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HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BETH HENDERSON DEBORAH SIMMONS
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wahrscheinlich dazu geführt, dass Severn jetzt ihren vollen Namen und ihre Adresse kannte. Eigentlich sollte sie es nicht einmal wagen, bis zur nächsten Straßenecke zu gehen, und doch lief sie schon wieder sehenden Auges in ihr nächstes Unglück. Sie war so schrecklich unbedarft! Jegliche Vernunft schien von ihrem Bedürfnis nach Gerechtigkeit verdrängt worden zu sein.
    Deegan war jedoch nicht so töricht, ihr bei ihrem Sprung ins Unheil zuzusehen. Er war in dem Bewusstsein aufgewachsen, Gefahren stets aus dem Weg zu gehen. Und den Leuten auszuweichen, die es gut meinten. Da er unter den Missionaren hatte leben müssen, die seine Mutter vor ihrem sündigen Leben retten wollten, war er früh misstrauisch geworden. Ganz gleich, welch gute Absichten sie verfolgten – die selbst ernannten Retter der Gefallenen hatten keinen Erfolg gehabt, sondern seine Mutter durch die endlose, angeblich die Seele reinigende Arbeit früher ins Grab gebracht, als das bei ihrer vorherigen Tätigkeit der Fall gewesen wäre.
    Er selbst hatte zu viel Respekt vor dem Leben – seinem eigenen –, als dass er sich weiter in eine Sache hineinziehen lassen wollte, die so aussichtslos war. Vielleicht würde das Schicksal Lilly verschonen, und sie erhielt tatsächlich die Chance, Belle Tauber Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Deegan bezweifelte es. Er jedenfalls wollte sich von nun an heraushalten. Er würde die Kamera und die Fotoplatten bei den Renfrews abgeben und sich dann wieder seinem angenehmen Leben zuwenden. Schließlich war er kein verbohrter Ritter, der ständig tollkühn alles aufs Spiel setzte, nur um Lilly zu retten. Einmal war mehr als genug – und auch das war bereits töricht gewesen. Damals hatte er allerdings noch nicht gewusst, worauf er sich da einließ. Jetzt wusste er es, und die Karten standen mehr als schlecht.
    Nein, das war für ihn erledigt. Lilly war für sich selbst verantwortlich, und er wollte nur noch an sie denken, wenn er einmal besonders betrunken war. Nur dann würde er sich an ihr süßes Lächeln und ihre hübschen Augen erinnern. Diese hinreißenden hellblauen, traurig und anklagend blickenden Augen.
    Ach, verdammt! Er konnte sie nicht in ihr Unglück rennen lassen. Zumindest nicht allein. Er hoffte nur, dass Hannah ihm wenigstens eine passende Grabinschrift machen ließ, nachdem Severn ihn umgebracht hatte. Sie sollte etwa so lauten: ‚Hier liegt ein verdammter Narr. Denn er war wahrlich einer, wenn er wegen der schönen Augen einer Frau sein Leben riskierte.‘
    Deegan schnalzte mit der Zunge und lenkte sein Pferd die Straße entlang, dorthin, wo Lilly verschwunden war.
    Lilly zuckte erschrocken zusammen, als hinter ihr ein Pferd heftig schnaubte. Sie drehte sich um und entdeckte einen modisch hohen Einspänner, wie sie schon manchen im Park gesehen hatte. Als sie zum Fahrer hinaufblickte, tippte sich dieser an den Zylinder. „Ein schöner Tag für einen Spaziergang, nicht wahr, Miss Renfrew?“, begrüßte Deegan Galloway sie. „Aber noch besser für eine Rundfahrt in der Kutsche.“
    Ihr Herz schlug sogleich schneller. Er war wirklich ihr Prinz, ihr Ritter. Oder vielleicht ihr Schutzengel, der ihr helfen sollte. Bereits am Tag zuvor hatte sie ihn für unglaublich attraktiv gehalten, doch heute – in einem taubengrauen Rock, grauschwarzem Halstuch, schwarzer Hose und silbergrauer Weste – sah er noch atemberaubender aus. Er lächelte sie verführerisch an. Seine Koteletten schienen etwas weniger breit zu sein, verbargen aber noch immer einen Teil seines Gesichts.
    „Mr. Galloway“, sagte Lilly und seufzte beinahe erleichtert. Sie konnte ihn darum bitten, sie in der Nähe des Zeitungsverlags, wo ihr Bruder arbeitete, abzusetzen. Er musste sie nicht begleiten oder vielleicht sogar nach Hause bringen. Da ihr nicht viel Zeit blieb, würde es aber bereits eine große Hilfe bedeuten, wenn er sie ein Stück des Weges fuhr.
    Deegan spielte mit den Zügeln. „Freuen Sie sich, mich zu sehen, Miss Renfrew?“, fragte er mit dem bezaubernden irischen Akzent in seiner Stimme. Obwohl sie wusste, dass er ihn jederzeit einsetzen konnte, fand sie es doch besonders verführerisch, wenn er so mit ihr sprach. Es verlieh ihrem Gespräch eine gewisse Vertrautheit, die eigentlich gar nicht zwischen ihnen bestand. Wenn sie jedoch an den wunderbaren Kuss dachte …
    Da sie befürchtete, er könnte wieder ihre Gedanken lesen, sah sie ihn vorsichtshalber nicht an. Stattdessen betrachtete sie den prächtigen

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