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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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Unschuld aus, die im völligen Gegensatz zu ihrer Ehe mit einem berüchtigten Lebemann stand. Hinter ihrer leicht überheblichen Art verbarg sich eine Sanftheit, die sich nur selten zum Vorschein wagte. Allein beim Gedanken an ihr Lächeln schoss ihm das Blut in die Lenden.
    Es würde eine lange Nacht werden. Auch wenn er den Wunsch hatte, sie zu lieben, und sie sich in ihrer Verletzlichkeit und Verwirrung nach Zärtlichkeit sehnte, wusste Jack genau, dass er das nicht zulassen durfte. Ihre Enthaltsamkeit gehörte ihrer Meinung nach zu den Pflichten einer verantwortungsvollen Landesmutter, und die Würde, die ihr ihre Überzeugungen verlieh, durfte er nicht zerstören.
    Er öffnete die Augen, warf einen flüchtigen Blick zum Bett hinüber und sah nur den Hügel der Daunendecke, unter dem Eva lag. Dann machte er sich daran, seine Fußsohlen mit der Wurzelbürste zu schrubben. Hatte sie de Presteignes Annäherungsversuche irgendwann einmal verschmäht? Sein Gefühl gab ihm die Antwort. Der eitle Pfau würde eine Zurückweisung als Kränkung auffassen, die er niemals vergessen konnte. Er war ein Mann, der Rachegedanken hegte. Dies machte ihn umso gefährlicher – wenn er noch lebte.
    Jack stieg aus der Wanne; beiläufig registrierte er seine schmerzenden Muskeln. Er durfte sich keine Schwächen erlauben, und für die Zukunft nahm sich vor, sich intensiver um seine körperliche Verfassung zu kümmern. Den morgigen Tag wollte er im Sattel verbringen, falls Eva nicht zu schwach wäre. Zwei ihrer Verfolger waren tot, dafür hatte er gesorgt. Aber mit de Presteigne war immer noch zu rechnen. Aller Wahrscheinlichkeit nach war er nur verwundet, und falls er noch lebte, würde er vor Zorn rasen, gleich einem angeschossenen Eber. Ebenso war davon auszugehen, dass der Soldat, der in den Fluss gestürzt war, sich möglicherweise schwimmend ans Ufer gerettet hatte.
    Die Verfolger waren ihnen immer noch auf den Fersen. Weit weg war nur Prinz Antoine, der wartete aber ungeduldig in der düsteren Burg von Maubourg auf Nachrichten von den Leuten, die er ausgesandt hatte. Die Rettung konnte einzig darin liegen, dass sie immer einen Vorsprung behielten. Jack stellte einen Fuß auf den Rand der Wanne, rieb sich das Bein trocken und überlegte weiter. Es war aber auch zu befürchten, dass Antoine so klug war, seine Kundschafter vorauszuschicken, in der Hoffnung, der Colonel würde sozusagen die Rolle des Marders übernehmen, der in den Kaninchenbau kroch, um die Beute aufzuscheuchen und sie Antoine in die Hände zu spielen.
    Ohne Evas Schwager kennengelernt zu haben, empfand Jack eine tiefe Abneigung gegen ihn. Wie sollte es auch anders sein bei einem Mann, der seine eigene Familie und sein Land verriet und skrupellos genug war, Morde in Auftrag zu geben, die seinen Neffen und dessen Mutter betrafen. All diese Verbrechen machten ihn nicht gerade zu einem Tölpel. Ihn zu unterschätzen, könnte tödliche Konsequenzen nach sich ziehen.
    Jack schlang sich das Handtuch um die Hüften, trat auf leisen Sohlen ans Bett und betrachtete Eva. Der dicke Zopf hatte sich aus dem unbeholfenen Versuch, ihn hochzustecken, gelöst und lag auf dem Kissen. Dies ließ die Schlafende aussehen wie ein junges Mädchen. Trotz seiner Müdigkeit verbrachte Jack noch eine Weile damit, das Kopfpolster vorsichtig zu entfernen und es der Länge nach in die Mitte des Bettes zu legen. Obgleich fest entschlossen, ihrem sinnlichen Bann zu widerstehen, hätte er nicht darauf zu wetten gewagt, dass sein Körper ihm gehorchte, sollte er sie versehentlich im Schlaf berühren. Aber wollte der Wirt nicht ein zweites Bett im Zimmer aufstellen? Anscheinend war dies vergessen worden.
    Als er endlich ins Bett sank, übermannte ihn der Schlaf, ehe er die Decke bis zu den Schultern hochgezogen hatte.
    Das eindringliche Klopfen an der Tür jagte Jack aus dem Bett. Er hielt eine Pistole in der Hand, bevor ihm überhaupt bewusst wurde, dass er sich bewegte. Sonnenstrahlen fielen ins Zimmer, die Zeiger der alten Uhr auf der Kommode standen auf acht. Er holte tief Atem und rief: „Ja?“
    „Ich bin es, Henri, Monsieur.“ Das musste stimmen, kein Mensch konnte den fürchterlichen Akzent seines Dieners nachahmen.
    Jack drehte den Schlüssel im Schloss um und ließ Henry eintreten. „Ich dachte, ich schau besser mal nach, weil es schon ziemlich spät ist.“ Er ließ den Blick durchs Zimmer schweifen und fügte vorwurfsvoll hinzu: „Also wissen Sie, Sir, Sie sollten nicht so rumlaufen,

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