung sagen. Wären da nur nicht diese Kopfschmerzen. Und warum war ihm plötzlich speiübel?
    Er hörte wie durch Watte Panepinto, der davon faselte, dass das Leben so schnell zu Ende gehen könne. Dann fragte ihn Panepinto, ob sich mit dem grünen Knopf diese wunderbare Maschine einschalten lasse. Er hörte, wie die Motoren ansprangen. Luca dachte an seine Frau Mira, er sah seine Tochter Eva-Maria, wie sie ihn liebevoll anlächelte. Die Entrappungsanlage hatte mittlerweile ihre volle Leistung erreicht. Die schnell drehende Förderschnecke produzierte ein hässliches Pfeifgeräusch, die Spindel mit den vielen Stahlstiften rotierte auf Hochtouren.
    Die Kopfschmerzen wurden immer unerträglicher. Das Pfeifen in seinen Ohren wurde immer lauter. Luca spürte, wie die Beine unter ihm nachgaben. Er versuchte sich am Schaltpult festzuklammern, aber seine tauben Hände fanden am glatten Metall keinen Halt. Er sah, wie Panepinto auf ihn

Weitere Kostenlose Bücher