HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
anderes“, sagte er so sanft, dass kleine Schauer an ihrem Rückgrat herunterliefen. „Ich wünsche nicht, dass du nur deine ehelichen Pflichten erfüllst. Du weißt, was ich will.“
Aye, dachte Alayna, meine vollständige, bedingungslose Unterwerfung. „Eine Dame genießt solche Freuden nicht, sondern gibt sich ihrem Gemahl nur hin, wenn Kinder gezeugt werden müssen. Da wir vor dem Gesetz und vor Gott vermählt wurden, ist dies alles, was ich Euch anbieten kann.“ Diese Ansicht stammte von strengen Nonnen und Priestern, die junge Mädchen vor den Verlockungen des Fleisches warnen wollten, und Alayna glaubte kein Wort davon.
„Du bist eine Lügnerin“, sagte er leise, aber sein Tonfall klang wie eine Liebkosung. Ihre Aussage schien ihn zu amüsieren. Alayna wagte einen letzten Versuch des Widerstandes, doch sie wusste, dass ihr Schutzwall gegen ihn bald zusammenstürzen würde.
„Hat Eure Mutter Euch nicht gelehrt, wie ein Mann von Ehre seine Dame behandeln sollte?“, fragte sie verzweifelt. „Eine Frau von Stand sollte sich niemals lustvollen …“
„Lass dieses sinnlose Geplapper“, sagte er. Seine Finger gruben sich beinahe schmerzhaft in ihren Arm. „Und sprich in meiner Gegenwart nie wieder von meiner Mutter!“
Er versetzte ihr einen kleinen Stoß, als ob sie ihn auf einmal anwiderte. „Ich kann deine ständigen Ausreden nicht mehr hören. Du verleugnest dein eigenes Verlangen, nur um mich wütend zu machen. Ich gebe dir eine Gelegenheit nach der anderen, deine Meinung zu ändern, doch du hast mich immer wieder zurückgestoßen. Wahrscheinlich hätte ich dich schlagen sollen. Vermutlich hätte ich nicht einmal Gewissensbisse, denn wenn es jemals eine Frau verdiente, dann du! Leider würde es mich jedoch zu sehr in Versuchung führen, dich zu erwürgen und deine scharfe Zunge für immer zum Schweigen zu bringen.“
Bevor sie antworten konnte, war er aus dem Bett gestiegen und zog ärgerlich seine Hosen an. Alayna versteckte sich ängstlich unter den Pelzdecken.
Was habe ich getan?, fragte sie sich. Sie hatte ihn nicht derart verärgern wollen. Offensichtlich hatte sie mit ihrem närrischen Gerede eine alte Wunde aufgerissen.
„Es tut mir leid“, sagte sie leise. Sie wusste, dass er ihre Worte gehört hatte, da er seine Bewegungen für einen kurzen Moment unterbrach.
Anscheinend zeigte ihre Entschuldigung keine Wirkung, denn er verließ trotzdem schweigend die Kammer.
15. KAPITEL
Er kam nicht zurück. Alayna hatte keine Ahnung, wo er nachts schlief, aber es verging beinahe eine Woche, in der er ihre gemeinsame Kammer nicht betrat. Tagsüber sah sie ihn nur selten, und wenn sie ihn endlich einmal antraf, sprach er kein Wort. Obwohl es ihr sehnlichster Wunsch gewesen war, in Ruhe gelassen zu werden, konnte sie ihren Triumph nun nicht genießen. Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu den seltsamen Ereignissen jener Nacht zurück, und sie fragte sich, womit sie ihn so aufgebracht hatte.
Ihr Gemahl ging ihr immer noch nicht aus dem Sinn, als sie am Ende der Woche in ihrem Gemach saß und nähte. Diese Beschäftigung weckte glückliche Erinnerungen in ihr, an vergnügte Abende, die sie zusammen mit ihren Eltern vor dem großen Kamin verbracht hatte. Oft hatten sie miteinander gelacht und gescherzt, während ihre Mutter sie gelehrt hatte, mit kleinen sauberen Stichen zu nähen. Ihr Vater hatte ihrer Mutter dabei mit anbetendem Blick zugesehen, und Alayna hatte sich geliebt und beschützt gefühlt.
Sie fragte sich, ob sie jemals ein Mann auf diese Weise ansehen würde. De Montregnier sah offensichtlich keinen Anlass dafür.
Seufzend nahm sie eine von Luciens Tuniken auf, die ein kleines Loch im Saum aufwies. Sie konnte den Schaden leicht beheben. Als sie die feine Wolle über ihrem Schoß ausbreitete, nahm sie seinen sauberen männlichen Duft wahr, der noch an dem Kleidungsstück haftete. Für einen Augenblick atmete sie ihn mit geschlossenen Augen ein, bevor sie schwarzes Garn durch ihre Nadel fädelte.
Laute Stimmen im Burghof erregten ihre Aufmerksamkeit. Als sie hinunterspähte, sah sie eine kleine Gruppe, die dort im Kreis stand. In ihrer Mitte hielten zwei von Luciens Söldnern einen Mann fest. Er war nackt bis zur Taille, und blutrote Striemen verunstalteten seinen Rücken.
Dann sah sie Lucien, der mit nacktem Oberkörper einige Schritte hinter dem gepeinigten Mann stand. Er hielt eine Peitsche, die er auf den Rücken des Unglücklichen niedersausen ließ. Noch niemals war er ihr
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