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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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wissen?«
    »Einfach so, ich interessiere mich für Autos.«
    »Das glaube ich Ihnen zwar nicht, aber ich sag’s Ihnen trotzdem, ja, ich habe einen roten Alfa. Ein schönes Auto, liegt gut auf der Straße. Wollen Sie ihn kaufen?«
    »Könnte ich den Wagen mal sehen?«
    »Steht nebenan im Hof, ist offen. Sie können sich gerne reinsetzen. Das Lenkrad ist höhenverstellbar.«
    »Wo finde ich den Wagenheber?«
    »Den Wagenheber? Was soll der Blödsinn?«
    »Ist doch wichtig, falls man mal eine Reifenpanne hat.«
    »Im Kofferraum, glaube ich, unter der Bodenabdeckung im Ersatzrad. Und jetzt lassen Sie mich bitte in Ruhe, ich muss eine Weinlieferung auspacken. Arrivederci.«
    Giovanni drehte sich um, nahm einige Flaschen aus dem Karton und stellte sie ins Regal, wobei er darauf achtete, dass die Etiketten gut zu lesen waren.
    »Grazie mille, buona giornata!« Hipp verließ den Laden, fand den Hinterhof und den roten Alfa, öffnete den Kofferraum und hob die Bodenabdeckung hoch. Der Wagenheber war an seinem Platz. Er hatte nichts anderes erwartet.

50
    T i chiedo perdono dal profondo del cuore, ma non posso fare altrimenti.« Luciana las diesen Satz zum wiederholten Mal. »Aus tiefstem Herzen bitte ich um Vergebung, aber ich kann nicht anders.« Sie saß auf der Holzbank, die Fabri an ihrem Lieblingsplatz unter der alten Kastanie gebaut hatte, hielt die Ansichtskarte aus Südtirol in der Hand und dachte nach. Aus tiefstem Herzen bitte ich um Vergebung? Luciana schüttelte leise den Kopf. Nein, ganz so einfach durfte es sich Gianfranco nicht machen. Wirklich nicht. Wie konnte man sich von heute auf morgen aus dem Staub machen, seine Familie im Stich lassen und mit einer Putana bionda nach Venedig fahren? Dass er ihr nie treu gewesen war, das wusste sie, damit hatte sie leben gelernt. Aber wenigstens war er immer diskret geblieben. Das konnte man jetzt nicht mehr sagen. Jeder wusste, dass Gianfranco auf und davon war. Und sicherlich dachte man dabei an eine andere, eine jüngere Frau. Gewiss machten sich alle hinter vorgehaltener Hand über sie lustig. Luciana, die betrogene und verlassene Ehefrau. Nein, das hatte sie nicht verdient, nicht nach so vielen Jahren. Glaubte Gianfranco wirklich, dass sie ihm so einfach vergeben würde? Sie drehte die Karte um und betrachtetet die Kapelle auf dem Photo. Wie heißt es in den zehn Geboten? Du sollst nicht ehebrechen! Gegen welche Gebote Gianfranco wohl sonst noch verstoßen hatte? Sie spürte, dass es damit nicht getan war, irgendetwas war passiert.
    Luciana hob den Blick und sah über die Rebstöcke hinaus aufs hügelige Land. In der Ferne ahnte sie die schneebedeckten Gipfel der Alpen. Sie liebte dieses Fleckchen Erde, die Langhe, das war ihre Heimat, hier war sie verwurzelt. Auf dieser Bank zu sitzen, unter dem großen Kastanienbaum, das gab ihr die Kraft, die sie in dieser schwierigen Zeit brauchte. Sie war Fabri unendlich dankbar, dass er die Bank hier errichtet hatte. Er verstand ihre Gefühle und kannte ihre Sehnsüchte, ohne dass sie darüber sprechen mussten.
    »Ciao Mamma. Hab ich mir doch gedacht, dass du hier bist.« Fabri nahm seine Mutter in die Arme, gab ihr einen Kuss auf die Wange und setzte sich neben sie auf die Bank.
    Nach einer Minute des gemeinsamen Schweigens deutete er auf die Ansichtskarte in ihren Händen. »Steck sie weg. Es wird nicht besser, wenn du sie immer wieder liest.«
    »Was macht Gianfranco in Südtirol? Verstehst du das?«
    Fabri zuckte ratlos mit den Schultern. »Keine Ahnung, aber ich werde ihn fragen.«
    Luciana sah ihren Sohn überrascht an. »Du willst ihn fragen? Wie?«
    Fabri zögerte mit der Antwort. »Nun, er möchte nicht, dass ich dir was davon erzähle. Aber er hat angerufen, in der Cantina, vor einer halben Stunde …«
    »Warum möchte er nicht, dass du mir von seinem Anruf erzählst?«
    »Doch, das schon, ich soll dir sogar ganz herzliche Grüße ausrichten und dir sagen, dass er noch nicht die Kraft hat, mit dir zu sprechen. Noch nicht. Aber dass ich ihn am Samstag treffen werde, das soll ich für mich behalten.«
    »Du triffst dich mit ihm?«
    »Ja, er möchte es. Ich weiß auch nicht, warum. Er macht ein Geheimnis daraus. Es gebe was zu besprechen, und ich dürfe niemandem von unserem geplanten Treffen erzählen.« Fabri beugte sich zu seiner Mutter und nahm sie erneut in die Arme. »Aber ich muss es dir doch sagen …«
    »Ja, mein Lieber, danke. Geht es ihm gut?«
    »Ich denke schon. Er hat die Piazza dei Miracoli erwähnt

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