HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
sich seine Vermutungen bewahrheiten, hatte er ohnehin bald die Möglichkeit, sich alle Wünsche zu erfüllen und sich jedes Weib zu nehmen, das ihm gefiel.
Die Unterhaltung zwischen den Kollegen und Mary war schleppend geworden. Cummings hatte wiederholt gegähnt, aber zu Camerons Überraschung erhob Mary sich als Erste.
„Ich bedauere, Mr. Bowman, dass mein Gatte und ich Ihnen noch für eine weitere Nacht Ungelegenheiten bereiten“, äußerte sie und lächelte entschuldigend. „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie leid mir das tut und wie dankbar ich gleichzeitig für Ihr Entgegenkommen bin. Cameron und ich werden Ihnen Ihre Hilfsbereitschaft nie vergessen.“
Die Herren waren ebenfalls aufgestanden. Der Chefingenieur verneigte sich so eifrig wie ein pickender Holzspecht. Harold Cummings, dieser schlüpfrige kleine Mistkerl, zwinkerte Cameron kurz zu und grinste anzüglich. Doch Cameron war es einerlei, was Cummings oder alle anderen im Lager über ihn und seine Gattin dachten. Er hoffte, dass es zwischen ihm und Mary nicht wieder zu einer Auseinandersetzung kommen würde, da er die Zwistigkeiten leid war und seine Ruhe haben wollte. Er würde sich erleichtert fühlen, wenn die Gemahlin nicht mehr im Lager weilte, denn dann hatte er die Muße, sich genauer mit dem Lageplan des Elfenbeins befassen zu können.
Allerdings war im Moment noch nicht abzusehen, wann er zu dem Elfenbeinschatz aufbrechen konnte. Über dieses Problem musste er noch sehr gründlich nachdenken. Vor dem Einsetzen der Regenzeit konnte er Bowman nicht um Urlaub bitten, schon gar nicht ohne Angabe von Gründen. Je länger das weiße Gold jedoch im Versteck blieb, desto größer wurde die Gefahr, dass jemand es durch Zufall entdeckte. Die Arbeit bei der Eisenbahn aufzugeben, war zur Stunde jedoch viel zu riskant. Cameron war klar, dass er in arge Schwierigkeiten geraten würde, falls er sich in der Beurteilung der Karte geirrt haben oder vielleicht zu spät an der markierten Stelle eintreffen sollte.
Beiläufig legte er der Gattin den Arm um die schmale Taille und sagte: „Es ist spät geworden, Mary, mein Liebling, und Zeit, zu Bett zu gehen.“ Sie schaute ihn hingebungsvoll lächelnd an und spielte, wie er fand, ihre Rolle viel zu gut. Seite an Seite kehrten sie zum Zelt zurück, lösten sich indes sofort voneinander, sobald sie es betreten hatten. Er ging zur Petroleumlampe, nahm das Glas herunter und zündete den Docht an. Dann drehte er sich um und sah im gedämpften Licht die Gattin auf der Pritsche sitzen. Ernst schaute sie ihn an, und ihre vollen roten Lippen waren halb geöffnet. Sie hatte die Arme um den Oberkörper geschlungen, als müsse sie sich wärmen.
„Es tut mir leid, Cameron“, sagte sie leise.
„Was tut dir leid?“, fragte er ironischer als beabsichtigt.
„Ich habe dir ständig Ärger gemacht. Schade, dass es keinen anderen Weg gab, deine Unterschrift zu erlangen.“
„Die Sache ist erledigt.“ Zur Sicherheit, dass keine Skorpione sich in den Schlafsack verkrochen hatten, nahm Cameron ihn hoch und schüttelte ihn vorsichtig aus. Es fiel jedoch kein Ungeziefer heraus.
„Bitte, es fällt mir nicht leicht …“ Mary schluckte. „Ich weiß, wir haben uns gegenseitig sehr wehgetan, aber zum größten Teil ist das jetzt nicht mehr von Bedeutung. Ich möchte, dass wir, wenn möglich, als Freunde voneinander scheiden.“
Cameron ahnte, was sie beabsichtigte, stöhnte missmutig auf und fragte sich verärgert, warum offenbar alle Frauen den Drang verspürten, eine Beziehung zu analysieren, in allen Einzelheiten zu untersuchen und zu zerreden und nicht imstande waren, einen klaren Schlussstrich zu ziehen. „Warum? Wo ist der Sinn?“
Ein Schatten glitt über Marys Gesicht, und Cameron wusste, dass er sie verletzt hatte. „Wir haben ein Kind“, sagte Mary eindringlich, „ein süßes, weichherziges kleines Mädchen. Jennifer sollte wissen, dass ihre Eltern sich nicht hassen.“
„Ich hasse dich nicht, Mary.“
„Ich weiß. Würdest du es tun, hättest du dich nie so wie gestern um mich gekümmert.“
Cameron hatte das Gefühl, ein Ring lege sich ihm um die Brust, während er den Schlafsack ausrollte, und er wünschte sich inständig, die Gattin möge ihn in Ruhe lassen.
„Auch ich hasse dich nicht“, fuhr sie unbeirrt fort. „Ich habe nur getan, was ich tun musste. Jennifer und ich haben ein besseres Leben verdient.“
Unwillkürlich überlegte Cameron, ob Mary ihren vornehmen Freund vielleicht nicht liebte
Weitere Kostenlose Bücher