Historical Band 303
namens Callum MacKinloch gesehen?“ Er fragte ohne große Hoffnung auf eine positive Antwort. „Ein jüngerer Mann, einer unserer Brüder.“
„Oui, ich sah ihn“, antwortete Mademoiselle de Montpierre. „Er wurde vor ein paar Tagen fortgebracht.“
„Wohin?“
Sie schüttelte den Kopf und sah weiterhin geradeaus. „In den Süden. Das ist alles, was ich weiß.“
„Lebte er? War er unverletzt?“
„Er lebte, ja.“
Sie sagte nicht, dass er unverletzt war. In ihrer Stimme lag einen seltsamer Unterton, und er fragte sich, was die Soldaten mit seinem Bruder gemacht hatten.
Du darfst jetzt nicht daran denken, sagte er sich. Immerhin wusste er jetzt, wo er mit seiner Suche beginnen konnte. Und in der Zwischenzeit, bis sie ihren Bruder gefunden hatten, würde er jede freie Minute trainieren.
Nie mehr sollten die Albträume der Vergangenheit ihn beherrschen und ihn erstarren lassen. Wie lange es auch dauern mochte, er würde wieder ein Kämpfer werden.
Und er würde nicht eher aufgeben, bis er Callum gefunden hatte.
Vier Tage später
„Du bist unvernünftig“, sagte Dougal zu Nairna.
Sie zuckte nur die Achseln. „Wenn du zu viel Angst hast, mich zu begleiten, suche ich mir eben jemand anderen.“
Ihre spitze Bemerkung traf ihn bis ins Mark. „Und was, wenn ich nicht will? Ich mag dich ja noch nicht einmal.“
Nairna tat, als wäre das nicht wichtig. „Ich breche jetzt nach Locharr auf. Monroe geht mit mir. Ich denke, er ist stark genug, um mich zu beschützen.“
„Monroe hat Angst vor Pferden“, meinte Dougal mit einem verächtlichen Blick auf den Jungen. Den schien die Aussicht auf einen Ritt wirklich etwas zu beunruhigen.
Nairna stemmte die Fäuste in die Hüften. „Er wird es schon schaffen. Du willst mir ja nicht helfen.“ Keiner der anderen Männer des Clans hatte ihr seine Begleitung angeboten. Alle behaupteten, sie könnten Glen Arrin nicht unbewacht zurücklassen. Dabei war es nur ein Ritt von ein paar Stunden. Sie hatte keine andere Wahl, als Monroe und Dougal als Führer mitzunehmen. Immerhin brauchten sie keinen Proviant mitzuschleppen. Wenn die Frauen sich einverstanden erklärten, konnte sie bereits am Abend zurück sein.
Sie baute sich vor Dougal auf. „Kommst du jetzt mit oder nicht?“, fragte sie energisch.
Er bestieg das Pferd, das Monroe ihm gab und ritt los. Zwar konnte er seinen Missmut nicht verbergen, aber seine ganze Haltung drückte aus, wie begierig er war, Glen Arrin zu entfliehen.
Nairna griff nach ihren Reithandschuhen, aber es gelang ihr nicht, mit der rechten Hand hineinzuschlüpfen. Sie griff in den Handschuh und entdeckte darin ein Stück Leinen. Als sie es entfaltete, fand sie einen getrockneten Zweig Heidekraut.
Das Geschenk musste von Bram kommen. Seit einer Woche hatte sie ihren Mann jetzt schon nicht mehr gesehen. Nairna musste blinzeln. Das schlichte kleine Geschenk rührte ihr Herz. Plötzlich wurde sie sich ihrer ganzen Einsamkeit bewusst.
In der letzten Nacht war ihr das Lager viel zu groß vorgekommen. Der Platz neben ihr war leer gewesen. Sie hatte mit der Hand über die Stelle gestrichen, wo sonst sein Kopf lag, und um seine glückliche Rückkehr gebetet.
Sie konnte besser schlafen, wenn sich sein warmer Körper an sie schmiegte. Und sie fragte sich, wie es sein würde, sich umzudrehen und seinen Mund auf ihrem zu spüren und zu fühlen, wie er sie streichelte.
Nairna strich mit dem Finger über den Heidezweig und schloss einen Moment lang die Augen. Mit einer kleinen Blume hatte Bram die Vergangenheit heraufbeschworen, die Zeit, in der sie Geschenke miteinander getauscht hatten. Als sie den Zweig einsteckte, drohten ihre Gefühle sie zu überwältigen. Rasch tat sie so, als würde sie die Zügel überprüfen. So konnte sie die Tränen verbergen, die ihr in den Augen brannten. Sie griff noch einmal nach dem Heidezweig und schwor sich, Bram eine gute Frau zu sein – falls er zurückkehrte.
Monroe blieb etwas zurück, während sie ihre Stute antrieb, um Dougal einzuholen. Obwohl er ein ruhiges Pferd führte, war er ganz blass im Gesicht und klammerte sich Halt suchend an die Mähne des Tiers.
Nachdem Nairna sich vergewissert hatte, dass er nicht stürzte, ritt sie an Dougals Seite. Der Junge saß so sicher im Sattel, als wäre er mit seinem Pferd verwachsen. Die natürliche Bewegung schien durch beide hindurchzufließen. Allem Anschein nach genoss er die Freiheit. Jetzt war er kein wütender, unzufriedener junger Mann mehr. Stattdessen
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