Historical Collection 04
Es war ein beredtes Grinsen, das ihr durch und durch ging.
Durchschaute er sie etwa genauso treffsicher, wie er ihre Freundin durchschaute?
Sie verband ihm die Schulter, um das angeschlagene Gelenk zu entlasten, und rückte anschließend von ihm ab. Sie musste über das anstehende Gespräch nachdenken, durfte sich nicht unbedacht hineinstürzen. So saßen sie nebeneinander auf der Bettkante. Durch die offenen Bettvorhänge drang das Licht der Fackel.
„Es tut mir leid, dass ich Euch keinen warmen Empfang bereitet habe“, setzte sie an. Sie musste ihre Gefühle ergründen, um die für sie klügste Entscheidung im Hinblick auf ihre Zukunft treffen zu können. „Etwas, das Bronson mir in Bezug auf Rowena gesagt hat, hat mich aufgewühlt. Ich fürchte, dass ich sie unter meinem Dach nicht hinreichend behütet habe.“
Seine nackte Brust im Fackelschein faszinierte sie. Das goldene Licht der Flammen verlieh seiner Haut einen Bronzeton. Emma wünschte, sie hätte seine Schulter nicht mit solcher Hast versorgt. Dann hätte sie nun einen Vorwand gehabt, ihn zu berühren.
„Ihr scheint sehr auf ihre Sicherheit bedacht zu sein.“ Er legte ihr die Hand aufs Knie, als wolle er sie trösten. Zugleich strich er ihr jedoch mit dem Daumen bedächtig über die Innenseite des Beins, und dadurch wurde aus der zärtlichen Berührung im Nu eine überaus sinnliche.
Die Erinnerung an ihre gemeinsame Nacht flammte in Emma auf.
„Nach dem, was Euer Krieger zu mir gesagt hat, scheint auch ihm daran gelegen, sie zu beschützen.“ Sie wusste, dass der Mann, der Rowena einst zur Frau bekam, ein Glückspilz war. Da ihr der Adelstitel abhandengekommen war, würde sie keinen Ritter heiraten können. Aber ein anständiger Krieger würde ihre kultivierte Art zu schätzen wissen. Und Rowena ihrerseits würde dankbar sein, nicht die Braut eines dörfischen Kleinbauern zu werden, mit dem sie nichts gemein hatte.
„ Aye , und womöglich ist Eure Kammerfrau nicht gar so erpicht darauf wie Ihr, sich bei den ‚Sisters of the Weeping Well‘ hinter Klostermauern zu verschanzen.“
Emma nickte geistesabwesend, da sie wusste, dass dies stimmte. Sie hatte geglaubt, dass sie beide nur im Kloster sicher wären. Aber was, wenn es noch einen anderen Weg gab, um Schutz zu finden und … mehr?
Sie sah zu Gareth auf, der sie aus seinen dunklen Augen durchdringend anschaute. Seine tiefen Narben schreckten sie nicht; sie wusste, das verschlungene Muster stand für einen Blutschwur gegenüber dem Nomadenstamm, der ihn aufgenommen und ihm geholfen hatte, seine Freiheit zurückzuerlangen. Gareth war denen, die ihm halfen, treu ergeben.
Er war all jenen ein standhafter Beschützer, die ihn brauchten. Emma hätte nicht um ihn bangen müssen. Er war ein tapferer Krieger, redlich und stark.
„Ich möchte mich nicht verstecken“, gestand sie. „Die Vorstellung, nie wieder zu erleben, was wir letzte Nacht geteilt haben, lässt mir das Herz schwer werden.“
„So werdet meine Frau.“ Er fasste sie bei den Armen und hielt sie fest. „Dann werden wir diesen Wonnen jede Nacht bis ans Ende unserer Tage frönen.“
Ihr Herz tat einen Sprung beim Gedanken daran, ganz diesem kraftstrotzenden, betörenden Ritter zu gehören und allnächtlich zu ihm unter die Decke zu schlüpfen.
„Was ist mit Eurem Wunsch nach Rache?“ Sie musterte seine Miene, denn sie brauchte Gewissheit. „Was Edward Euch angetan hat, ist unverzeihlich, doch Rachsucht vermag einen ganz und gar zu verzehren. Ich möchte mich nicht an einen Mann binden, dessen Herz von Düsternis zerfressen ist.“
Sie wollte ihm mehr bedeuten als sein Verlangen nach Vergeltung, auch wenn sie nicht das Recht hatte, so etwas zu fordern. Doch sie hatte erlebt, zu welch Zärtlichkeit dieser wilde Krieger fähig war, und würde sich nicht damit zufriedengeben, nur sein halbes Herz zu besitzen.
Gareth schob ihr den unversehrten Arm unter den Knien hindurch und zog Emma auf seinen Schoß. Er wiegte sie in den Armen, ließ seine Finger über ihren Rücken wandern und strich ihr an der Seite hinab, um seine Hand auf ihrer Hüfte ruhen zu lassen.
„Emma.“ Er rang ihr einen hauchzarten Kuss ab, ließ seine Lippen federleicht die ihren streifen. „So wie Ihr Forderungen stellt, seid Ihr selbst eine Kriegerin. Ihr erobert alles um Euch her im Sturm.“
Ihr Puls beschleunigte sich, als er sie fester an sich zog, sich enger an sie schmiegte. Mit der Hüfte stieß sie an seine pralle Männlichkeit und fragte
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