HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
dachte er über Rafes flammende Rede nach. „Du bist doch genauso wenig froh, ihn zu sehen, wie ich. Er wird alles zunichte machen, was ich versucht habe aufzubauen, wenn wir es zulassen. Ich …“ Wayne verbesserte sich schnell. „Wir waren uns doch einig, dass Hanson Generalvollmacht erhält und nur bei einem Notfall uns zu Rate zieht.“ Er durfte den Vater nicht verärgern, solange Rafe da war und womöglich aus einem Streit Vorteile zog. „Bis jetzt ist doch alles prima gelaufen. Wir haben wieder eine gute Baumwollernte in diesem Jahr. Wie viele Plantagen können mit unserem Ertrag mithalten? Baumwolle hat uns immer Geld eingebracht, und das wird auch so bleiben.“
„Und in der Zwischenzeit bezahlen wir exorbitante Preise in Savannah für Dinge, welche wir selbst anbauen könnten. Ich stimme dir zu, dass Baumwolle unser Hauptanliegen ist; aber wir müssen die Möglichkeit ins Auge fassen, dass Blauröcke auf dieser Plantage erscheinen – und vielleicht ist dieser Tag nicht allzu fern.“
„Hat Rafe dir das gesagt?“ Wayne war überrascht. Diese Möglichkeit hatte er nie ernst genommen. Die Truppen der Yankees waren doch viel zu beschäftigt, Richmond einzunehmen, als dass sie sich für den tiefen Süden interessierten.
„Nein, ich erinnere mich an die Panik auf den Gesichtern der Menschen, die aus Atlanta flohen. Der Zug war voll mit Frauen und Männern, die alle geglaubt hatten, unser Johnson könnte Shermans Truppen aufhalten. Aber es ist ihm nicht gelungen, und ich fürchte, dass Atlanta an die Yankees fallen wird, wenn kein Wunder geschieht. Und bei den begrenzten Hilfsmitteln, die wir jetzt noch im Süden haben, können die einzigen Wunder nur noch von Gott dem Allmächtigen persönlich kommen.“
„Na schön, ich werde heute Nachmittag mit Hanson reden und dafür sorgen, dass Abraham noch mehr Schinken und Speck räuchert und weitere Vorräte anlegt.“
„Ich überlege gerade, ob nicht Shanna die Leitung des Haushaltes übernehmen könnte“, sagte Alexander.
Waynes Augen funkelten neugierig. „Dann hat sie eingewilligt zu bleiben? Wann hast du sie gefragt? Hast du ihr von der Geburtstagsparty erzählt?“ Shanna de Lancel, die reiche Erbin, war das Beste, was Wayne seit vielen Jahren über den Weg gelaufen war. Jetzt milderte die Aussicht auf ihr Bleiben in Wildwood etwas von dem Ärger über Rafes Rückkehr.
„Ich habe noch nicht mit ihr gesprochen, aber ich werde es bald tun.“ Ehe sie sich zu sehr mit Rafe anfreundete! „Ich möchte sie fragen, ob sie nicht die Haushaltsführung übernehmen will. Wir brauchen die Hand einer Frau, die Erfahrung hat mit solchen Dingen – einer Dame –, und außerdem lenkt es sie ab. Wir müssen alles tun, damit sie nicht ständig über den Tod des Vaters nachgrübelt. Ich bin sicher, dass dir etwas einfallen wird, was ihr Spaß macht. Reite mit ihr aus und unternimm mit ihr eine Kutschfahrt zu den Nachbarn. Führe sie bei unseren Freunden ein. Du musst ihr das Gefühl geben, dass sie zur Familie gehört.“
„Es gibt Zeiten, da versetzt du mich in Erstaunen, Vater.“ Wayne lachte. „Gehe ich recht in der Annahme, dass du hoffst, aus dem Mädchen und mir wird ein Paar?“ Ein Vermögen zum Greifen nah! Da spielte es keine Rolle, dass sie ihm völlig gleichgültig war. Er hatte früher schon Frauen bezaubert, wenn er wollte, auch ohne eine derartig verlockende Belohnung für seine Bemühungen in Aussicht zu haben.
„Ich bin ein alter Mann, Wayne. Ich möchte einen Enkel, ehe ich sterbe. Gib ihn mir, und du bekommst noch mehr als das Erbe deiner Frau – du bekommst Wildwood.“
„Und Rafe? Er wird nie einverstanden sein.“
„Ich kann mit Wildwood machen, was ich will. Wenn du verheiratet bist und mir einen Erben geschenkt hast, wird die Plantage dir gehören. Darauf gebe ich dir mein Wort.“
„Du sollst deinen Enkel bekommen, Vater.“ Ja, und er würde Herr auf Wildwood sein, sein Bruder enterbt. Dieses Wissen stieg ihm mehr in den Kopf als süffiger Wein. Die Plantage, eine reiche Frau, die es ihm ermöglichte, weiterhin das Leben so zu führen, wie er es sich angewöhnt hatte, aber im Augenblick nicht konnte, ohne weiterhin auf Geldanweisungen die Unterschrift des Vaters zu fälschen, um an Extra-Geld zu kommen. „Darauf gebe ich dir mein Wort.“
3. KAPITEL
Shanna ließ zum dritten Mal den Blick langsam über die Pferde in den Boxen schweifen. Die Tiere, die Rafe Amberville so stolz sein Eigentum genannt hatte, waren gepflegt
Weitere Kostenlose Bücher