HISTORICAL Band 0272
bevor Sie zusammenbrechen!“
„Wie Sie wünschen, Königliche Hoheit.“ Im nächsten Moment hatte Eva wieder festen Boden unter den Füßen.
„Geht doch. Sehen Sie? So ist es besser.“ Doch dann knickte sie in den Knien ein, geriet ins Schwanken und sank gegen ihn. „Oh verflixt.“ Da standen sie nun, aneinandergeschmiegt und triefend nass. Jack hatte sie offenbar in seinen Gehrock eingehüllt, und sie versuchte die Enden um ihn zu wickeln. Sie presste ihre Wange an seine Brust und hörte, wie sein Herzschlag sich allmählich beruhigte. Wie unschicklich, schalt der in höfisches Benehmen geschulte Teil ihres Verstandes, während ihr Gefühl nur eines sagte: Sie begehrte ihn. Sie fühlte sich bei ihm geborgen, bewunderte seine männliche Kraft und seinen Mut. Wie kannst du in dieser Situation nur an so etwas denken, wies Eva sich schuldbewusst zurecht.
„Sind Sie verletzt?“
„Nein, ich glaube nicht.“
„Was heißt, dass Sie es nur glauben?“ Eva lehnte sich in seinem Arm nach hinten, um ihm ins Gesicht sehen zu können, was in der Dunkelheit aber kaum möglich war.
„Ich bin mir sicher, dass ich nicht verwundet bin“, verbesserte er sich. In seinem umschatteten Gesicht blitzte etwas hell auf, vermutlich lächelte er. „Ich hatte andere Dinge im Kopf. Kommen Sie, das Pferd, das ich gestohlen habe, ist dort drüben. Wenn wir noch länger hier stehen, holen wir uns den Tod.“
„Was uns davor bewahren würde, wegen Pferdediebstahl gehängt zu werden“, bemerkte Eva. Doch sie folgte ihm zum Pferd, das immer noch geduldig neben der Weide stand. Jack hob sie aufs Pferd, schwang sich hinter ihr in den Sattel und zog sie an sich, bis sie auf seinen Schenkeln saß.
„Halten Sie sich an der Mähne fest.“ Der Tier führte er durch den seichten Nebenarm, danach kämpfte es sich die Böschung hinauf bis zur Straße. „Henry wird morgen ein herrenloses Pferd auf einer Wiese finden und es der Polizei übergeben“, erklärte Jack. „Ich bringe Sie schleunigst in unsere Herberge, Sie brauchen ein heißes Bad.“
„Sie aber auch.“ Sie spürte, wie er das Kinn auf ihren Scheitel legte, und sie überließ sich dem wohligen Gefühl seiner Nähe. Dann glaubte sie, ihn leise lachen zu hören, und errötete bei dem frivolen Gedanken, gemeinsam mit ihm in einer dampfenden Wanne zu sitzen.
„Sind Sie eingeschlafen?“, fragte er und wartete nicht auf ihre Antwort. „Bleiben Sie wach und reden Sie mit mir. Es ist gefährlich einzuschlafen, wenn man unterkühlt ist.“
„Reden? Worüber soll ich reden?“, antwortete Eva matt. Wie sollte sie an eine Unterhaltung denken, völlig durchfroren und triefend nass, mit tauben Füßen und Armen, unbequem auf einem Pferd sitzend. Sie wollte schlafen und davon träumen, mit Jack, dem Jack aus ihrer Fantasie, Zärtlichkeiten auszutauschen. Keineswegs wollte sie von dem realen und durchnässten und angeschlagenen Helden schikaniert werden, der nur ihr Leibwächter und ihr Freund sein wollte und der sich nicht dazu verleiten ließ, mehr als das zu sein. Aber es gab etwas, was sie dem echten Jack sagen wollte.
„Danke. Habe ich das schon gesagt? Ich danke Ihnen, Jack. Sie haben mir das Leben gerettet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein anderer das für mich getan hätte.“ Und wenn er jetzt antwortet, er habe nur seine Pflicht getan, bricht er mir das Herz, fügte sie in Gedanken für sich hinzu.
Seine Arme umfassten sie fester, sie spürte, wie er das Kinn hob und seine Wange für einen flüchtigen Moment an ihr Haar schmiegte. „Ich fürchtete, Sie zu verlieren“, sagte er schließlich. „Und ich war nicht bereit, das hinzunehmen.“ Es entstand eine Pause. Eva versuchte vergeblich herauszufinden, ob er diese Worte persönlich meinte oder ob sie darauf gemünzt waren, dass er einfach nur seine Pflicht getan hatte. Jack war einfach zu erfahren darin, jede Gefühlsregung zu beherrschen. Und dennoch, das Echo seiner Stimme hallte in ihr nach, ehe sie nach ihrer Rettung in Ohnmacht sank.
11. KAPITEL
„Verdammt noch mal! Zum Teufel, Meister!“ Der Schwall gotteslästerlicher Flüche kam aus Henrys Mund, überlegte Eva benommen. Das Pferd war zum Stehen gekommen. Sie versuchte den Kopf zu heben, der bleischwer auf ihrem schmerzhaft verkrampften Hals saß. Sie waren an der Herberge angelangt.
„Hör auf damit!“, knurrte Jack. „Hilf ihr lieber vom Pferd, wenn ich bitten darf.“
„Gott steh mir bei, ihr seid beide bis auf die Haut durchnässt.“ Der
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