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Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Titel: Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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van Heek lag tot im Schwarzen Brack. Ob sie den Mann bis zum Siel hätte zerren können? Außerdem ist er eindeutig mit einer Schaufel erschlagen worden, und wo sollte sie die so rasch hergehabt haben?« Jan war enttäuscht, weil diese Spur sich ebenso wie die anderen ins Leere verlor.
    »Eine Schaufel«, wiederholte Hiske. »Könnte es doch einer der Deicharbeiter getan haben? Friso van Heek verhielt sich sehr von oben herab. Vielleicht hat er einen der Arbeiter angepöbelt.«
    Jan schien nicht überzeugt.
    Hiske kam erneut auf Magda zu sprechen. »Bitte, überlegt doch noch einmal. Friso van Heek war betrunken und hatte sich in den Kopf gesetzt, noch in derselben Nacht ein Weib haben zu wollen. Und wenn er dafür eine Ehe erzwingen musste, war ihm das auch egal. Da kam Magda. Wie ein Geschenk, und alle Probleme waren für ihn gelöst. Auch ohne, dass er anschließend heiraten musste.«
    »Vielleicht wollte er aber gerade das. Mit einem Weib würde er, egal wohin er reiste, nicht wieder in solche Bedrängnis geraten«, gab Jan zu bedenken. »Vielleicht hat er mit seinem betrunkenen Hirn einen für sich weitreichenden Entschluss gefasst.«
    Garbrand nickte. »Ihr habt beide recht. Aber nehmen wir an, Hiskes Annahme stimmt. Magda könnte geflohen sein, weil er sie doch überfallen wollte. Der Wirt der
Krocht
meinte wortwörtlich, der Kerl sei spitz gewesen wie der Rüde vom Nachbarshof. Er ist dann zum Siel gehastet, war vermutlich wütend, weil ihm kein Weib zu Willen war, und er hat sich aus Frust mit einem der Deicharbeiter oder Seeleute angelegt.«
    Jan nahm einen Schluck vom Kräutersud und dachte nach. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Ich persönlich glaube, es ist Folgendes passiert: Friso van Heek hat Magda Dudernixen tatsächlich etwas angetan. Der Bader sieht seine Frau nach Hause kommen, und vermutlich war sie arg derangiert. Er bekommt heraus, wer das getan hat, stürzt los und begegnet am Siel Friso van Heek, der sich, betrunken wie er war, vermutlich auch noch über den gehörnten Mann lustig gemacht hat. Dudernixen ist zu allem fähig, das wissen wir«, sagte Jan. Leise fügte er hinzu: »Und er ist nie belangt worden für das, was er getan hat. Er gewinnt immer.«
    »Ich gehe zu Magda«, schlug Hiske vor. »Immerhin wollte sie in der Nacht etwas von mir. So kann ich sie aufsuchen und aushorchen.«
    Garbrand und Jan nickten, der Wortsammler stierte auf den Tisch. Er war mit seinen Gedanken ganz weit weg.
    Klaas Krommenga fühlte sich nach dem Bad bei Dudernixen erfrischt. So konnte er den restlichen Tag weiter begehen und seine Pläne schmieden.
    Gestern war er Hiske gefolgt. Sie war unruhig geworden, als Schritte hinter ihr erklungen waren, doch sie hatte ihn nicht entdeckt. Das würde er bald ändern. Er freute sich darauf, an ihr vorbeizuschlendern, ihr direkt in das eigentümliche Gesicht zu sehen, von dem sicher einige Männer behaupten würden, dass es schön sei. Das war es auch. Viel zu schön. Lippen, die einen Mann nahezu herausforderten, sie mit den seinen zu umschließen, eine hohe Stirn, die immer wieder von ihren dunklen, widerspenstigen Locken überdeckt wurde und ein Körper, der verlockender kaum sein konnte, wenn man weibliche Rundungen mochte. Lediglich die seltsamen Augen waren gewöhnungsbedürftig und würden sicher manchen Werber abschrecken. Wenn sie denn welche hätte, denn um Hebammen freiten nur wenige. Obwohl es sich durchaus lohnen würde, wenn sie ein normales Weib wäre. Nicht mit dem Satan im Bunde, nicht von diesem seltsamen Tun beseelt, das den Heilweibern zu eigen war und das sie zu einer Toverschen stempelte.
    Klaas Krommenga kannte jeden Zentimeter ihrer Haut, hatte er sie damals doch genüsslich geschoren und auf Muttermale untersucht. Nackter würde sie nie wieder sein. Trotzdem würde sie ihn nicht erkennen. Sie hatte nur seine Statur und seine Augen gesehen, nie hatte er die Maske vom Gesicht genommen. Einzig die Stimme könnte ihn verraten, doch damals hatte er laut und schneidend mit ihr gesprochen, in einem Befehlston, der zu seiner Arbeit passte. Heute aber war er einen Ton tiefer gegangen, ließ seine Stimme in weichem Bass erklingen. In Jever selbst war er ihr auch nie begegnet, Männer wie er waren unehrenhaft und zeigten sich nicht in der Stadt. Und wenn sie in der Petersilienstraße zu tun gehabt hatte, war er entweder im Kerker bei seinen Gefangenen gewesen oder hatte sich auf dem Strohlager in seiner Kammer ausgeruht. Sie würde ihn nicht

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