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HISTORICAL BAND 295

HISTORICAL BAND 295

Titel: HISTORICAL BAND 295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock Joanna Fulford
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besiegeln.“
    Ehe sie begriff, was er vorhatte, presste er auch schon seine Lippen auf ihren Mund. Dabei hielt er sie in seinen starken Armen und drückte sie so fest an sich, dass es ihr den Atem verschlug. Kein Mann hatte sie je so umarmt und geküsst, so leidenschaftlich, so erschreckend selbstverständlich. Als er sie wieder losließ, spürte sie seine Wärme noch eine Zeit lang auf ihren Lippen. Wut loderte in ihr, als sie ihm eine Ohrfeige verpasste. Einige Umstehende schnappten erschrocken nach Luft, alle drehten sich zu ihnen um. Jeder, Elgiva eingeschlossen, rechnete damit, dass Wulfrum sie, dieses „ungezogene Weib“, mit einem Fausthieb zu Boden schickte, doch zu ihrer Überraschung grinste er nur.
    „Ich nehme an, das hatte ich verdient.“
    „Allerdings“, stimmte Eisenfaust zu.
    Schnell setzte Elgiva zu einer zweiten Ohrfeige an, aber diesmal bekam Wulfrum ihr Handgelenk zu fassen und hielt es fest. „So verhält man sich nicht gegenüber seinem zukünftigen Ehemann.“
    „Ich werde Euch nie zu meinem Ehemann nehmen!“
    „Doch, das wirst du, Elgiva, und zwar schon bald.“
    Diesmal war es Fürst Halfdan, der sie an einer Erwiderung hinderte.
    „Komm, Wulfrum, lass die Tändelei. Du kannst dich später mit der Frau befassen. Jetzt gibt es Arbeit zu erledigen.“
    „Ganz wie Ihr sagt, Herr.“
    „Bring sie zurück in das Gemach und stell eine Wache davor auf, dann komm zu mir nach draußen.“
    Wulfrum nickte und drehte sich zu Elgiva um, wobei er ihre Versuche ignorierte, sich irgendwie aus seinem Griff zu winden.
    „Wagt es nicht, mich anzurühren!“
    Er zog eine Augenbraue hoch und warf Eisenfaust einen vielsagenden Blick zu. Sein Griff um ihr Handgelenk wurde fester, und er ging in Richtung Stufen, wobei er Elgiva hinter sich herzog. Widerstand war zwecklos. Als sie wieder das Gemach erreichten, gab er ihr einen Schubs, sodass sie nicht anders konnte, als ins Innere zu stolpern.
    „Bis später, Elgiva.“
    Dann verließ er sie und gab den Wachen vor der zersplitterten Tür Anweisungen, sie nicht entkommen zu lassen.
    Sobald sie Gewissheit hatte, dass er weg war, drehte sie sich um und betrachtete voller Sorge das Bild, das sich ihr bot. Beide Kinder waren hier, sie schienen nicht verletzt. Die verängstigten Dienstmädchen versuchten sie zu trösten. Vor Erleichterung fiel ihr ein Stein vom Herzen, als Elgiva sah, dass eine Dienerin Osgifu beim Aufstehen half. Die ältere Frau wirkte noch ein wenig benommen, sie hatte eine Platzwunde an der Lippe, und an ihrer Wange zeichnete sich bereits ein blauer Fleck ab. Elgiva eilte zu ihr und führte sie zu einem Stuhl, dann goss sie ein wenig Wasser in eine Schüssel und tupfte mit einem nassen Tuch das Blut von der aufgeplatzten Lippe. Osgifu saß die ganze Zeit über reglos da, nur ihre Hände zitterten. Da Elgiva ihre Kiste mit Heilmitteln und Salben nicht zur Hand hatte, gab es nur wenig, was sie für ihre Freundin tun konnte.
    Eine Zeit lang sprach keine der Frauen ein Wort, da jede von ihnen noch versuchte, die schrecklichen Geschehnisse zu begreifen, die ihr friedliches Leben für immer verändert hatten. Schließlich rang sich Osgifu als Erste zu einer Frage durch: „Geht es dir gut, Kind? Haben sie dir wehgetan?“
    „Nein, es geht mir ganz gut.“
    „Gott sei Dank. Und die Kinder?“
    „Auch beide unversehrt.“ Unwillkürlich musste Elgiva zum offenen Fenster sehen, wobei ihr ein Schauer über den Rücken lief. Wäre Sweyn nicht im letzten Moment an seinem Vorhaben gehindert worden, wären nun ihre beiden Neffen tot. Aber dazu war es nicht gekommen. Sie musste Wulfrum tatsächlich dankbar sein, dass er gerade noch rechtzeitig aufgetaucht war. Wie es schien, hatte er nichts dafür übrig, kleine Kinder zu ermorden. Und er hatte sie vor Sweyn bewahrt. Andernfalls hätte dieser sich wahrscheinlich fürchterlich an ihr gerächt – allein schon, weil sie ihn zum Gespött für seine Kameraden gemacht hatte. Das würde er ihr nicht so bald nachsehen. Der gehässige Ausdruck in seinen Augen hatte das nur zu deutlich gezeigt.
    Auch wenn Osgifu ihre Gedanken nicht lesen konnte, schien sie dennoch zu erraten, was ihr durch den Kopf ging.
    „Hast du alles mitbekommen?“, fragte Elgiva.
    „Aye, genug, um zu wissen, was los ist.“
    Bevor sie weiterreden konnten, riss sich Ulric von der Dienerin, die ihn hielt, los und lief auf sie zu. Elgiva schloss ihn in die Arme, zog ihn hoch und setzte ihn auf ihr Knie, damit sie ihn leichter an sich

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