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Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Titel: Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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Mann log. Da Lügen zu seinem üblichen Gebaren gehörten, war es allerdings schwer, das mit absoluter Bestimmtheit zu behaupten. »Bei deinem Weib also …«, begann Jan.
    »Wo sonst? Ein Duuvkehuus gibt es in der Neustadt ja nicht.« Er sah flüchtig zu Anneke herüber.
    »Ihr habt also mit Friso van Heeks Tod nichts zu tun?«
    »Ich kannte den Mann kaum. Er hat bei mir lediglich ein Bad genommen. Was auch nötig gewesen war.«
    Jan sah skeptisch zu Dudernixen, der seinen Blick der Schubkarre mit dem Toten hinterherschickte. Er erkannte darin nur eines: Hass.
    Friso van Heek war tot. Wie ein Sack hatte sein Leichnam im dunklen Wasser des Bracks getrieben. Mit dem Gesicht nach unten, sodass man die Visage nicht ertragen musste.
    Als Klaas in der Nacht sein Boot an Land gehievt hatte und er sich ein wenig erholen wollte, stand ihm plötzlich der Kaufmann gegenüber. Wie eine Botschaft des Teufels war er aus dem Nachtnebel aufgetaucht und hatte ihn mit seinen Augen festgenagelt. Es war nur ein winziger Moment vergangen, ehe das Erkennen über Frisos Gesicht geglitten war. Erkannt hatte Klaas darin die nackte Angst, auch wenn seine Worte anders klingen sollten. »Mein werter Krommenga, der Hurensohn. Bist du gekommen, um mir die fehlenden Gulden in der Herrlichkeit persönlich abzuluchsen? Gib dir keine Mühe. Falschspielern schuldet ein Friso van Heek gar nichts.«
    Klaas schüttelte sich, als er an den alkoholgeschwängerten Atem des Kaufmannes dachte. Obwohl Friso van Heek dem Alkohol offensichtlich mehr zugesprochen hatte, als ihm guttat, waren ihm erneut all die Dinge über die Lippen gekrochen, die dazu geführt hatten, dass die beiden seit ihrer Begegnung im letzten Jahr in Jever keine Freunde waren. Ein paar der Worte aber waren Klaas zu viel gewesen. Seine Faust war vorgeschnellt und hatte sich in die Mitte des muskulösen Bauches des Kaufmanns platziert. Den Blick Friso van Heeks würde er nie vergessen.
    Klaas Krommenga rieb sich die Hände. Das Schicksal meinte es seit seiner Abreise aus Jever gut mit ihm. Friso van Heeks Tod würde zu Verwirrung führen, und das war genau das, was ihm für sein Vorhaben äußerst gelegen kam. Woher hätte er auch wissen sollen, dass ihm dieser Mann noch einmal über den Weg laufen würde? Bei dessen Lebenswandel wäre es dem Scharfrichter lieber gewesen, der Mann hätte seinen Gang ins Höllenfeuer schon längst hinter sich gehabt. Es schien, als träfe Klaas an diesem Ort all seine Feinde, als hätten sie sich versammelt, um sich seiner Rache hinzugeben. Es ging nur darum. Um sonst nichts.
    Das Problem Friso van Heek hatte sich also erledigt, schneller als erhofft. Klaas war noch immer unschlüssig, wie genau er die Hebamme zur Strecke bringen wollte. Eines aber war ganz sicher: Er würde sie peinigen. Sie sollte am eigenen Leib verspüren, wie es war, wenn man solche Schmerzen erleiden musste wie er. Viele böse Gedanken hatten ihn auf der Reise hierher begleitet, doch alle erschienen ihm nicht böse genug für das, was Hiske Aalken erdulden sollte.
    Hin und wieder fiel ihn eine Stimme an, die ihm zuraunte, er habe Hiske doch auch in Jever im Kerker schon leiden lassen. Er war es, der den Strohhaufen so weit von ihr entfernt platziert hatte, dass sie ihn wegen der Kürze der Ketten nicht erreichen konnte. Ihm war es weiter ein Vergnügen gewesen, die Metallschellen so fest um ihre Handgelenke zu schrauben, dass sie sich tief in ihr Fleisch schnitten und sie deshalb bestimmt noch Narben dort hatte. An Letzteren würde er sie ewig erkennen. So wie er Friso van Heek an dem eigenartigen Medaillon und der hässlichen Narbe auf dem Unterarm überall auf der Welt erkannt hätte.
    Er würde schon bald Hiske Aalken ihrem gerechten Schicksal überantworten. Noch war das Weib ihm nicht unter die Augen gekommen, aber das Schicksal würde sie ihm früher oder später in die Arme spülen. So groß waren die Neustadt und die Herrlichkeit Gödens nicht. Spätestens, wenn ein Weib in Not war, würde sie aus ihrem Loch kommen und er konnte beginnen, sie einzukreisen. Immer enger würde er sie umrunden, einer Spinne gleich. So lange, bis sie sicher in der Falle saß und es kein Entkommen mehr gab.
    Noch wagte der Scharfrichter es nicht, sich unter das Volk zu mischen, wollte sich lieber zurückhalten und abwarten, bis nicht mehr allzu viele Menschen am Hafen waren. Wenn man ihn nämlich genau jetzt zum ersten Mal sah, war die Gefahr zu groß, dass man ihn mit dem Ermordeten in Verbindung

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