Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall
sogar zwei weitere Weiber an ihrer Seite. Er bevorzugte die Kleine mit der dunklen Haut und dem dunklen Haar. Sie erinnerte ihn ein wenig an Hiske. Der würde er auch noch die Beine spreizen. Im Augenblick war sie noch mit Krechting zu eng verbunden, aber es würde die Zeit kommen, wo er sie einmal kosten würde. Ganz sicher. So ein Weib wie die Hebamme ehelichte ohnehin keiner, vielleicht würde sie sich glücklich schätzen, einmal einen echten Kerl auf sich liegen zu haben. Dudernixen gefiel sich in der Rolle als Weiberheld.
Im Augenblick war der Bader recht zufrieden. Er konnte die Frauen, die er begehrte, kaufen. So viele er wollte, so viele er beglücken konnte. Magda würde es nicht wagen, dagegen aufzubegehren. Denn sie war die Hülle für seinen Samen, das konnten die Huren ihm nicht bieten. Er war ein wohlhabender Mann, und wenn er alsbald seinen Sohn gezeugt hatte, wäre er der reichste Mensch der Welt.
»Ich grüße Euch, Kaufmann Lübbert Jans Kremer, und freue mich, dass Ihr gekommen seid, um die Geschicke der Herrlichkeit mit uns zu lenken«, sagte Hebrich von Knyphausen, nachdem sie die Juristen Krechting und Schemering begrüßt hatte. Im Raum der Herrscherin war es wegen der dicken Burgmauern angenehm kühl.
»Wie ist der Stand der Baumaßnahmen?«, leitete Hebrich das Gespräch ein, während sie das Dienstmädchen mit einem Winken aus dem Raum schickte. Sie nippte am Bier, das sie in die grünen Gläser hatte gießen lassen. Grünes Glas gab es nur auf der Burg, es stammte aus den Niederlanden.
»Der Weg zum neuen Siel ist geebnet, der Siedlungsweg zum alten Hafen angelegt und bereits gepflastert. Die Waren transportieren wir noch über den Weg am Deich, der aber auch bald stärker befestigt werden muss. Außerdem planen wir dorthin einen weiteren Zubringer. An der Siedlungsstraße stehen die ersten Häuser. Dudernixen hat das Badehaus aufgebaut, und der Bäcker backt sein erstes Brot«, berichtete Krechting. »Weiter lebt dort die Marketenderin Anneke und bietet ihre Waren feil.« Er griff ebenfalls nach seinem Bier, das er auf der Burg immer gern zu sich nahm, da das mit Hopfen gebraute Gesöff, das über den Seeweg zu ihnen kam, wesentlich besser schmeckte als das Dünnbier, mit dem sie sonst vorliebnehmen mussten.
Hebrich nickte. »Klappt der Nachschub der Steine aus Tichelboe? Und wie sieht es mit den Ziegeln aus Panneboe aus?«
»Keine Nachschubschwierigkeiten«, sagte Wolter Schemering, der Landrichter. »Ich bin heute noch dort gewesen und habe mich davon überzeugt, dass alles weiter reibungslos gehen wird.«
Hebrich schien zufrieden. »Wir bauen eine Stadt, wie man sie nicht überall kennt. Sie wird vielen wie ein Fremdkörper erscheinen, denn wir verwenden keinen Lehm und Stroh, wir mauern mit den Steinen, die in der Herrlichkeit hergestellt werden. Daraus wird eine Planstadt entstehen, die mit fest gebauten Häusern und großen Flächen für die Bleiche und den Gemüseanbau besticht. Ich wünsche, dass in jedem Haus eine Manufaktur Einzug hält mit Waren, die wir dann über das neue Siel und das Schwarze Brack über die Nordsee hinaus nach Emden, Amsterdam, Bremen, Hamburg und bis in die Ostsee verschiffen. Wir werden zu großer Handelsbedeutung kommen.« Sie hielt kurz inne. »Ich möchte kein Bauerndorf aus der Neustadt machen. Ich will einen florierenden Flecken, dessen Bedeutung bis weit über die Grenzen Ostfrieslands hinausreicht.« Sie blickte die Männer an. »Außerdem möchte ich, dass wir eine Lösung für die Abfälle finden, damit der Unrat nicht auf der Straße landet und Ratten und Ungeziefer anzieht.«
Wolter Schemering warf bei den Worten einen zweifelnden Blick zu Hinrich Krechting, der, im Gegensatz zu ihm, bei den Worten der Häuptlingswitwe merklich an Haltung gewonnen hatte. »Das alles ist auch unser Ziel, Herrin. Deshalb ist Lübbert Jans Kremer angereist. Er kennt sowohl das Siel in Oldersum als auch Appingedam. Mit seinem Wissen werden wir die Neustadt nach Euren Vorstellungen aufbauen. Und für die Abfälle habe ich bereits zusammen mit Kremer Ideen, die wir noch weiter erörtern müssen.«
Hebrich nickte und ließ einen Schluck Bier im Mund kreisen, bevor sie weitersprach. »Es muss schnell gehen, ich will, dass alle Leute von meinem Hof verschwinden, weil ich den Schmutz und die Krankheiten satthabe.«
»Wir werden uns bemühen, Eure Vorgaben so rasch es irgend geht umzusetzen«, beeilte sich Krechting zu sagen.
»Das nächste Problem sind die
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