HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
Erwartungen erfüllt.“
Er lächelte schalkhaft. „Meine auch.“
„Mein schönes Gewand wurde allerdings ruiniert“, sagte sie leise. „Dein Blut war überall.“
„Ich glaube mich daran zu erinnern, dass jemand weinte …“
„Das hättest du überhaupt nicht hören sollen.“
„Warum nicht?“ Er legte die Hand an ihre Wange und strich zart über ihre Lippen und das Grübchen in ihrem Kinn.
„Ich dachte immer, man solle nicht in Gegenwart eines sterbenden Mannes weinen“, sagte sie mit einem Lächeln. „Das nimmt ihm die Hoffnung.“
Als Kathryn erwachte, war sie allein. Das Morgenlicht brach schon durch die schmalen Ritzen des Zeltes, und sie zog sich ein sauberes Gewand an. Sie verließ ihren Unterschlupf und streckte sich erst einmal. Als sie sich unter den Bäumen umsah, konnte sie niemanden mehr entdecken. Irgendwie waren achtzig Männer verschwunden, ohne den geringsten Lärm zu machen. Jedenfalls nicht genug Lärm, um sie zu wecken.
Eine wettergegerbte Plane, die zwischen zwei stattlichen Bäumen hing, war zurückgelassen worden und schützte ein kleines Feuer, das darunter brannte, vor dem Morgennebel. Kathryn hörte in einiger Entfernung ein Geräusch und sah Janus an einen Baum gebunden. Der Hengst schnaubte und trippelte unruhig hin und her, da er begierig darauf wartete weiterzuziehen.
Sie ging zum Ufer des Wassers, wusch sich rasch und fragte sich die ganze Zeit, wo ihr Mann wäre. Kathryn dachte für einen kurzen Augenblick, dass er sie möglicherweise zurückgelassen hatte, wusste aber sofort, wie töricht dieser Gedanke war. Sie hätte zwar gerne glauben mögen, dass er sie nach der Innigkeit und Leidenschaft der gestrigen Nacht nicht mehr verlassen konnte, war sich aber sehr wohl bewusst, dass die Pflicht der Grund für sein Bleiben war. Sein Stolz und sein Pflichtgefühl erlaubten es ihm nicht, eine Ehefrau zu verlieren, egal, wie wenig – oder wie viel – sie ihm bedeutete.
Sie kehrte zum Feuer zurück und setzte sich auf eine weiche Grassode, um sich das Haar zu kämmen und zu flechten. Und während Kathryn so dasaß, schickte sie ein Dankgebet zum Himmel, dass der Duke of Carlisle nicht der altersschwache, greise Mann war, den sie sich vor ihrer Hochzeit vorgestellt hatte. Ihr Innerstes sagte ihr zwar, dass sie die Nacht der wilden Hemmungslosigkeit mit Wolf reuig beichten sollte, doch die Liebe zu ihrem Mann ließ sie alle Schuld, die sie hätte fühlen können, vergessen.
Wolf hatte die meisten seiner Leute vorausgeschickt, um Kathryn nicht schon so bald wecken und in den Sattel heben zu müssen. Er war sich der Tatsache bewusst, das sie vermutlich langsamer vorankämen, wollte aber diese Zeit mit ihr alleine genießen, bevor sie Windermere erreichten und all die neuen Verantwortungen auf ihn zukamen.
Während Kathryn noch schlief, postierte Wolf eine Gruppe von zwölf Männern auf einem Hügelkamm südöstlich von ihnen, um auf seinen Aufbruch vom See zu warten. Die Ritter hatten den Befehl, dem Duke und der Duchess in angemessenem Abstand zu folgen und ihnen den Rücken freizuhalten, während Kathryn und Wolf gemächlich vorausritten.
Als er zum See zurückkam, fand er Kathryn auf dem Grasstück neben dem Feuer, sich ihr langes, welliges Haar kämmen, das – wie er wusste – nach Blumen duftete, wenn er das Gesicht darin barg. Sie hatte ihre Röcke um sich ausgebreitet, und Wolf konnte einen Ausdruck der Freude auf ihrem Gesicht erkennen. Er streichelte Janus im Vorbeigehen und sah, wie Kathryn aufschaute. Das Lächeln, das sie ihm schenkte, wärmte seine Seele.
„Bist du hungrig?“, fragte er, als er sie erreicht hatte. Er hatte eine Schale mit warmem Essen zugedeckt am Feuer gelassen.
Kathryn errötete und senkte den Blick, als er sie ansprach, und es kränkte Wolf, etwas von ihrer unerwarteten, innigen Verbundenheit der letzten Nacht einbüßen zu müssen. Da er nicht zulassen wollte, dass ihre Scham sich zwischen sie schob, hockte er sich neben sie, nahm den Kamm, mit der anderen Hand ihre Wange und küsste ihre Braue.
„Hier ist ein bisschen Fleisch, das noch vom Nachtmahl übrig ist. Der alte Darby, unser Koch, hat es für dich aufgehoben.“
Sie nahm ihr Frühstück zu sich, während Wolf ihr das Haar kämmte, was sie vor reinem Vergnügen erschauern ließ.
„Trage es heute nicht gebunden, Kathryn“, sagte er. „Dein Haar gefällt mir. Ich mag es lieber offen.“
Es schien ihm, als ob sie sich in seiner Gegenwart noch immer nicht ganz wohl
Weitere Kostenlose Bücher