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Hirschkuss

Hirschkuss

Titel: Hirschkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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verwendet wurde?«
    »Briefbomben waren das.« Kastner nickte. »Ich kann mich da auch dran erinnern.«
    »Ich habe den Fall damals mitverfolgt«, berichtete Anne. »Diese Terroranschläge wurden nie richtig aufgeklärt. Man vermutet, dass ein amerikanischer Wissenschaftler hinter den Attentaten steckte. Aber der hat Selbstmord begangen.«
    »Sauber«, meinte Nonnenmacher. »Biologische Kampfstoffe bei uns im Tal! Und wer steckt dahinter? Die Taliban? Der NSU ? Oder militante Naturschützer?«
    »Ich glaub net, dass wir es hier mit Derrorakten zu tun haben«, beschwichtigte Fritzenkötter. »Des von Ihnen genannte Ereignis in den USA war zwar spektakulär, aber wir hatten in den vergangenen Jahren auch in Deutschland mehrere Andhrax-Vorfälle. In Regensburg kursierte mal andhraxverseuchdes Heroin. Und in Sachsen-Anhalt wurde eine Rinderherde befallen.«
    »Heroinsüchtige und Rinder«, hielt Nonnenmacher fest. »Und jetzt Studenten.« Er kratzte sich am Vollbart. »Das passt ja zusammen wie die Faust aufs Auge!«
    Ohne auf den Inspektionschef einzugehen, erklärte der Rechtsmediziner: »Ich werde die Leiche etz obduzieren. Wenn Sie wollen, können Sie hierbleiben und mir assisdieren.«
    »Ich muss leider weiter.« Kripochef Schönwetter sah die anderen an. »Es gibt da noch einen Todesfall am Chiemsee …«
    »Also, mich würde das schon interessieren«, meinte Anne.
    »Mich auch«, fügte Kastner an.
    Alle Blicke wandten sich Kurt Nonnenmacher zu. »Also mich …«, er zögerte. »Ich meine, müssen wir nicht den Mann, also, ich meine diesen Studenten … vernehmen? Der ist doch der Schlüssel zu allem …«
    »Der ist ohnmächtig«, stellte Schönwetter trocken fest.
    »Ach so«, sagte Nonnenmacher hilflos. Es grauste ihn ja schon, wenn er seiner Frau Helga beim Zubereiten von Fleischgerichten zusehen musste. »Wisst’s ihr, bei mir ist das so … Ich bin eigentlich eher ein Mann der Ergebnisse.« Nonnenmacher dachte an die Lektüre seines Managementratgebers, der Führungskräften empfahl, radikal zielorientiert zu handeln und Mitarbeiter an den eigenen Gedankengängen teilhaben zu lassen. »Bloß als Beispiel: Ich mag Fleischpflanzerl im Ergebnis sehr gern. Aber wenn die Helga so ein rohes Fleisch durch den Fleischwolf treibt, also da mag ich nicht zuschauen. Weil beim Essen, da hört’s bei mir auf. Das mocht’ ich als Kind schon nicht.«
    »Jetzt geh, Kurt, du bist doch ein gestandenes Mannsbild!«, zog Kastner seinen Vorgesetzten auf.
    »Also, mich tät wirklich eher das Ergebnis interessieren als wie die Operation an sich. Weil, also, ich denk einmal, das ist schon recht greislich, was Sie da jetzt machen, Herr Doktor, oder?«
    »Na ja, es is mein Alldag. Wenn Sie den gräuslich finden, dann bidde.«
    »Na, jetzt … also, so hab ich das jetzt fei nicht gemeint. Ich … also … ich war ja auch bei der Geburt von meinem zweiten Sohn persönlich dabei.«
    »Schöner Vergleich«, merkte Anne an.
    »Also gut, ich bin …«, stammelte Nonnenmacher weiter, »… auch dabei.«
    Das Geräusch, das das Messer des Gerichtsmediziners auf der Haut der toten Studentin machte, klang wesentlich dumpfer, als Anne es sich vorgestellt hätte. Gebannt verfolgte sie, wie der Arzt mit großem Geschick die einzelnen Schnitte setzte.
    »Wir schauen uns etz erst einmal in der Bauchhöhle um. Des andere machen wir dann späder«, erklärte Fritzenkötter den staunenden Ermittlern mit der Stimme eines Immobilienmaklers, der seinen Kunden die Vorzüge einer Mietwohnung erläutert. Aus Nonnenmachers Richtung war ein deutliches Grunzen zu vernehmen. Man hätte es auch für den Ansatz eines Würgens halten können.
    Als Fritzenkötter sich durch die Haut hindurchgearbeitet hatte und seine Assistentin um eine Säge zur Öffnung des Brustkorbs bat, meinte er: »Ach, Frau Loop, könnten Sie uns nicht ein wenig Musik anmachen? Ich hör immer ganz gern was Neddes, wenn ich säg. Da drüben steht das Radio. Einfach nur einschalten.«
    Anne durchquerte den Raum, und kurz darauf war ein Bairisch sprechender Moderator zu hören, der sagte: »Und da hab ich ein E-Mail von der Karin aus Lenggries, und die schreibt mir: ›Servus Herbie, ich mag meinen Schatz, den Andreas, grüßen, mit dem ich heut die ganze Nacht am See gehockt bin. Sternenklar war’s, und richtig gemütlich haben wir es gehabt. Über dem Wallberg war der Mond. Und deswegen wünsch ich mir ›Tausendundeine Seenacht‹ vom Hanni Hirlwimmer für meinen Schatz. Lieber

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