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Historical Collection 04

Historical Collection 04

Titel: Historical Collection 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Scott , Louise Allen , Joanne Rock
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über ihnen auf, und mehr als hundert Wachen sicherten einen jeder Zoll des Palastgeländes und verhinderten Angriffe. Umgeben von seiner Leibgarde ritt Khadin in den Hof ein. Er hielt Laila eng an sich gedrückt. Sie saß steif da, bemüht, ihn so wenig wie möglich zu berühren.
    Reihen von Marmorsäulen säumten ihren Weg ebenso wie kunstvolle Pavillons. Die Luft war erfüllt von süßem Blumenduft, obgleich es bereits Herbst war. Im Palast herrschte Stille, die vielen Hundert Sklaven versahen ihre Aufgaben lautlosen Schritts. Es war der Befehl ergangen, dass kein Mann und keine Frau die Ruhe stören dürfe.
    Im Hof stieg Khadin ab und hob Laila aus dem Sattel. In ihrer Miene spiegelte sich Angst, ihre dunkelbraunen Augen blickten verschreckt drein. „Behalte den Umhang vorerst“, bot er ihr an. „Bis man dir angemessene Kleider gegeben hat.“
    „Lasst Ihr mich etwa allein?“, flüsterte sie.
    Er nickte knapp. Niemand außer den Eunuchen und der Sultansfamilie durfte die Privatgemächer des Harems betreten. Es gab gewiss keinen Ort, an dem Laila sicherer war. Er streckte eine Hand aus und berührte sie am Haar, um ihr stumm zu verstehen zu geben, dass alles gut würde.
    Dabei wusste er doch, dass dem nicht unbedingt so war. Eifersucht und Rachegelüste überschatteten das Leben innerhalb des Harems. Jede Frau dort besaß einen bestimmten Status, und Laila würde den niedersten Rang einnehmen und den anderen Damen zu Diensten sein müssen. Diese kühne Frau, eigentlich eine Beduinenprinzessin, hatte Besseres verdient.
    Lass sie in Ruhe, sagte eine Stimme in ihm. Gut möglich, dass du den nächsten Sonnenaufgang nicht mehr erlebst. Lass sie ziehen.
    Aber Laila war anders als die übrigen Frauen; sie blickte einer Gefahr unerschrocken und besonnen ins Auge. Vielleicht konnte sie ihm ein wenig Trost spenden, bis er sich seines Vaters Zorn stellen musste oder seinen Ruf wiederherstellen konnte.
    Er winkte dem kızlar ağası , dem obersten schwarzen Eunuchen. „Führe sie in den Harem und lass sie herrichten. Und heute Abend bringst du sie zu mir.“
    Der Prunk des Topkapi-Palastes verschlug Laila den Atem. Der dunkelhäutige Eunuch führte sie durch das für Fuhrwerke vorgesehene Tor und durch den Eunuchenhof in einen kleineren bewachten Innenhof. Von dort aus ging es in den Harem, wo Laila bis auf das leise Plätschern der Springbrunnen und gelegentliches Vogelgezwitscher keinen Laut vernahm. Es war, als habe sich die Stille selbst hinter einer opulenten Schale verschanzt.
    Sogar die Mauern waren mit glänzenden goldenen und leuchtend blauen Porzellanfliesen überzogen. Der Boden unter ihren Füßen war aus kühlem Marmor. Der Eunuch führte sie durch ein Labyrinth aus Gängen, in denen sie Hunderte Frauen sah. Einige lagen entspannt auf Diwans, andere hörte Laila in den nahen Bädern planschen.
    Trotz der vielen Frauen ging es still zu. Der Ort verströmte etwas Sinnliches, Einladendes. Laila vernahm die gedämpften Klänge eines Saiteninstruments, begleitet vom Gesang einer jungen Stimme.
    Sie hielt den Saum von Khadins Umhang umklammert und fragte sich, was ihr wohl widerfahren würde. Der Stoff roch nach Khadin, es war ein würziger Duft. Sie schmiegte sich hinein. Immer stärker wurde die Gewissheit, dass Khadin ein hochrangiger Mann sein musste. Er hatte genau gewusst, wohin er sie im Palast bringen musste, und er bewegte sich hier, als sei ihm alles vertraut.
    „Der Mann, der mich hergebracht hat“, wandte sie sich flüsternd an den Eunuchen. „Khadin. Er ist einer der Prinzen, nicht wahr?“
    Der Eunuch neigte den Kopf. „In der Tat. Und da er mir befohlen hat, dich heute Abend zu ihm zu bringen, wirst du den hamam aufsuchen und gebadet und massiert werden, wie es sich für die Konkubine eines Prinzen ziemt.“
    Darauf erwiderte sie nichts. Der brennende Drang zu flüchten, diesem neuen Gefängnis zu entkommen, war schier überwältigend. Nie zuvor war sie von einem Mann angerührt worden, und die Vorstellung, ihre Tugend zu verlieren, war schlicht beängstigend. Ein Beduinenvater mochte seine Tochter sehr wohl in Stücke schneiden dafür, dass sie ihre Jungfräulichkeit der Fleischeslust opferte.
    Doch von ihrer Familie lebte niemand mehr.
    In ihrem Herzen beweinte sie den Verlust. Sie war vom Feind ergriffen worden, ohne in Erfahrung zu bringen, wer von ihrem Stamm hatte fliehen können. Die toten Leiber von Vater, Mutter und jüngerem Bruder allerdings hatte sie noch erspäht. Trauer wallte in

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