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HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VALENTINA LUELLEN ELIZABETH LANE
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Wenn er nicht gerade mit Varinas Hütte beschäftigt war, wollte er ihren Claim inspizieren und das Gelände ringsum. Jedenfalls würde er unablässig beschäftigt sein und keine Zeit haben, sich über Sarah Parker und ihre Pläne Gedanken zu machen.
    Aber schon jetzt, beim Plänemachen, ging sie ihm im Kopf herum. Er errötete, als er an ihre Ohrfeige dachte. Und es erregte ihn, wenn er nur daran dachte, wie sich ihre Körper letzte Nacht berührt hatten und wie ihr seidiges Haar seine Hand streifte. Verlangen erwachte in ihm, es ließ seine Knie weich werden, er taumelte und verfluchte seine lächerliche Schwäche.
    „Beeil dich, Onkel Donovan! Wir sind gleich zu Hause.“ Annie rief ihn, jetzt erst bemerkte er, dass die Mädchen schon weit voraus waren. Er beeilte sich, sie wieder einzuholen, und schöpfte tief Luft, um all die Gedanken, die ihn bewegten, abzuschütteln.
    Ich bin jetzt sechsunddreißig Jahre alt, alt genug, rief er sich zur Ordnung, um zu wissen, dass eine Frau wie Sarah reines Gift für mich ist. Sie hat ihre Freunde und Nachbarn in Richmond betrogen, auch Virgil, der sie mit der ganzen Leidenschaft seiner Jugend geliebt hat. Wie auch immer sie sich hier in Miner’s Gulch einsetzt, ich weiß nur zu gut, dass sie sich im Grunde nicht geändert hat. Hinter der Fassade von Anständigkeit verbirgt sich Lydia Taggert. Sie ist meine Feindin. Ich will sie auf den Knien sehen.

    Der Crimson Belle Saloon hatte schon bessere Tage gesehen. Seine Veranda war dort schief, wo sich das Holz verzogen hatte. Der einstmals grellrote Anstrich war nun verwittert und blätterte ab. Die Männer, die durch die Schwenktüren ein- und ausgingen, sahen desillusioniert aus, als wären sie durch ihr hartes Leben mutlos geworden. Sogar das Piano hörte sich müde an.
    Nicht dass Sarah hinhörte. Das Klaviergeklimper war ihr im Laufe der Zeit so vertraut geworden, dass sie es kaum noch wahrnahm. Außerdem galt ihre Aufmerksamkeit an diesem Abend anderen Dingen.
    Sie hob den Rock wegen des Schlamms, ging um den Saloon herum und glitt durch den Schatten zur Hintertür. Dabei umklammerte sie die Segeltuchtasche, in der sie medizinische Utensilien bereithielt. Die Brille trug sie wieder, sie saß fest auf ihrer Nase.
    Der Eingang an der Rückseite des Saloons war extra für diskrete Besuche vorgesehen. Einige buschige Tannen schirmten ihn ab. Er führte in einen dämmrigen Flur mit einer engen Treppe hinauf zum ersten Stockwerk. Die Tür oberhalb der Treppe war geschlossen, aber auf Sarahs Zeichen hin – dreimal klopfen, Pause, noch zweimal – ließen sich auf der anderen Seite hastige Schritte vernehmen. Der Riegel quietschte, und gleich darauf öffnete sich die Tür und gab den Blick auf eine blonde Frau frei in einem verschossenen malvenfarbenen Morgenmantel aus Seide. Sie ließ die Schultern hängen, als Sarah aus dem Dunkel heraustrat.
    „Gott sei Dank bist du es.“ Sie hatte einen ziemlich starken rauen deutschen Akzent. „Marie geht es schlechter. Der schlimme Husten … das Blut …“
    „Bring mich zu ihr, Greta.“ Sarah ergriff ihre Tasche und folgte der Frau über den mit Teppichen ausgelegten Flur, wobei sie es vermied, die geschlossene Tür anzusehen. Eins der Mädchen hatte augenscheinlich einen Kunden. Irgendwann hatte sie aufgehört, ihre vielen Besuche in den Räumen über dem Saloon zu zählen, aber trotzdem hatte sie sich bis heute nicht an die Dinge gewöhnt, die hier vor sich gingen. Die Lampen im Flur gaben mit ihren rosafarbenen Zylindern einen höllischen Schein. Die Luft war weihrauchgeschwängert. Sein unangenehm süßlicher Geruch vermischte sich mit dem von Tabak. Von unten drang gedämpft das Pianogeklimpere herauf. Es übertönte nicht das lustvolle Seufzen und Stöhnen, das aus dem verschlossenen Raum zu hören war.
    „Hier.“ Greta öffnete die vorletzte Tür. Man konnte auf einem breiten Bett im schwachen Lichtschein eine dunkle Gestalt liegen sehen. Langsam trat Sarah zu ihr, sie fühlte sich hilflos. Sie konnte Babys zur Welt bringen, Umschläge anlegen und ein Gebräu aus Whisky, Chinin und Kampfer herstellen, aber in diesem Fall gab es nichts, womit sie hätte helfen können. Die viel zu junge und nicht mehr hübsche Marie starb an der Schwindsucht. Ihre federleichte Hand flatterte wie ein Blatt auf dem fleckigen Brokatbezug, als Sarah näher trat. „Danke für dein Kommen“, flüsterte sie. „Ich wollte dir noch etwas erzählen, bevor …“ Sie brach ab, ein schrecklicher

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