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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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bildete. Es ist wirklich nicht zu überse hen, was James damit sagen will. Mit Blicken versuchte Susanna ihrem Mann zu bedeuten, dass sie die Skulptur gerne behalten würde, aber James starrte sie nur düster an.
    Monsieur Aubert redete sich mittlerweile in Rage. „Den Titel für die Figur habe ich gewählt, weil mir Lady Garrow keinen genannt hat, Mylord, und ich musste ja etwas auf die Karte schreiben. Glücklicherweise ist die Botschaft, die Ihre Figur verkörpert, ja so eindeutig, dass man sie schwer anders nennen könnte. Eine wunderbare Allegorie auf Schottland, das schon viel zu lange im Würgegriff Englands gefangen ist, haben sie geschaffen.“ Er seufzte. „Es ist ein verzweifelter, ewiger Kampf, fürchte ich. Ein Kampf, darauf möchte ich hinweisen, in dem mein Vaterland immer versucht hat, Schottland zu helfen.“
    „Ohne jedes Resultat“, entgegnete James trocken.
    Monsieur Aubert war nicht im Geringsten eingeschüchtert durch sein kühles Betragen. „Nein, nein, missverstehen Sie mich nicht, Lord Garrow: Ich will damit nicht den Preis drücken. Lord Abercrombie hätte die Skulptur gerne gekauft. Er hat mir viertausend Pfund Sterling für dieses Kunstwerk geboten.“ Er zuckte mit den Schultern. „Nun ja. Das ist auch das Mindeste, was man bieten kann.“
    „Viertaus… Ich verkaufe“, erklärte James überrascht.
    „Nicht, James!“, rief Susanna. Er darf die Skulptur nicht verkaufen . „Bitte!“
    Erstaunt sah James sie an. „Was? Du willst sie behalten? Aber bedenke doch – viertausend Pfund!“
    „Bitte!“, wiederholte Susanna flehentlich.
    Monsieur Aubert unterbrach sie. „Lord Abercrombie hat übrigens siebentausend Pfund geboten, wenn Sie die Skulptur in Lebensgröße ausführen.“
    Mit großen Augen starrte James ihn an. „Siebentausend Pfund?“
    Monsieur Aubert lächelt verschmitzt: „Nun, ich könnte wenigstens neuntausend aus ihm herausholen. Aber dafür würde ich auch eine gute Kommission erwarten. Fünfzehn Prozent?“
    „Zehn Prozent“, erwiderte James rasch.
    „Und zweitausend Pfund auf die Hand“, erklärte Susanna. „Wir müssen den Marmor bestellen und liefern lassen.“
    „Einverstanden.“ Monsieur Aubert erhob sich und schüttelte James die Hand, um den Handel zu besiegeln. „Es ist ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen. Alles Weitere regeln wir, wenn ich Antwort von Lord Abercrombie habe.“ Dann eilte er selig von dannen.
    Snively lachte leise, als er die Tür hinter ihm ins Schloss zog. „Der arme Kerl. Überhaupt nichts hat er begriffen! Und so etwas schimpft sich Kunstkenner“, murmelte er, während er sich an James wandte. „Mit Verlaub, Sie hatten sicher etwas ganz anderes im Sinn, nicht wahr?“ Er deutete auf die Statue. „Ich würde sagen, die Skulptur symbolisiert die ganze Menschheit, die verzweifelt versucht, dem Sumpf der Armut zu entrinnen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber trotzdem passt der Name, den er ihr gegeben hat. Verzweiflung .“
    James legte den Kopf schief und starrte einen Moment auf die Figur. Dann schickte er Snively hinaus. „Danke, Thomas. Das ist interessant. Sie können dann gehen.“
    Mit stolzgeschwellter Brust ging Snively hinaus und zog die Tür ins Schloss. James ging ihm nach und schob den Riegel vor.
    Amüsiert blickte Susanna zu ihrem Mann hoch, als er zurückkam. „Erstaunlich, zu welch absurden Deutungen die Leute sich herausgefordert fühlen, nicht wahr?“, meinte sie lächelnd. Während er sich eine Tasse Tee einschenkte, fuhr sie fort: „Du auch? Ach, James, in dem Moment, in dem ich die Figur das erste Mal sah, wusste ich, dass du meiner Sache, der Sache aller Frauen, Sympathie entgegenbringst. Das du verstanden hast, was es heißt, gegen die Fesseln der Gesellschaft anzukämpfen.“ Sie seufzte. „Immer wenn ich in den letzten Wochen an dir gezweifelt habe, immer wenn ich das Gefühl hatte, dass du versuchst, über mich zu verfügen, habe ich an diese Skulptur gedacht. Deswegen wollte ich auch nicht, dass du sie verkaufst. Weißt du, du bist nicht so wie die meisten anderen Männer. Es jagt dir keine Angst ein, dass Frauen als vollwertige Menschen anerkannt werden möchten. Als ich die Figur sah, wusste ich, dass du verstehst, wie wichtig es mir ist, die Fesseln der Konvention, die meine Schritte hemmen, endlich abzulegen …“
    „Susanna …“, unterbrach James sie ärgerlich.
    Sie verstummte: „Ja?“
    „Das ist lediglich eine Frau, die sich den rechten Fuß zwischen Steinen

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