HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
dir.“ Er stöhnte lustvoll, als sie den Kopf bewegte. „Ich bin dir völlig ausgeliefert.“
15. KAPITEL
Als es klar war, dass das Gewitter sich über ihnen zusammenzog, brachen die Männer das Lager auf dem Hügel ab und schlugen es talabwärts im Schutz des Wäldchens auf. Für Wolf und seine Braut wurde neben dem See ein Zelt errichtet, und mehrere Planen wurden über die Bäume gehängt, um die Männer vor dem schlimmsten Regen zu bewahren. Wolf blieb noch im Freien und kümmerte sich mit den anderen um die Tiere und die Vorräte, bevor der Sturm losbrach. Erst nachdem alles in Sicherheit gebracht war, gesellte er sich wieder zu Kathryn in ihr Zelt.
Er fand seine Gemahlin an ihrem kleinen Zufluchtsort schlafend inmitten von Fellen, die sie für dieses Wetter mitgebracht hatten. Die blassgelbe Flamme einer Kerze flackerte in einer Tonschale und warf wechselnde Schatten auf Kathryns Gesicht. Wolf zog seine Kleidung aus und legte sich unter die Felle neben Kathryn. Er schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie zu sich heran.
Kathryn bemerkte den sanften Eindringling und erwachte schlaftrunken.
„Es hat angefangen zu regnen“, sagte er. Seine Stimme war wie eine Liebkosung, und sein warmer Atem streifte ihren Nacken.
„Das höre ich“, antwortete Kathryn und schaute sich in ihrem warmen Nest um. Sie fühlte sich, als ob sie allein auf der Welt wären in einem trockenen Unterschlupf. Es gab ihr eine wunderbare Sicherheit, so behaglich mit Wolf in Felle gehüllt zu sein und das Prasseln des Regens zu hören. Der Duft und das flackernde Licht der Talgkerze im Zelt verstärkten das Gefühl der Geborgenheit. Sie hätte tagelang hierbleiben können, solange nur Wolf bei ihr war.
Er strich mit dem Finger um ihr Kinn und dann ihren Hals hinunter über ihr Schlüsselbein. „Ist dir warm genug?“
„Hm.“ Sie streckte Arme und Beine. Warm und zufrieden.
Die Art und Weise, wie sich ihre sanften Kurven an seinen Körper schmiegten, ließ ihn erschauern. Er machte sich Sorgen, dass alles viel zu schnell geschah, um noch gut für Kathryn zu sein. Denn obgleich er sie erst vor einer kurzen Weile geliebt hatte, verlangte es ihn schon wieder nach ihr.
Er stützte seinen Ellenbogen auf und legte den Kopf in seine Hand. Da er entschlossen war, sich nicht mehr mit ihrem äußerst begehrenswerten Körper zu beschäftigen, fragte er sie nach etwas, worüber König Heinrich einige Bemerkungen gemacht hatte, bevor sie London verließen.
„Du hast mir noch gar nicht erzählt, wie du mir bei dem Überfall das Leben gerettet hast in jener Nacht.“
„Der König hat übertrieben.“
„Das glaube ich nicht.“ Wolf schüttelte den Kopf. „Wenn überhaupt, dann ist er eher ein Meister der vornehmen Untertreibung.“
„Ja, vielleicht …“
„Was ist also an jenem Abend geschehen?“, fragte er. „Ich erinnere mich daran, dass es dunkel war, als wir den Flur betraten, und man uns von allen Seiten angegriffen hat.“
„Heinrich hatte keine Waffe“, erwiderte Kathryn. „Du hast ihn schützend verteidigt, bis er schließlich ein Schwert von einem der gefallenen Männer – einem dieser Lollarden – aufnehmen konnte.“
„Aber dann wurde ich von einem Hieb getroffen.“
„In die Brust – richtig“, sagte sie. „Wir waren zahlenmäßig unterlegen. Zwei der Angreifer stürmten gleichzeitig auf dich ein, und ich wusste nicht, wie du sie dir in deinem Zustand vom Hals halten solltest …“ Sie schauderte bei der Erinnerung an das aus der Wunde strömende Blut. „… und ich hatte Angst, dass du getötet werden würdest …“
„Und dann …?“
Kathryn erzählte Wolf, wie sie es geschafft hatte, ein Schwert unter einem der schwarz gekleideten Männer hervorzuziehen und sich damit zu wehren, bis sie zu ihm gelangte.
„… dann habe ich dem einen Mann eins übergezogen …“
„Eins übergezogen?“
„Ja, ich habe dem, der dich am Bein verletzt hat, eins überge zogen . Ich schwang das Schwert, so kräftig ich konnte, und traf ihn in die Seite, genau unter seinen Rippen.“
„Übergezogen, eben.“ Er war belustigt und beeindruckt von ihrer Erfindungsgabe und ihrem Wagemut. Er bezweifelte, dass es in England noch eine andere Frau gab, die ihm mit einem Schwert, das sie kaum hochheben konnte, zu Hilfe geeilt wäre.
„Wirklich, Wolf“, ihr Ton ähnelte dem einer tadelnden Mutter. „Mein Geschick im Umgang mit dem Schwert mag noch einiges zu wünschen übrig lassen, aber das Ergebnis hat meine
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