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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Duft entscheiden. Dafür war er ausgebildet.
    Carlo entdeckte einige Büsche, in denen sich Wildschweine gewälzt hatten. Bewusst führte er Profumo dicht vorbei und deutete auf einen Baum einige Meter weiter. Ohne sich von den strengen Aromen der Cinghiali ablenken zu lassen, nahm er sofort die Suche auf.
    »Baica sí!«
    Carlo lächelte zufrieden. Profumo schien fast wieder der Alte. Er klatschte laut in die Hände. Der Hund sah ihn nur kurz verwundert an und begann dann mit den Vorderpfoten im Erdreich zu scharren.
    »Bravo, Profumo, bravissimo!«
    Auch diesen Test hatte er bestanden. Profumo schien nicht mehr übertrieben schreckhaft. Wie er bei einem Schuss reagieren würde, das konnte man nicht wissen.
    »Pijlo!«
    Carlo kniete sich nieder und half dem Hund mit seiner Hacke.
    »Speta sí!«
    Folgsam hörte Profumo auf zu graben. Carlo hackte noch etwas im Waldboden, um schließlich eine Trüffel freizulegen. Er bröselte die Erde ab und roch daran. Eine weiße Alba-Trüffel, nicht sehr groß, aber immerhin. Carlo tätschelte den Hund, der bereits erwartungsvoll mit der Schnauze gegen seine rechte Jackentasche stupste.
    »Paga?«, fragte Carlo grinsend. »Hier hast du deine Belohnung. Du hast sie dir verdient. Merkst du was? Der gleiche Hundekuchen, den dir immer Ildefonso gegeben hat. Braver Hund. Das hast du gut gemacht. Bald bist du so weit, dass wir in den Wald nach Asti fahren können. Dorthin, wo Ildefonso erschossen wurde.«

36
    A m Nachmittag war Hipp nach Bologna gefahren und hatte sich im westlichen Borgo ein Quartier gesucht. Mit dem Bus war es nicht weit ins Centro storico. Mit einmal Umsteigen konnte er bequem die Porta Saragozza erreichen, in deren Nähe er auf dem Stadtplan Ginas Wohnung ausfindig gemacht hatte. Genau gegenüber war eine kleine Bar.
    Da saß er jetzt und wartete. Zeit hatte er und auch Geduld. Fast zwei Stunden sollte es dauern, bis er sie auf einer roten Vespa vorfahren sah. Gina parkte auf dem Bürgersteig neben dem Hauseingang, nahm den Helm ab und verstaute ihn in der Sitzbank. Sie fuhr sich mit den Händen durch die Haare, nahm den Rucksack vom Gepäckträger, grüßte lachend einen Passanten, sah kurz Richtung Bar, ging zur Tür, sperrte auf und verschwand. Dass sie Linkshänderin war, ließ sich dabei leicht feststellen. Hipp spielte mit dem Telefonino in der Hand und bestellte einen weiteren Espresso. Er sah, wie Gina im zweiten Stock ein Fenster öffnete und eine Pflanze auf die Fensterbank stellte.
    Es machte keinen Sinn, noch länger zu warten und darüber nachzudenken, ob sie es nun war, die die Drohbriefe verfasst und Rettenstein umgebracht hatte. Oder eben nicht, was er insgeheim hoffte. Da er ihre Telefonnummer abgespeichert hatte, musste er nur auf eine Taste drücken, um sie anzurufen.
    »Pronto«, meldete sie sich kurz und knapp.
    »Signorina Zazzari?«
    »Sì, mit wem spreche ich?«
    »Mein Name ist Hippolyt Hermanus«, stellte er sich vor. »Wir haben uns vor einigen Tagen in Alba kennengelernt. Sie haben meine Giulietta zum Laufen gebracht, und ich hatte das Vergnügen, Sie nach Asti zum Bahnhof zu chauffieren. Erinnern Sie sich?«
    Es dauerte einige Sekunden, bis Gina antwortete. »Natürlich erinnere ich mich. Sie haben lange Haare, tragen eine Brille und verstehen nichts von Autos. Aber woher haben Sie meinen Namen und meine Telefonnummer?«
    »Das würde ich Ihnen gerne persönlich erklären, nicht am Telefon.«
    Er hörte Gina lachen. »Wollen Sie sich mit mir verabreden?«
    »Nein, ich will mich nicht mit Ihnen verabreden. Jedenfalls nicht so, wie Sie das jetzt andeuten. Ich würde Sie nur gerne sprechen, unter vier Augen.«
    Wieder gab es eine kurze Pause. »Sie verwirren mich. Sie wollen sich nicht mit mir verabreden, aber Sie wollen mich sehen. Wie soll das gehen?«
    »Ganz einfach, aber Sie dürfen nicht erschrecken.«
    »Ich erschrecke nicht so leicht.«
    »Sie müssen nur aus dem zweiten Stock nach unten kommen und die Straße überqueren. Ich sitze in der Bar gegenüber.«
    Die folgende Pause fiel noch länger aus. »Jetzt haben Sie mich doch erschreckt. Sie sitzen wirklich unten bei Silvano?«
    »Ja, und Sie stehen im geöffneten Fenster, ich kann Sie sehen.«
    »Was sind Sie, ein Voyeur?«
    »Würde ich Sie dann anrufen und Sie im Caffè Silvano um eine Audienz bitten?«
    »Keine Ahnung.« Gina zögerte. »Wohl eher nicht. Einverstanden, ich komme. Dauert aber ein paar Minuten.«
    »Macht nichts, lassen Sie sich Zeit. Ich freue mich, Sie

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