Historical Band 303
bekümmerte Bram, dass der Junge, der sich einst an sein Bein klammerte, ihm gegenüber jetzt so gleichgültig war.
„Dougal wird jeden Tag schlimmer“, meinte Alex leise. „Denkt, er könnte gegen die Engländer kämpfen.“ Kopfschüttelnd wandte er sich an Nairna. „Wenn er mit Ross kämpft, wird er wenigstens nicht verletzt. Na ja, abgesehen von ein paar Kratzern und blauen Flecken.“
Bram betrachtete seinen jüngsten Bruder. Sein Arm war gerötet, und das Blut lief ihm aus der Nase. Der Bursche kämpfte aus der puren Aggression heraus. Er ließ sich von seiner Wut lenken, schwang die Fäuste ohne Sinn und Verstand und bewegte ziemlich ungeschickt die langen Arme und Beine.
Bram hatte ein ungutes Gefühl, als er ihn so kämpfen sah. Hatte sein Vater ihn damals genauso gesehen? Hatte er wie Dougal darum gekämpft, sich zu beweisen? Einen Moment lang sah er sich in der Rolle seines Vaters, sah, wie er versuchte, kämpfend den Sohn zu schützen. Sollte er jemals ein Kind haben, so würde er ihm hoffentlich lehren können, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Wut und Aggression machten einen nur schwerfällig. Besser, man schob alle Gefühle beiseite und konzentrierte sich einzig und allein darauf, seinen Feind zu Fall zu bringen. Er hatte sich seine Freiheit nur erkämpft, weil er gegen alles andere taub und gefühllos gewesen war. Und es war der einzige Weg gewesen, sich und Callum zu retten, auch wenn er jetzt mit der Schuld leben musste, seinen jüngeren Bruder zurückgelassen zu haben.
Im nächsten Augenblick hatte Ross den Jungen zum Stolpern gebracht. Er drehte ihm den Arm auf den Rücken und drückte ihn zu Boden. „Jetzt bist du am Ende, Bürschchen. Die Engländer hätten dir schon längst die Kehle durchgeschnitten.“
Nairna gab sich alle Mühe, nicht hinzusehen, aber sie machte ein besorgtes Gesicht. Bram trat hinter sie und wollte ihr die Hände auf die Schultern legen, da besann er sich eines Besseren und ließ sie wieder sinken. Er beugte sich zu ihrem Ohr. „Hast du Hunger? Soll ich etwas zu essen besorgen, bevor wir uns für die Nacht zurückziehen?“
Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn mit ihren klaren grünen Augen an. „Nur, wenn du auch etwas isst.“
„Ich werde etwas essen“, versicherte er ihr. Und er konnte nicht widerstehen, ihr mit der Hand über die Wange zu streicheln. Nairna errötete und griff sich mit zitternden Fingern ans Gesicht.
Ross hatte Dougal wieder losgelassen und der Junge stolzierte davon. Seiner Haltung war die unterdrückte Wut anzusehen. Er war vor aller Augen gedemütigt worden. Wahrscheinlich zog er sich jetzt irgendwohin zurück, um seiner schlechten Laune nachzuhängen. Bram wäre ihm gerne nachgegangen, aber er wusste, dass jetzt nicht die richtige Zeit dafür war.
Mit einem breiten Lächeln, bei dem sein Mund fast von einem Ohr zum anderen reichte, trat Ross auf ihn zu. „Bram!“ Er riss ihn in die Arme und drückte ihn so fest, dass Bram fürchtete, er würde ihm die Rippen brechen.
Endlich ließ der alte Mann ihn los und klopfte ihm auf den Rücken. „Bei Gott, es ist ein Wunder, dass ich dich wiedersehen darf.“ Seine Augen schimmerten verdächtig, als er zu Alex sagte: „Wir brauchen ein paar Fässer, um das zu feiern.“ Dann fiel sein Blick auf Nairna. „Und du hast dein Mädchen wieder nach Hause gebracht. Und wir wissen genau, was ihr beiden nach sieben Jahren heute Nacht tun werdet“, stichelte der Alte gutmütig und rief laut lachend: „Nächsten Sommer feiern wir dann hoffentlich die Geburt eines Kindes!“
Als Antwort darauf ertönten die Hochrufe der anderen Männer. Bram entging aber nicht der gequälte Ausdruck auf Nairnas Gesicht, auch wenn sie zu lächeln versuchte.
„Hast du Laren gefunden?“, fragte Alex sie. Nairna schüttelte den Kopf.
„Sie ist schon mit deinen Töchtern zurückgekehrt und bereitet sie jetzt zum Schlafengehen vor“, mischte Ross sich ein. „Ich denke, sie wird bald kommen.“
Alex nickte kurz. Er schien verärgert. „Lass gut sein, wenn sie sich doch um die Kinder kümmern muss“, warf Nairna ein. „Ich freue mich darauf, sie morgen früh kennen zu lernen.“
Alex nickte wieder, aber Bram sah, wie sein Blick nach oben ging. Es lag etwas in diesem Blick, das schwer zu lesen war, fast so etwas wie Kummer. Dann wandte Alex sich wieder ihnen zu.
„Wo bleibt der Met?“, erinnerte Ross den Clan-Führer. „Wir sollten auf Brams Rückkehr trinken!“
Alex lächelte etwas gezwungen und rief
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