Historical Exclusiv 45
nickte, als der Mann in sich hineinlachte. „Diese Hengste sind wahre Teufel, gleichgültig, wo sie sich befinden.“
Er beugte sich hinüber und klopfte auf ihren Sattel. Ihr Herz blieb fast stehen, sie war sich sicher, dass er sie ansehen und erkennen würde.
„Du solltest auf das Hinterteil deiner Mähre achten, denn zumindest dieser Hengst hier hat sich eine andere Eroberung in den Kopf gesetzt als jene, die wir heute Nacht vorhaben.“
Raues Gelächter erklang um Gabrielle herum, und sie versuchte sich die Derbheit der Redensart des Mannes nicht anmerken zu lassen. Sie brummte etwas vor sich hin, da es schien, dass er auf Antwort wartete, und zu ihrer Erleichterung nickte er und wandte sich ab.
So leise wie möglich atmete sie aus und betete, dass ihr Herz aufhören würde so heftig zu pochen. Gewiss konnten alle das Schlagen ihres Pulses hören.
„Sie klagte über einen verdorbenen Magen, als sie mir ihr Pferd anbot“, erinnerte sich Seymour zu Gabrielles großer Erleichterung. Er grinste. „Ihr wisst doch, Weiber. Wenige haben die Stärke, einem Missgeschick zu trotzen.“
Ehe Gabrielle sich noch richtig aufregen konnte, warf Yves dem Mann einen Blick zu, der Bände sprach. „Madame de Perricault ist ein ganz besonderer Mensch“, sagte er streng. „Ich hoffe, Ihr habt sofort die Kräuterfrau zu ihr geschickt, denn sie ist keine Frau, die sich eines kleinen Unbehagens wegen zurückzieht.“
Würde er womöglich selbst nach ihr sehen? Beim Gedanken an diese Aussicht wagte Gabrielle nicht einmal mehr zu atmen. Er würde sie vermissen, nach ihr suchen lassen, und schließlich würde man sie in der Menge entdecken.
Er würde dafür sorgen, dass sie zurückblieb.
„Natürlich, Herr“, log Seymour, und Gabrielle presste die Lippen vor Verachtung zusammen.
Es hatte keinen Wert, einem Mann zu vertrauen, denn er war nur darauf bedacht, sein Ansehen bei seinem Herrn zu erhalten! Obwohl seine Lüge ihrem Ziel gedient hatte, begann Gabrielle am Charakter Seymours zu zweifeln. Er war ein Beispiel für die Männer, die sie kannte, und die nur nach ihren eigenen Bedürfnissen trachteten.
„Gutgemacht!“ Saint-Roux wandte sich ab und musterte seinen Trupp. Sein Blick schweifte aufmerksam über alle.
Als er seine Stimme erhob, fühlte Gabrielle ihr Herz vor Aufregung hämmern. „Wir reiten aus, um eine Schlacht zu schlagen, die nicht einfach ist, trotz der augenscheinlichen Überlegenheit“, erklärte der Ritter. „Erinnert euch, dass ihr ein Unrecht rächt, denn nicht nur Michel de Perricault musste ohne Grund sterben …“, die Männer machten ihrem Zorn über diese Untat lautstark Luft, „… auch jene unter seinem Schutz wurden grausam niedergemetzelt …“, das unmutige Murren steigerte sich, „… seine Gemahlin wurde aus ihrem Zuhause vertrieben, sein Erbe und Sohn wurde als Geisel genommen!“
Einige der Männer schrien in blinder Wut, und die Pferde begannen erregt zu scharren. Yves’ Augen funkelten, und sein schwarzer Hengst schnaubte ungeduldig. Er zog das Schwert und hob es hoch, sodass es im Mondlicht gefährlich aufblitzte.
„Die Gerechtigkeit ist heute Nacht auf unserer Seite!“, rief er und stieß mit der Klinge gen Himmel.
Die Schar stimmte ein Geschrei an und schwenkte die Waffen in der Luft.
„Vorwärts!“, rief Yves de Saint-Roux und setzte den Helm auf. „Vorwärts, Männer, lasst Philippe de Trevaine eure Schwerter spüren!“
Er gab seinem schwarzen Hengst die Sporen, und das Ross galoppierte durch das Tor. Leon und Seymour folgten ihm hart auf den Fersen. Franz, der das Tor geöffnet hatte, lief zu seinem Wallach, sprang in den Sattel und reihte sich in die abziehende Schar ein, die wie der Wind durch die Bäume stob.
Eine frische Brise strich über ihre Gesichter, als sie das Tal verließen, und als sie den schmalen Pfad erreichten, trabten die Reiter hintereinander Perricault entgegen.
Der Pfad mündete in einen breiteren Weg, sodass mehrere Pferde nebeneinander galoppierten. Nach und nach wurde der Wald lichter, und Gabrielle fühlte, dass Thomas zum Greifen nah war. Das wohlbekannte Rauschen des Flusses erfüllte ihre Ohren, und sie konnte sich kaum noch beherrschen.
Die Aussicht, ihren Sohn bald wieder zu sehen, wühlte sie auf. Bei jedem Atemzug sagte sie insgeheim seinen Namen. Thomas würde sicher in ihren Armen liegen, ehe die Sonne am Himmel stand!
Yves erfüllte das Versprechen, das er ihr gegeben hatte, mit unerwarteter Inbrunst. Ihr Herz drohte
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