Historical Collection 04
Pflückarbeit. Ihre langen Beine und das wohlgeformte Hinterteil steckten in einer aufreizenden langen Hose. Seine Aussichten hatten sich merklich verbessert. Mrs Janeway erwies sich als erfreuliche Überraschung. Er hatte nicht erwartet, dass eine musterhafte Frau auf Bäume kletterte.
„Hallo da unten, ich brauche noch einen Korb“, rief sie, ohne hinzusehen.
Killian fand einen leeren Scheffel am Fuße des Baumes und reichte ihn zu ihr hoch. Das gab ihm die Gelegenheit, den Anblick über ihm zu bewundern, der ihn für den alten Drachen an der Haustür mehr als entschädigte. „Mrs Janeway, hätten Sie wohl einen Augenblick Zeit für mich?“
Sie drehte sich um, weil sie den Korb annehmen wollte, und erstarrte einen Moment, als sie erkannte, wer da am Fuße des Baumes stand. Ihr Gesichtsausdruck zeigte deutlich die Gedanken, die ihr durch den Kopf rasten: Wie begrüßt man einen Adeligen, der plötzlich bei der Ernte auftaucht?
Mrs Janeway reichte ihm ihren gefüllten Korb herab und kletterte flink die Leiter hinunter. Offenbar erinnerte sie sich nicht mehr an das korrekte Verhalten in so einem Fall und hatte beschlossen, sich ganz normal zu benehmen. Sie streifte ihre schweren Handschuhe ab und zog mit einer Hand die Haube vom Kopf, sodass ihr rotblondes, glänzendes Haar wie ein Wasserfall über ihre Schultern fiel. Der vorwurfsvolle Blick aus ihren blauen Augen schien ihm das Recht abzusprechen, sie bei der Ernte zu stören.
Nun staunte Killian zum zweiten Mal, denn Mrs Janeway, die musterhafte Witwe aus dem Dorf, war dieselbe Frau, die ihn gestern bei dem Begräbnis so offen angestarrt hatte. Hmm. Die Situation konnte noch sehr interessant werden.
Er lächelte sie anerkennend an. „Mrs Janeway, ich glaube, wir kennen uns bereits.“
„Auf Arbeitssuche, Pembridge? Ich habe keine. Es ist kaum genug da für die Leute hier“, erwiderte Rose mit kühler Stimme. Damit ignorierte sie seine Anspielung auf den unbedachten Moment von gestern.
„Eigentlich habe ich Sie gesucht. Es tut mir leid, dass ich vergessen habe, welche Jahreszeit wir haben. Ich weiß, ich komme ungelegen, aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mit mir einen kurzen Spaziergang unternehmen würden. Ich möchte Ihnen ein Angebot machen, aber es wird nicht lange dauern.“
Seine dunklen Augen funkelten vergnügt. Soso, ein Angebot. Sie war sicher, dass er dieses Wort absichtlich benutzt hatte. Nun, sie würde diesen Köder nicht schlucken und ihm die Befriedigung verschaffen, sie mit seinen versteckten Anspielungen aufgewühlt zu haben. Noch nicht jedenfalls.
„Ich werde gar nicht erst versuchen, mich auf ein Wortduell mit Ihnen einzulassen, Pembridge, denn damit wäre ich sehr schnell überfordert. Sie sind geübt in geschickten Wortspielen und haben in London damit sicher viele Erfolge errungen, während ich davon nicht viel Ahnung habe. Andererseits beinhaltet ein Angebot vielleicht auch etwas Wichtiges für mich, also werde ich Ihnen zuhören.“
Rose deutete auf einen ruhigen Platz in einer Ecke des Obstgartens, wo man relativ ungestört sprechen konnte, während sie weiter die Aktivitäten der Arbeiter im Auge behalten konnte. In diesem Jahr waren die Früchte erst spät gereift, und jeder Tag zählte, wenn man die Äpfel vor dem Frost retten wollte. Wenn er gehofft hatte, dass sie ihn zum Tee mit Scones einladen würde, hatte er sich leider getäuscht.
Ihr geschäftsmäßiges Auftreten brachte ihn nicht aus dem Konzept. „Sind Sie tatsächlich so gleichgültig, Mrs Janeway? Gestern hatte ich einen ganz anderen Eindruck.“ Er sprach mit leiser, vertraulich klingender Stimme – viel zu verführerisch für den Obstgarten.
Rose spürte, dass der Earl sie von der Seite ansah. Ihre vorderste Verteidigungslinie brach erstaunlich schnell zusammen, als sie sich seiner vollen Aufmerksamkeit bewusst wurde. Überaus bewusst. Als Frau fühlte sie sich allzu schnell von seinen Blicken geschmeichelt. Ihre Fantasien erwachten wieder … konnten verwirklicht werden, wenn sie den Mut dazu aufbrachte …
Sie entschied sich für die Wahrheit. „Sie wissen genau, dass ich Ihnen gegenüber nicht gleichgültig bin.“
„Das freut mich, Rose.“ Er machte eine winzige Pause, bevor er ihren Namen aussprach. Das verunsicherte sie. Als sie ihren Namen aus seinem Mund hörte, klang es so vertraulich und persönlich, dass sich jäh heißes Verlangen in ihr ausbreitete.
„Ist das Ihr Angebot?“, fragte sie und versuchte mühsam, ihr
Weitere Kostenlose Bücher