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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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bleiben, während wir zwar dieselbe Richtung einschlagen, aber mit unseren Pferden Nebenstraßen nehmen.“ Jack legte eine dicke Scheibe saftigen Rinderbratens auf seinen Teller und aß mit dem gesunden Appetit eines hart arbeitenden Mannes.
    Eva spielte gedankenverloren mit dem Marmeladenlöffel. „Und abends treffen wir uns in einer Herberge?“
    „Nein, wir reisen länger getrennt, treffen uns nur gelegentlich an vereinbarten Orten. Das macht es uns leichter, Gefahren zu erkennen und etwaige Verfolger abzuschütteln.“
    Henry schluckte erst seinen Bissen hinunter, bevor er sich zu Wort meldete. „Ich habe mich in aller Frühe mit unserem Kundschafter getroffen. Es geht das Gerücht, dass Bonaparte Truppenverbände an die belgische Grenze verlegen will. Sollte dieser Aufmarsch nicht erst im Juli stattfinden?“
    „Jedenfalls erwartet Wellington die Franzosen nicht früher“, antwortete Jack stirnrunzelnd und nahm einen Schluck Kaffee. „Dieser Zeitplan hatte mich jedenfalls bewogen, die von uns ausgewählte Route zu favorisieren, sonst hätte ich Vorkehrungen getroffen, um auf einem englischen Schmuggelboot von Calais nach Dover überzusetzen.“
    Eigentlich sollte ich über diese Neuigkeiten beunruhigt sein, dachte Eva verwundert. Aber sie vertraute darauf, dass Jack sie unversehrt nach England bringen würde, und nach ihrer Rettung vor dem Ertrinken war sie beinahe davon überzeugt, dass er fähig wäre, Wunder zu vollbringen. Wie dem auch sei, sie fühlte sich zu verwirrt, um Besorgnis aufkommen zu lassen.
    Jack legte das Besteck beiseite und beobachtete, wie sie an einer mit Marmelade bestrichenen Scheibe Toast knabberte. „Sie müssen ordentlich essen! Davon wird nicht einmal ein Sperling satt. Hier: Eier, Schinken, Blutwurst.“ Jack schob die Platte mit den deftigeren Sachen vor sie hin. „Wer weiß, wann wir die nächste kräftige Mahlzeit bekommen.“
    Bereitwillig nahm Eva von der Wurst, während Jack anerkennend nickte. Er musste es wissen – wenn er sagte, sie müsse essen, würde sie essen, auch wenn sie keinen Appetit hatte. Vielleicht hatte ihr das eklige Wasser, das sie gestern geschluckt hatte, den Magen verdorben, vielleicht aber lag es auch an diesem verstörend heißen Sehnen, das gestern Abend eingesetzt hatte und nicht weichen wollte. Und wenn sie ihn ansah, verschlimmerte es sich sogar noch.
    Sie spürte ein heftiges Verlangen. Ich sollte mich schämen, wo bleibt eigentlich mein Schamgefühl?, fragte sie sich und kaute an ihrem Schinken wie ein Kind, dem man befohlen hatte, seinen Teller leer zu essen. Sie setzte ihre eigenen Maßstäbe, war für sich selbst verantwortlich, und wenn etwas nicht so funktionierte, wie es eigentlich hätte funktionieren sollen, musste sie mit ihrem eigenen Gewissen zurechtkommen. Sie war niemandem Rechenschaft schuldig.
    Das stimmte nicht ganz. Eva stellte fest, dass ihr Teller leer und sie immer noch hungrig war. Sie griff noch zu einer weiteren Scheibe Brot und einem Stück Käse. Jack – wieder musste sie an ihn denken. Ihm war sie Rechenschaft schuldig, das konnte sie nicht einfach außer Acht lassen. Sie gab sich innerlich einen Ruck. Den heutigen Tag würde sie im Sattel verbringen, sie hatte nichts dagegen einzuwenden. Ein langer Ritt an der frischen Luft würde ihre Gedanken klären. Und dann würde sie mit ihm reden. Aufrichtig.
    Die Pferde, die Jack besorgt hatte, waren kräftige, gesunde Tiere, die sie bis an die Grenze bringen würden, wenn sie nicht überfordert wurden. Eva blieb in der Kutsche, bis der Mietstall weit hinter ihnen lag. Jack sattelte derweil die Pferde, und als er sie eingeholt hatte, führte er nicht nur ihr Tier am Zügel, sondern auch eines, das die Lasten trug. Eva legte ihren Mantel ab und stieg aus dem Wagen.
    „Du bist aber ein hübscher Kerl.“ Sie strich sanft über den seidig schimmernden Nacken des braunen Wallachs und schwang sich anschließend in den Sattel. Jack überprüfte die Halterungen und passte die Steigbügel für sie an. „Es ist lange her, seit ich auf einem so großen und kräftigen Pferd geritten bin. Seit Louis’ Tod saß ich nur bei feierlichen Paraden auf, aber da auch nur im Damensattel und auf einer zierlichen Stute. Oder ich unternahm höchstens kurze Ausflüge im Schlosspark.“
    „Kommen Sie mit ihm zurecht?“ Jack setzte sich auf sein Pferd, ein schwarzer Hengst mit einer Schulterhöhe von mindestens sechzehn Fuß. Seine ebenso schwarzen Augen funkelten feurig. „Wir werden lange

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