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Historical Collection Band 01

Historical Collection Band 01

Titel: Historical Collection Band 01
Autoren: MARGUERITE KAYE BRONWYN SCOTT MICHELLE WILLINGHAM ELIZABETH ROLLS
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es würde nicht schwer sein, eine Mätresse zu finden. Es gab nur ein Problem: Er wollte keine der zur Verfügung stehenden Frauen. Er wollte eine andere, verzehrte sich nach der einzigen, die er, wie sein Gewissen ihm sagte, nicht haben konnte.
    Wild fluchend stand er auf. An Schlaf war nicht mehr zu denken.
    Die Morgendämmerung setzte gerade erst ein, als er London verließ.
    Er hatte schon an weniger angenehmen Hauspartys teilgenommen. Die meisten der Gäste kannte er seit Längerem. Und wenn ihm die unverhohlenen Bemühungen seiner Tante, ihn mit Miss Phoebe Angaston zusammenzubringen, auch nicht behagten, so musste er doch zugeben, dass die junge Dame durchaus liebenswert war.
    Miss Angaston galt als Schönheit und war zudem eine reiche Erbin. Zunächst hatte sie sich ihm gegenüber recht zurückhaltend gegeben, vermutlich, weil er in London dem Dinner bei seiner Tante ferngeblieben war, auf dem er ihr hätte vorgestellt werden sollen. Doch bald schon vergab sie ihm. Sie benahm sich ihm gegenüber freundlich und sanft. Was ihm indes noch mehr gefiel, war die Tatsache, dass sie keine dumme unerfahrene Debütantin war, sondern eine gebildete weltgewandte junge Dame. Die perfekte Braut also.
    Leider konnte Everett, so sehr er sich auch in den nächsten Tagen bemühte, kein echtes Interesse an ihr aufbringen. Sie war ihm sympathisch, ja. Eine bezaubernde Frau, mit der er sicher eine unproblematische Ehe hätte führen können. Aber er konnte sich einfach nicht dazu überwinden, um sie anzuhalten. Er wusste genau, dass sie mit einem Antrag rechnete. Ein paar Mal versuchte er sogar, den in ihn gesetzten Erwartungen gerecht zu werden. Schließlich brachte er es dann doch nicht über sich, die entscheidenden Worte zu sagen. Denn immer tauchten vor seinem inneren Auge die Wandgemälde auf, die bei seiner Rückkehr die Wände im Schlafzimmer seines Londoner Hauses zieren würden.
    Also sprach er mit Miss Angaston über irgendetwas anderes – bis sie ihn eines Nachmittags fragte: „Wer ist sie?“
    Er starrte sie an. Sie saßen nicht weit voneinander entfernt auf einer Decke, denn Tante Caroline hatte für ihre Gäste ein Picknick arrangiert. „Wie bitte?“
    „Wer ist die Frau, die Sie lieben?“
    Sein Krawattentuch schien ihn plötzlich ersticken zu wollen, dabei war es gar nicht so fest gebunden. Er schluckte. Gehörte der sechste Sinn etwa auch zu den Qualitäten der schönen, reichen, klugen, charmanten und liebenswerten Miss Angaston? Endlich fand er die Sprache wieder. „Wie kommen Sie darauf, dass mein Herz vergeben ist?“ War sein Herz vergeben?
    Sie lächelte. „Seit einer Woche versuchen Sie, mir einen Heiratsantrag zu machen. Doch letztendlich können Sie sich nicht dazu überwinden. Dass Sie Angst vor meiner Antwort haben, glaube ich nicht. Also muss es einen anderen Grund geben. Da ist es naheliegend anzunehmen, dass Sie eine andere lieben.“
    „Hm …“ Er wollte ihr weder widersprechen noch ihr zustimmen.
    „Darf ich Ihnen einen Rat geben?“
    Er nickte.
    „Wenn sie nicht verheiratet ist und wenn es kein anderes wirklich unüberwindbares Hindernis gibt, dann sollten Sie sie heiraten. Ich selbst habe mich unsterblich verliebt, als ich neunzehn war. Mein Vater erklärte, ich solle einen anderen, passenderen Gatten wählen.“ Aus grauen Augen schaute sie ihn traurig an. „Da ich jung und an Gehorsam gewöhnt war, tat ich, was er verlangte, und lehnte den Antrag meines Verehrers ab. Bald wird er eine andere zur Frau nehmen.“ In ihre Augen glitzerte es verdächtig. „Ich habe ihn für immer verloren. Nun möchte ich Ihnen raten, nicht den gleichen Fehler zu machen.“ Mit ihren schmalen Fingern berührte sie leicht Everetts Hand. „Jetzt ist der Punkt gekommen, an dem Sie mir sagen müssen, ich sollte mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern“, meinte sie mit einem traurigen Lächeln.
    Er schüttelte den Kopf. „Sagen Sie mir lieber, wie Sie reagiert hätten, wenn ich tatsächlich um Sie angehalten hätte.“
    „Wahrscheinlich hätte ich Ja gesagt. Wir würden recht gut miteinander auskommen, finden Sie nicht? Allerdings glaube ich, dass Sie sich mehr vom Leben erhoffen als eine Ehe, die keine großen Probleme aufwirft.“
    Sie kam zu ihm, als er im Bett lag. Es war dunkel, aber deutlich nahm er ihren Duft wahr. Dann spürte er, wie sie ihre langen schlanken Beine um ihn schlang. Sie war geheimnisvoll und vertraut zugleich. Sie schmiegte sich an ihn. Ihr Körper und der seine passten
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